Döbeln
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In Forchheim bleibt es eng

Eigentlich sollen die Kurven der Kreisstraße großzügig ausgebaut werden. Nur eine nicht. Die Einwohner wundern sich.

Von Jens Hoyer
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Gerhard Meese steht an der Kurve im Ort, in der es jetzt weniger Platz gibt als vor dem Ausbau der Straße. Wegen der Bebauung und weil zwei Fußwege angelegt werden, kann die Fahrbahn hier nur auf 6,50 Meter Breite aufgeweitet werden.
Gerhard Meese steht an der Kurve im Ort, in der es jetzt weniger Platz gibt als vor dem Ausbau der Straße. Wegen der Bebauung und weil zwei Fußwege angelegt werden, kann die Fahrbahn hier nur auf 6,50 Meter Breite aufgeweitet werden. © Jens Hoyer

Döbeln. Lange war der Ausbau der Kreisstraße durch Forchheim geplant. Als schmales Asphaltband schlängelt sie sich durch den Ort und den Berg in Richtung Döbeln hinaus. Zu schmal, als dass ein Auto und ein größeres Fahrzeug an einigen Stellen gefahrlos aneinander vorbeifahren könnten. 

Im vergangenen Jahr ist nun endlich mit dem Ausbau der Straße auf einem Kilometer Länge begonnen worden. Der erste Abschnitt bis zum Forchheimer Bach ist weitgehend fertig. Und die Bewohner des Ortes reiben sich verwundert die Augen.

Die einzige der vier Kurven, die bisher eine ordentliche Breite aufwies und wo sich zwei Fahrzeuge ohne Probleme ausweichen konnten, war am Grundstück Am Berg 14. Jetzt ist sie deutlich schmaler als vorher. Gerhard Meese, der schon sein Leben lang in Forchheim wohnt, berichtete unserer Zeitung von einem Erlebnis. 

„Vor einiger Zeit bin ich im Ort spazieren gegangen. Von unten kam eine Mühle vom Mahldienst Voigt und von oben ein Auto. Die kamen nicht aneinander vorbei“, erzählte Meese. Eigentlich sollten die Kurven bis beinahe acht Meter Breite aufgeweitet werden. Aber dort sei das nicht passiert. Die Firma Voigt mit ihren mobilen Mühlen ist in Forchheim ansässig. „Die müssen ständig raus und rein“, sagte Meese.

Das Problem wird sich etwas entschärfen, wenn der Asphalt komplett ist, weil dann auch der gepflasterte Streifen an der Seite der Fahrbahn befahren werden kann, sagte Mario Voigt, Chef des Misch- und Mahldienstes.

„Eng ist die Kurve aber definitiv. Wenn unsere Fahrzeuge solo kommen, ist es kein Problem. Wenn aber ein großes Gespann oder ein Sattelzug kommt, dann gibt es ein Problem. Aber die DIN-Norm ist eingehalten, alles andere ist egal.“ Auf der Straße ist die Firma Voigt mit landwirtschaftlichen Arbeitsmaschinen bis knapp drei Meter Breite unterwegs.

Bisher war die Kreisstraße wegen der geringen Breite für den normalen Lkw-Verkehrkomplett gesperrt. Ob sich das nach der Fertigstellung ändert, ist noch nicht klar. Nach Rücksprache mit der Verkehrsbehörde der Stadt Döbeln soll nach Ende des Baus im Juni nochmals geprüft werden, ob das Lkw-Verbot aufgehoben wird, so André Kaiser, Pressesprecher des Landkreises Mittelsachsen.

Nach Angaben des Landratsamtes ist die Kurve am Grundstück Am Berg 14 auf 6.50 Meter aufgeweitet worden. Eine größere Breite sei aufgrund der Bebauung nicht möglich. Auf beiden Seiten der Fahrbahn gibt es jetzt Fußwege. Nach Auffassung von Gerhard Meese hätte zumindest einer der Fußwege überfahrbar gestaltet werden können. „In Ebersbach hat man das auch gemacht“, sagt er.

Wegen des zusätzlichen Bordes befürchtet Meese auch Probleme bei Starkregen, wenn das Wasser die Straße nach Forchheim hinunterschießt. Das konnte bisher immer auf eine Wiese ablaufen. „Das hat keinem wehgetan. Aber wo soll das Wasser jetzt hin?“ 

Für die Straßenentwässerung ist ein Abwasserrohr in der Mitte der Straße vorgesehen. Meese befürchtet, dass es bei Starkregen den Gully ausheben könnte. „Auf der Wiese am Bach hat das Wasser schon einen Meter hoch gestanden“, erzählt er.

Derzeit sind die Arbeiten in der Winterpause. Ende März soll es mit dem Straßenausbau in Richtung Döbeln weitergehen. Fußwege wird es in diesem Abschnitt der Straße keine geben. Dafür werden die Kurven deutlich breiter. Die erste Kurve nach dem Bach wird auf 7,60 Meter, die zweite auf 7,70 Meter und die letzte Rechtskurve in Richtung Döbeln sogar auf 7,90 Meter Breite ausgebaut. Auf gerader Strecke bekommt die Straße eine Breite von 5,50 bis sechs Meter.

Grundsätzlich findet Gerhard Meese den Straßenausbau gut. Die beauftragte Firma Walter Straßenbau habe gut und schnell gearbeitet.

Der 83-Jährige kennt die Straße noch in ganz anderen Zuständen. Nach 1945 seien für kurze Zeit sowjetische Panzer in Döbeln stationiert gewesen. „Wenn die Fahrschule machten, fuhren die auf der Straße bis nach Meinsberg“, erzählt er. 

„Einer der Panzer hat mal in der Kurve im Straßengraben gelegen.“ Die Ketten der schweren Fahrzeuge hätten die Straße komplett ruiniert. „Das bisschen Asphalt hatten die in kurzer Zeit runtergeholt. Das war dann nur eine Schotterpiste. In den 1950er Jahren ist die Straße dann neu asphaltiert worden“. sagte Meese.

 Er bezeichnet die Verkehrsverbindung als „erste Umgehungsstraße“. Sie war mit ihren Kurven anstelle der alten Landstraße nach Döbeln 1845 neu angelegt worden. „In Forchheim gab es Sandgruben und die Fuhrwerke mussten nach Döbeln und Waldheim.“

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