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Infineon Dresden stellt mehr Maschinen in den Qimonda-Reinraum

Der Chipkonzern wächst kräftig, aber Chef Ploss hält sich mit Versprechen zurück.

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© Reuters

Sieben Jahre nach der Pleite von Qimonda nimmt die Produktion in der Mikrochipfabrik im Dresdner Norden wieder zu. Der Infineon-Konzern hat den Reinraum seiner insolventen Tochterfirma übernommen und will ihn im nächsten Jahr weiter ausbauen. Konzernchef Reinhard Ploss sagte am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz in München, die Nachfrage nach Leistungshalbleitern steige. Das sind robuste Mikrochips, die in Dresden auf dünnen Siliziumscheiben mit 300 Millimetern Durchmesser hergestellt werden – das erlaubt eine größere Ausbeute als bei den üblichen 200-Millimeter-Scheiben. Ingenieur Ploss nannte allerdings keine genauen Zahlen, sondern formulierte vorsichtig: Die 300-Millimeter-Fertigung werde bis Ende nächsten Jahres „eine Auslastung erreichen, mit der wir anfangen, die Früchte unserer Investitionen in diese Zukunftstechnologie zu ernten.“

Infineon beschäftigt in Dresden gut 2 000 Mitarbeiter. Der Aufbau in der 300-Millimeter-Produktion wurde bisher im Wesentlichen mit Mitarbeitern aus der benachbarten 200-Millimeter-Produktion erledigt; dort ersetzt Infineon Angestellte zunehmend durch Roboter. Bei Automatisierung und Industrie 4.0 will der Konzern ganz vorne sein und hat Preise gewonnen.

Der Umsatz des Infineon-Konzerns ist laut Ploss im vergangenen Geschäftsjahr um fast zwölf Prozent gestiegen – dank guter Auto-Konjunktur und des robusten Geschäfts mit Chips zur Stromregelung und für Smartphones. Der Standort Dresden liefert vor allem Chips für Autos, für Chipkarten und Ausweise. Das Geschäftsjahr beginnt bei Infineon mit dem Oktober.

Ploss geht allerdings mit etwas Vorsicht ins neue Jahr, nach einem etwas schwächeren Jahresschluss. Der Dax-Konzern nimmt sich offiziell etwas weniger Wachstum vor als von Analysten geschätzt und peilt zunächst beim Renditeziel nur einen kleinen Schritt nach vorn an. Langfristig will das Unternehmen unter anderem dank besserer Auslastung und lukrativer Zukäufe deutlich profitabler werden. Der Umsatz im vergangenen Jahr lag bei 6,5 Milliarden Euro. Dazu trug auch der Zukauf des US-Unternehmens International Rectifier bei; das Wachstum ohne diesen Zukauf lag bei sieben Prozent. Der für die Aktionäre verbleibende Gewinn kletterte um fast 18 Prozent auf 744 Millionen Euro. Die Dividende soll um zehn auf 22 Cent je Aktie steigen.

Im vierten Quartal, dem üblicherweise stärksten des Jahres, schnitt Infineon etwas schwächer ab als von Experten erwartet. Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorquartal um drei Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Infineon-Vertriebschef Helmut Gassel sagte, dass die relativ lukrativen Smartphone-Chips derzeit nicht so stark nachgefragt würden.

In der Chipbranche werden die Geschäftszahlen wegen stark schwankender Preise in aller Regel mit dem Vorquartal verglichen. Infineon hat sich mit dem Ausbau des Autogeschäfts und einer breiteren Produktpalette aber etwas von den kurzfristigen Schwankungen der Chip-Industrie abgekoppelt. Globalfoundries will das in Dresden auch versuchen und setzt auf Chips für Autos und Haushaltsgeräte.

Konzernchef Ploss sieht Infineon nicht als Übernahmekandidaten und will eher selbst kleinere Zukäufe tätigen. „Wir stehen sehr solide auf unseren Füßen und sehen uns nicht als Häppchen“, sagte er. Zudem baue Infineon auch Chips für Hochsicherheitstechnologien. Ein Verkauf etwa nach China würde von den Behörden daher wohl eher nicht durchgewunken.

Für das neue Geschäftsjahr rechnet Infineon mit einem Umsatzplus von rund sechs Prozent. (SZ/mz/dpa)