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In Sachsens Kitas fehlen 17.000 Erzieher

In den Kindergärten kümmert sich noch immer zu wenig Personal um zu viele Kinder. Vor allem in einem Punkt ist Sachsen bundesweit Schlusslicht.

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© Jens Wolf/zb/dpa (Symbolbild)

Gütersloh/Dresden. In Sachsen fehlen laut einer Studie rund 17.000 Erzieherinnen und Erzieher in Kindertagesstätten und Krippen. Zwar habe sich in den vergangenen Jahren einiges getan, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung. Die aktuelle Betreuungssituation sei aber immer noch nicht kindgerecht und stelle zudem eine hohe Arbeitsbelastung für die Fachkräfte dar. Vor allem bei der Betreuung der Kleinsten schneidet Sachsen nicht gut ab.

Demnach betreute eine Vollzeitkraft mit Stand März 2018 in einer Krippe für unter Dreijährige im Schnitt 6,2 Kinder. Damit hat sich die Personalsituation im Vergleich zu 2013 (6,6 Kinder) laut Studie zwar verbessert - dennoch bildet Sachsen mit diesem Personalschlüssel bundesweit das Schlusslicht. Den sächsischen Kindergärten hingegen attestiert die Studie eine deutliche Verbesserung: War eine Erzieherin im Jahr 2013 rechnerisch für 13,5 Jungen und Mädchen zuständig, waren es im Vorjahr 12,7 Kinder.

Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt allerdings, dass in Krippen ein Erzieher für maximal drei Kinder zuständig ist, in Kindergärten für 7,5 Kinder. "Der zusätzliche Personalbedarf in Sachsen ist immer noch hoch. Die Personalschlüssel haben sich zwar verbessert, sind aber noch lange nicht kindgerecht", sagte Kathrin Bock-Famulla, Bildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung, laut Mitteilung.

Kostenlose und einheitliche Ausbildung

So kam zwischen 2008 und 2018 nur wenig pädagogisches Personal in den Kitas hinzu: Laut Studie stieg die Zahl von rund 22.800 auf knapp 27.200 Erzieher. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Kita-Kinder im Freistaat von 144.600 auf rund 182.200 gestiegen.

Für eine kindgerechte Betreuung brauchen Sachsens Kitas laut Bertelsmann-Stiftung rund 17.000 zusätzliche Fachkräfte. "Für mehr Plätze, eine gute Kita-Qualität und den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder brauchen wir mehr Erzieherinnen und Erzieher", sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Diese könne man nur gewinnen und halten, wenn die Arbeitsbedingungen attraktiv seien.

Die Bertelsmann Stiftung schlägt deshalb vor, die Attraktivität des Erzieher-Berufes zu erhöhen - etwa durch eine kostenlose Ausbildung, eine angemessene Ausbildungsvergütung und eine Renten- und Sozialversicherungspflicht für die Ausbildungsgänge. Die Ausbildung solle bundesweit angeglichen werden, damit Erzieher in allen Ländern ohne Probleme arbeiten könnten. 

Minister kritisiert die Studie

Sachsens Kultusminister Christian Piwarz kritisierte die Studie. "Es ist falsch, lediglich den Blick auf den Personalschlüssel zu richten und die Betreuungsquoten sowie den Ausbildungsgrad des Kitapersonals außer Acht zu lassen. So wird aus der Betrachtung ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen", teilte er am Donnerstag mit. Die Betreuungsquoten der unter Dreijährigen in Ostdeutschland seien deutlich höher als im Bundesdurchschnitt, hieß es weiter in der Mitteilung. Zudem sei das Kita-Personal deutlich besser ausgebildet als im Bundesdurchschnitt. (dpa/SZ)