Von Sylvia Jentzsch
Mittelsachsen. Im Landkreis Mittelsachsen sind in den vergangenen sieben Jahren 3 300 zusätzliche Plätze im Bereich der Kindertagesbetreuung entstanden. Das geht aus der aktuellen Bedarfsplanung des Landkreises hervor, die beim Jugendhilfeausschuss von Sylvia Kempe, der bisherigen Koordinatorin für die Integrierte Sozialplanung, vorgestellt wurde.
Demnach gab es im Landkreis einen Zuwachs von 1 579 auf jetzt 10 108 Plätze im Hort, bei den Kindergärten um 670 auf aktuell 10 289 sowie bei den Krippen- und Kindertagespflegestellen um 1 053 auf 5 082 Plätze. Diese Plätze verteilen sich auf 261 Kindertagesstätten und 57 Tagespflegestellen.
Fehlbedarf kann gedeckt werden
Auch künftig wird daran gearbeitet, dass es für alle Kinder, die eine Betreuung benötigen, einen Platz gibt. Das trifft zum Beispiel für die Gemeinden Ostrau und Zschaitz-Ottewig sowie die Städte Hartha und Waldheim zu. In Kiebitz wird das obere Stockwerk des Hauses der Sonnenkinder, das zur Kita in Ostrau gehört, ausgebaut. Entstehen werden 24 Krippen- und bis zu 36 Kindergartenplätze. Auch Zschaitz-Ottewig benötigt dringend mehr Kapazität. Künftig sollen statt der bisher 88 Plätze 106 zur Verfügung stehen.
51 Kitas in der Region
Noch bis zum nächsten Jahr gilt die Betriebserlaubnis für 60 Kinder im Hort Sonnenschein in Hartha. Dann soll der neue Hort in der Pestalozzi-Schule fertig sein und 80 Kinder aufnehmen können. Das wird sich dann auch bei den Kindergartenplätzen bemerkbar machen. Rein rechnerisch fehlen Hartha 16 Kindergartenplätze. Doch Kämmerin Barbara Müller gibt Entwarnung „Bisher haben wir den Bedarf decken können. Alle Eltern, die einen Platz für ihr Kind wollten, haben einen bekommen. Und wenn der Hort fertig ist, haben wir etwas mehr Luft“, sagte die Kämmerin. Allerdings nehmen die Kitas von Hartha keine Kinder aus anderen Städten und Gemeinden auf. „Außerdem werden wir im Herbst das Anmeldesystem ändern. Manche Eltern melden die Kinder in mehreren Kitas an“, so Müller.
Für Waldheim wurde festgestellt, dass die Plätze knapp ausreichen und für den Kindergarten die Belegung gesteuert werden muss, nicht jeder seinen Wunsch-Kitaplatz bekommen kann. Doch auch hier gibt es schon eine Lösung. Die Stadt Waldheim lässt einen neuen Kindergarten bauen. Die Pläne wurden bereits vorgestellt. Für 2,5 Millionen Euro soll das Gebäude entstehen, in dem für 120 Kinder Platz ist. Im Frühjahr 2020 soll der Bau bezugsfertig sein. In Roßwein wird es laut Bedarfsplan eng bei den Betreuungsplätzen. „Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Nachfrage für Krippenplätze geringer ist, als wir planen. Deshalb hat sich das Problem jedes Jahr gelöst“, so Sylvia Kempe.
Betreuung als Standortfaktor
„Die Städte, Gemeinden und Träger der freien Jugendhilfe haben sehr engagiert daran gearbeitet, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Diese geht auch darauf zurück, dass die Anzahl der im Kreis lebenden Kinder um fünf Prozent gestiegen ist“, erklärt die Leiterin der Abteilung Jugend und Familie Heidi Richter.
Grundsätzlich gesehen gebe es für das kommende Kindergarten- und Schuljahr 2018/2019 ausreichend Plätze für die Betreuung der Kinder im Alter zwischen null Jahren und dem Ende der Grundschulzeit. Nur in wenigen Fällen könnte die Nachfrage die verfügbaren Kapazitäten übersteigen. „Hier sind bisher immer Lösungen für die betroffenen Familien gefunden worden, die Kommunen arbeiten dabei eng zusammen. Denn letztendlich ist die Betreuung ein wichtiger Standortfaktor für Familien“, so Richter.
Dass die Ganztagsbetreuung im Landkreis gesichert ist, wurde auch bei der Deutschland-Studie im Auftrag des ZDF zum Thema „Wo lebt es sich am besten“ deutlich (DA berichtete) . Hier konnte der Landkreis Mittelsachsen deutlich punkten.
Das umfangreiche Angebot bedeutet eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sagte Richter. So gehen die Kinder im Vergleich zu 2011 heute länger in die Einrichtungen. Gab es vor sieben Jahren noch 6 309 Mädchen und Jungen, die täglich neun Stunden den Kindergarten besuchten, liegt die Zahl heute bei 7 597. Fast alle im Landkreis lebenden Kinder im Alter von vier bis unter sieben Jahren werden tagsüber in Kindertagesstätten betreut. „Rund 63 Prozent der einjährigen Kinder werden täglich in eine Krippe gebracht“, sagte die Abteilungsleiterin. Die vielfältigen Betreuungsangebote im Landkreis würden wirksam dazu beitragen, allen Kindern gleiche Chancen auf Bildung und Entwicklung zu geben und deren Eltern eine Erwerbstätigkeit zu ermöglichen.
Ganztagsbetreuung beliebt
Laut einer Prognose für die nächsten drei Jahre steigt der Bedarf an Hortplätzen leicht. Auch einige Krippenplätze könnten zusätzlich benötigt werden.
Etwas rückläufig ist die Zahl derjenigen, die im Kindergartenalter sind. „Es gibt immer mehr Eltern, die für ihren Nachwuchs die Ganztagsbetreuung in Anspruch nehmen“, sagte Sylvia Kempe. Wurde für 2018 ein Landeszuschuss für 19 951 Kinder beantragt, so sind es im kommenden Jahr 22 633 Kinder. Im Landkreis sind bis zum Jahr 2020 32 Maßnahmen in 22 Gemeinden geplant, um den Bedarf an Kinderbetreuung abzudecken.