Hannover - Einer Lockerung des Zuwanderungsrechts für IT-Spezialisten, wie dies die Wirtschaft verlangt, erteilte er indirekt eine Absage. Glos sagte am Montag zum Auftakt eines „IT-Gipfels“ in Hannover, es sei „vornehmliche Aufgabe“ der Wirtschaft, für guten Nachwuchs zu sorgen. „Wenn wir jetzt alle Tore für Zuwanderung aufmachen würden, würden wir noch lange nicht das auf den Märkten finden, was wir speziell brauchen.“
In Deutschland fehlen nach Einschätzung von Fachleuten rund 45 000 IT-Spezialisten. Die Wirtschaft fordert ein flexibleres Zuwanderungsrecht, um vor allem mehr IT-Spezialisten aus Ländern außerhalb der Europäischen Union ins Land holen zu können. Außerdem soll die derzeit geltende Gehaltsgrenze von 85 000 Euro jährlich für hochqualifizierte Zuwanderer deutlich gesenkt werden. Die große Koalition lehnt dies ab.
Auf dem zweiten nationalen „IT-Gipfel“ diskutieren rund 500 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Zukunft der Informations- und Kommunikationstechnologie in Deutschland. Am Mittag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Der erste „IT- Gipfel“ fand im Dezember 2006 in Potsdam statt.
Minister Glos sagte, die deutsche IT-Branche stehe international nicht so schlecht da, wie es manchmal dargestellt werde. Der globale Wettbewerb jedoch werde schärfer. Die moderne IT-Verwaltung in Deutschland müsse ausgebaut werden. Dazu wolle die Bundesregierung auch einen IT-Beauftragten ernennen, einen Staatssekretär aus dem Bundesinnenministerium. Einen Namen nannte Glos nicht.
Zum Thema Fachkräftemangel sagte der Wirtschaftsminister, die Chancen für Zuwanderer aus EU-Staaten seien bereits verbessert worden. Nun komme es vor allem darauf an, in Deutschland eine Qualifizierungsoffensive zu starten. Erst danach komme eine Debatte über Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten.
Der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, August-Wilhelm Scheer, dagegen forderte dagegen erneut eine Lockerung des Zuwanderungsrechts. Notwendig sei eine „Öffnung nach außen“. Scheer verwies auf das „Silicon Valley“ in den USA. In dem weltweiten IT- Zentrum seien viele junge Spezialisten aus Zuwandererstaaten aktiv. Dies verpasse Deutschland, wenn sich das Land „abschotte“. Bei Entwicklung und Produktion habe Deutschland den Anschluss bereits verpasst.
Scheer forderte zudem, es müsse ein „Umdenken“ an den Universitäten geben. Die Zahl der IT-Absolventen sei deutlich gesunken, die Abbrecherquote viel zu hoch. Die meisten IT-Unternehmen bräuchten aber gut ausgebildete Akademiker. Scheer schätzte den Umsatzausfall in der Branche durch den Fachkräftemangel auf rund eine Milliarde Euro pro Jahr. Als weitere vorrangige Aufgaben nannte er die Versorgung der ländlichen Regionen mit schnellen Breitband- Internetzugängen sowie IT-Lösungen zur Senkung des Energieverbrauchs. (dpa)