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Industriebau mit Pfiff

Das Trumpfwerk in Neukirch investiert nicht nur in moderne Jobs, sondern auch in die Architektur. Das zahlt sich aus.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Neukirch. Das Hochtechnologieunternehmen Trumpf in Neukirch wird mit dem Sächsischen Industriekulturpreis 2017 ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird am 19. April in Anwesenheit von Eva-Maria Stange (SPD), Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, in Neukirch überreicht, teilt die Trumpf Sachsen GmbH mit. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis wird aller zwei Jahren verliehen. Die Neukircher sind die dritten, die ihn bekommen – nach dem Leipziger Unternehmen Giesecke & Devrient mit seiner Stiftung für Förderung und Betrieb des Museums für Druckkunst Leipzig (2013) und dem Stuhlbaumuseum Rabenau bei Dippoldiswalde (2015).

Der Industriekulturpreis würdigt beispielhafte, von der sächsischen Wirtschaft ausgehende Initiativen, die die Industriekultur im Freistaat fördern, stärken und voranbringen, heißt es seitens der Initiatoren. Sachsens Kunstministerium lobt den Preis gemeinsam mit der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft und der Johann-Andreas-Schubert-Stiftung aus. „Sachsens reiches industriekulturelles Erbe ist das Fundament, auf dem der moderne und innovative Mittelstand in unserem Land aufbaut. Das berechtigte Selbstbewusstsein sächsischer Industrie speist sich auch aus der Erkenntnis, dass sächsischer Erfindungsreichtum, Fleiß und Unternehmergeist das Land einmal an die Spitze europäischer Industrieregionen gebracht haben“, erklärte Eva-Maria Stange. Erforschen, Sichern, Entwickeln und Vermitteln von Kenntnissen über die heimische Industrie in Vergangenheit und Gegenwart seien Kernaufgaben sächsischer Industriekultur.

Saniert und umgebaut

Die Firma Trumpf bekommt den Preis für ihre Architektur, die alte und neue Bausubstanz geschickt miteinander verbindet. Auf Grundlage eines vom Berliner Architekturbüro Barkow & Leibinger 1993 entworfenen Masterplanes wurde eine historische Fabrikanlage aus der Vorkriegszeit, die in der DDR weiter genutzt und verändert worden ist, den Bedingungen eines weltweit agierenden Werkzeugmaschinenproduzenten angepasst. Die Trumpf Sachsen GmbH habe den Wachstumsprozess des Unternehmens genutzt, um den Standort zu vergrößern und zu qualifizieren, nicht zuletzt in baulicher Hinsicht, heißt es in der Bewerbung.

Dass sich die Industriearchitektur an der Neukircher Leibingerstraße vom Einheitsgrau vieler Produktionshallen in anderen Gewerbegebieten unterscheidet, sieht man schon an den drei Gebäuden, die unmittelbar an der Zufahrtsstraße stehen: ein modernes Bürohaus mit großen Fenstern, daneben die Halle für den Musterbau und eine vor einem Jahr eingeweihte Fertigungshalle, der auf zwei Etagen groß verglaste Büro- und Beratungsräume vorgelagert sind. Bestehende Hallen auf dem Werksgelände wurden in den vergangenen 25 Jahren saniert, zum Teil auch umgebaut und erweitert, wie das 2005 eröffnete Schulungszentrum. Die mit einem Satteldach versehene Bauzeile nutzt moderne Materialen an Dach und Fassade, sie fügt sich aber in die Umgebung des Standortes mit seinen traditionellen Wohngebäuden ein. So griffen die Architekten mit dem Schieferbehang und den breiten Fensterrahmen Elemente der Oberlausitzer Bauweise auf.

Über 400 Mitarbeiter

Mit der Sanierung einer historischen Fabrikantenvilla wurde darüber hinaus ein Baudenkmal in das Gesamtensemble eingebunden. Damit wird zum einen Neukircher Industriegeschichte bewahrt. Gleichzeitig wird das Gebäude für Schulungen und Konferenzen genutzt. Spätere Anbauten und Veränderungen an und in der Villa wurden im Zuge der Sanierung zurückgebaut und das ursprüngliche Erscheinungsbild der Villa sowohl außen als auch innen wieder hergestellt. So wurden unter anderem Türen, Wandvertäfelungen und Parkett aufwendig aufgearbeitet.

Die Trumpf Sachsen GmbH Neukirch beschäftigt rund 430 Mitarbeiter. Mit der im vergangenen Jahr in Betrieb genommenen Produktionshalle ist der Platz für künftige Erweiterungen auf dem jetzigen Betriebsgelände erschöpft. Die aktuellen Pläne sehen deshalb vor, die gegenüberliegende Fläche, auf der sich zurzeit der Betriebsparkplatz befindet, zu überplanen und dort in der Perspektive weitere Betriebsgebäude zu errichten. Der Parkplatz könnte in diesem Fall hinter die Eisenbahngleise verlegt werden, heißt es im Unternehmen. Wann die Firma Trumpf das nächste Mal baut, ist noch nicht entschieden. Doch gespannt sein darf man schon jetzt, was sich die Architekten einfallen lassen.