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In der Eierbecherei

Eierbecher sind das Sammelgebiet von Christiane Hasenwinkel. Vor allem solche aus der DDR. Aber nicht nur.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die bunten Plastikeierbecher der Marke Polyha Halberstadt von 1972 stecken noch in ihren originalen Cellophan-Verpackungen. Die waren beim Ausräumen eines Kindergartens entdeckt worden, erzählt Christiane Hasenwinkel. Später landeten sie bei der Döbelnerin, die seit zwölf Jahren Eierbecher sammelt. „DDR-Eierbecher sind mein Hauptsammelgebiet“, erzählt die 62-Jährige. Fündig wird sie häufig auf Flohmärkten, wo für diese Art von DDR-Gebrauchsgegenständen mittlerweile stolze Preise verlangt werden. Ein Satz originalverpackter Keramikeierbecher aus Stadt Ilm kostet 20 Euro. „Der Karton ist das Teuerste“, meint die Sammlerin. „Wenn es zu teuer ist, wird runtergehandelt. Manchmal lassen wir das Zeug auch stehen.“

Über 3 000 Eierbecher hat die Sammlerin zusammengetragen – und zu Hause auch aufgestellt. Sie stehen in Vitrinen, Setzkästen und auf Kabelkanälen. „Ich schreibe gerade das Buch von der Endlichkeit von Innenwänden in Einfamilienhäusern“, scherzt ihr Mann Thomas Hasenwinkel. Zwei Monate lang wird jetzt Platz im Haus, denn die Sammlerin zeigt rund 2000 ihrer Stücke im Döbelner Stadtmuseum.

Manches wird der Besucher wiedererkennen. Die DDR-Eierbecher verschiedener Formen und Tisch-Menagen mit Gewürzstreuern, die Eierpikser und Sahnegießer, mit denen seinerzeit die Haushalte ausgestattet waren. Da gibt es auch den unverrückbaren Camping-Eierbecher. Die Eierbecher in Hühnerform werden heute wieder in Wolkenstein hergestellt, erzählt die Sammlerin. Porzellanbecher kamen vor allem aus Thüringen und der Lausitz, aber auch aus den Porzellanwerken in Colditz und Freiberg. „Ich will ein Stück Kultur bewahren“, sagt die Sammlerin.

Ein Stück Esskultur, um genauer zu sein. Schon im antiken Pompeji hatte man Eierbecher benutzt. Hierzulande schlug man das Ei früher im Quer-Eierbecher auf, um es mit Brot auszutunken, erzählt Thomas Hasenwinkel. Ein paar besondere Stücke hat die Sammlerin unter Glasstürze gestellt. Ein Becher mit rotem Dekor gehörte ihrer Urgroßmutter, ist rund 100 Jahre alt und stammt aus den Rosenthaler Porzellanwerken. Beim Einkauf von Lebensmitteln habe es damals Sammelmarken gegeben, die gegen ein Kaffeeservice eingetauscht werden konnten. Bekannte und Freunde haben auch Eierbecher aus Polen, Russland, Bulgarien und anderen Ländern beigesteuert. Ein paar der frivolen Art sind ganz unten in einer Vitrine versteckt. Es gibt welche aus Holz und Metall. Ein Exemplar stammt aus dem offiziellen Geschirrservice zur Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton. Dazu gehört ein Eierlöffel aus Perlmutt, von dem Thomas Hasenwinkel schwärmt. „Das ist ein tolles Mundgefühl.“

Osterausstellung „Aus der Eierbecherei ...“, Stadtmuseum im Rathaus, Eröffnung am Sonnabend um 15 Uhr