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„Ins Dschungelcamp gehen nur Leute, die Geld brauchen“

Ex-Boxprofi Axel Schulz ist jetzt Bierbotschafter. Bei einem Brauhausbesuch erinnert er sich, wie Muhammad Alis Auftritt in Riesa eingefädelt wurde.

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© Frank Claus

Von Frank Claus

Riesa. Die Hütte ist knackevoll. Im Finsterwalder Brauhaus ist kein Platz mehr frei. An der Stirnseite eines Tisches sitzt Ex-Boxprofi Axel Schulz. Wie die meisten Gäste hat er seinen persönlichen Bierkrug – mit seinem Namenszug versehen. „Ick find‘ das irre gemütlich hier“, sagt er und stopft sich ein Schnitzelchen in den Mund.

Seit er 2017 zum Brandenburger Bierbotschafter ernannt wurde, tingelt er durch die Gasthäuser. Den Job macht er unentgeltlich. „Die Brauer stellen mir nur ab und an eine Kiste Bier in die Garage“, sagt er. In den meisten Gasthäusern ist ein Platz am Stammtisch mit seinem Namensschildchen versehen. „Doch ich war noch längst nicht in allen Häusern“, gesteht er. Denn Schulz ist immer noch viel beschäftigt – vor allem gemeinnützig. So unter anderem für die Laureus-Sportstiftung oder für den Verein Löwen-Kinder, der Familien mit schwerkranken Kindern betreut. Seit er 2006 mit 37 Jahren einen Schlaganfall erlitt, kümmert er sich zudem um die Schlaganfall-Hilfe. „Es ist nichts Wichtiger, als nach Niederschlägen wieder aufzustehen“, sagt er. In der ZDF-Gala „Ein Herz für Kinder“ gehörte er zu den Promis, die mit besonderen Aktionen Geld einsammelten. Er spendierte einen Grillabend. Dabei band er sich selbst die Schürze um. Mit dem Grillen verbindet sich auch ein Teil seiner jetzigen Karriere. „Jaxs“ – so heißen die von ihm und einem Partner entwickelten Grillsoßen. Bald wird er Alleininhaber der Firma sein.

Im Finsterwalder Brauhaus ist Axel Schulz Publikumsliebling. Bereitwillig lässt er sich fotografieren und beantwortet Fragen. Noch immer ist sein legendärer Boxkampf vom Dezember 1995 gegen den Südafrikaner Francois Botha mit mehr als 18 Millionen Zuschauern TV-Rekord im Boxen. Und das, obwohl er nach Punkten unterlegen war. Der Kampf gegen Botha wurde später annulliert, weil sein Gegner des Dopings überführt wurde. Auch wenn Schulz damals um Millionen gebracht wurde, hegt er keinen Groll mehr. Anteil hat eine Geste des Südafrikaners. Er brachte Schulz im Jahr 2012 seinen WM-Gürtel nach Frankfurt/Oder. „Er hat mir damals gesagt, ich sei der wahre Champion“, erzählt Schulz. Der Gürtel liege jetzt bei seinem Manager: dem ehemaligen Riesaer OB Wolfram Köhler. Mit ihm hatte Schulz auch die „Ali-Nummer“ gedreht. „Nach meinen Kämpfen gegen Foreman und Botha hatte mich Muhammad Ali zu sich nach Hause eingeladen. Er wollte den Boxer kennenlernen, der diese umstrittenen Niederlagen hinnehmen musste.“ In Alis Wohnzimmer ist Köhler auf die Idee gekommen, Ali nach Riesa zu holen. Riesa wurde als Sportstadt fast über Nacht bekannt.

Und nach der Box-Karriere? Trainer zu werden, hat sich Axel Schulz schnell aus dem Kopf geschlagen. „Ich habe das mal versucht. Doch als ich den Jungs sagte, dass ich ihnen in den Arsch trete, wenn sie sich nicht reinknien, haben sich die Eltern beschwert. Heute will sich keiner mehr quälen.“ Und so sieht er auch die Zukunft des deutschen Boxsports nicht rosig.

Doch muss ein Axel Schulz überhaupt noch arbeiten? 18 Jahre lang hatte er einen gut dotierten Werbevertrag mit Fackelmann, einem Haushaltsartikelvertrieb, der Ende 2017 auslief. In den nächsten drei Jahren wird Schulz Box-Experte bei Sport1. Am 17. Februar wird er zum ersten Mal zu sehen sein. Am Hungertuch scheint er jedenfalls nicht zu nagen. Denn obwohl er mehrfach angefragt worden sei: „Ins Dschungelcamp muss ich nicht. Da gehen ja nur Leute hin, die Geld brauchen.“