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Integration auf Skateboards

Eine Stolpenerin organisiert einen Workshop für Flüchtlingskinder. Und erhält viel Hilfe.

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© dpa

Von Anja Weber

Stolpen. Zupacken und helfen, das zeichnet das Willkommensbündnis in Stolpen aus. 50 Menschen engagieren sich dort, kümmern sich um die Flüchtlingsfamilien. Das ist eine private Initiative, mit der in Stolpen die ganz konkrete Integrationsarbeit angeschoben wurde.

Gegründet hat sie Roman Lesch, CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister. Einige der Mitglieder engagieren sich zum Beispiel speziell als Paten für die Familien, Sylvia Stumpf ist eine davon. Die gebürtige Hessin, jetzt in Stolpen lebend, betreut eine irakische Familie mit zwei Kindern als Patin. Etwa einmal pro Woche ist sie bei der Familie und unterstützt sie bei den verschiedensten alltäglichen Dingen. „Vor einigen Wochen ist mir aufgefallen, dass es den Jungen und Mädchen guttun würde, wenn sie mobiler wären. Und da habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich mit wenig Aufwand helfen kann“, sagt sie. Die 40-Jährige ist früher selbst Skateboard gefahren, und da lag die Idee nahe, den Kindern Skateboards zu besorgen, ihnen das Skaten beizubringen und dazu irakische und Stolpener Kinder gemeinsam einzuladen.

Das wurde von Roman Lesch organisiert. Er hatte sich in der Oberschule erkundigt und dort wurden ihm einige Namen genannt. Denn ein Ziel von Sylvia Stumpf war es, dass die Kinder nicht nur mobiler sind, sondern auch Kontakt zu Stolpener Kindern bekommen. Blieb noch die Frage, woher die Skateboards nehmen? Als Erstes ging sie auf die Suche nach Sponsoren. So hat sie Titus Dresden, den Skatershop, kontaktiert. Das Unternehmen hat zehn Boards zum Sonderpreis verkauft. Außerdem hatte sie von der Aktion „So geht sächsisch“ der sächsischen Staatskanzlei gehört und ganz einfach angefragt. Die Staatskanzlei sagte zu. Darüber sei dann auch der Kontakt zum Verein „248 wheels“, der die drei Trainer sowie Schutzausrüstung beigesteuert hat, zustande gekommen.

Ein paar Wochen später ist es dann so weit. Im Skaterpark in der Lignerallee in Dresden findet der Board-Workshop statt. Sophie Menzel, die Trainerin von „248 wheels“, erklärt, wie es geht. Für die Flüchtlingskinder, die noch nicht fließend Deutsch sprechen, übersetzt Christian Tuschling, Mitglied im Willkommensbündnis, pensionierter Ingenieur und Sprachmittler für Arabisch. Nach der kurzen Einführung geht es los, rauf auf die Boards und losfahren. Mit einem Affenzahn sausen ein irakisches und ein Stolpener Kind quer über den Platz. Hand in Hand. Auch die anderen sind mit Feuereifer dabei, und die Eltern freuen sich. Vater Nawzad zeigt stolz die Vereinsjacke des Fußballvereins Blau-Gelb Stolpen, bei dem er seit ein paar Wochen regelmäßig kickt. Auch das ist gelebte Integration in Stolpen.