Von Yvonne Popp
Rosenthal-Bielatal. Sonnabendmittag, kurz vor 13 Uhr. Dunkle Wolken ziehen auf am Horizont. Erste Regentropfen fallen. Die Wasseroberfläche beginnt sich zu kräuseln. Jetzt könnten hoher Wellengang und Gewitter drohen. Doch davor muss in Rosenthal niemand Angst haben, auch wenn sich dort an diesem Tag ein maritimes Abenteuer abspielt. Unter anderen stechen Uwe Thiermann und Ralf Loose mit ihrer „auRohra“ in See, besser gesagt ins Wasser des ehemaligen Freibades an der Königsteiner Straße.
Riesen-Gaudi beim Rosenthaler Badewannenrennen
Ihre „auRohra“ ist das, was der Name schon ein wenig vermuten lässt, nämlich ein dickes Stück Rohr, das zu einem Boot umfunktioniert wurde. Damit es gut durch die Fluten gleitet, ist es am Bug schön schmal. Für präzise Navigation ist ein Ruder am Heck angebracht. Angetrieben wird das schwarz-rote Prachtstück von vier Schaufelrädern. Nur zum Spaß sind die beiden Männer aber nicht zum Badewannenrennen gekommen. Sie wollen gewinnen.
Gut, eine Badewanne ist ihre „auRohra“ nun nicht gerade, aber das war auch nicht ausdrücklich vorgeschrieben. Mitmachen durften alle, deren selbstgebauter Schwimmkörper eine Größe von maximal drei Metern Länge und zwei Metern Breite nicht überschritt. Außerdem waren alle Arten von Motoren verboten.
Zwei Monate haben Uwe Thiermann und Ralf Loose, zusammen mit Freunden an der Seetauglichkeit ihrer „auRohra“ gearbeitet. Eine Sache, die ihnen ihre Frauen, übrigens zwei waschechte Mädels von der Rosenthaler Waterkant, gar nicht zugetraut hätten. „Als wir eines Abends bei einem Glas Wein sagten, dass wir hier mitmachen wollen, meinten unsere Frauen nur, das schafft ihr sowieso nicht“, erzählt Uwe Thiermann. „Da haben wir uns aber gesagt, jetzt erst recht.“ Und so sah es zwischenzeitlich aus, als könnten sie das Rennen machen. Von den drei Teilnehmern ihrer Startgruppe kamen sie am besten weg vom Ufer. Quasi allradgetrieben lagen sie lange vorn. Doch an der Wendeboje versagte das Ruder. Der Wendekreis geriet viel zu groß. Das machte sich die Crew der Feuerwehr-Wanne zunutze und überholte.
Insgesamt 23 Teams gingen beim Badewannenrennen an den Start, ausnahmslos alle in abenteuerlicher Aufmachung. So schipperten unter anderem ein Brautbett oder eine überdimensionale Feldschlösschen-Flasche übers Rosenthaler Meer. Beide allerdings chancenlos, denn das Bett war viel zu langsam und die Flasche kenterte schon am Start.
Um der Gaudi noch eins drauf zusetzen, hatte der Veranstalter das Komiker-Duo Günther & Hindrich aus Dresden engagiert. Mit urigstem Witz in breitestem Sächsisch kommentierten die beiden studierten Medienkünstler, die mit einem Kurzfilm schon mehrere Preise gewonnen haben, das Treiben auf See. Dabei wurden sie nicht müde, Teilnehmern und Gästen die positive Wirkung sächsischen Gerstensafts ans Herz zu legen. Neben Kuchen, Bratwurst und anderen Leckereien, gab es davon reichlich auf dem Wettkampfgelände. Natürlich ließen es sich die beiden wort- und witzgewandten Kommentatoren nicht nehmen, auch selbst mit anzutreten. Bei aufklarendem Wetter bewiesen Johannes Kürschner und Franz Müller, wie die beiden eigentlich heißen, dass sie außer markigen Sprüchen noch mehr drauf haben. In ihrer Startgruppe kamen sie als erste ans Ziel und durften im Finale noch einmal gegen die Gewinner der anderen Gruppen antreten.
Unter dem Jubel von Rund 1 000 begeisterten Zuschauern schipperten Paula und Jörg Schnelle mit ihrer Feuerwehr-Wanne zum Gesamtsieg. Zweite wurden die schottenberockten „Eiländer“, Dritte das Mädelsboot „De Fat Jenten“. Nach den Abenteuern auf See war aber noch lange nicht Schluss. Ab 20 Uhr wurden alle Seemänner und Landratten von ausgesuchten Bands bis zum Morgengrauen im neu eröffneten „Rosenthaler Kulturpalast“ beschallt.