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Integration mit Seifenkisten

Jugendliche Flüchtlinge und Unternehmer haben drei Tage in einem ungewöhnlichen Projekt zusammengearbeitet. Das Ergebnis ist heute zu sehen.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Moritzburg/Dresden. Was verbindet sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Chefs hiesiger Firmen? Auf den ersten Blick nicht so viel. Es sei denn, die Unternehmer gehören zum Kreis der Wirtschaftsjunioren Dresden. Das ist ein Zusammenschluss von derzeit etwa 65 Unternehmern und Führungskräften bis 40 Jahre aus allen Bereichen der Wirtschaft, die sich ehrenamtlich in vielfältiger Weise engagieren. Unter anderem auch, wenn es darum geht, jugendlichen Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, sich einen Zugang zu der ihnen noch fremden Kultur in Deutschland zu verschaffen.

Wie beim Projekt „Dresden Derby”, das seit Montag zum zweiten Mal stattfindet. Mit dabei sind auch sechs junge Flüchtlinge, die in der Produktionsschule Moritzburg seit einem reichlichen Jahr mit dem Ziel unterrichtet werden, im nächsten Sommer ihren Hauptschulabschluss zu schaffen. Der Anstoß sei vom Berufsbildungswerk in Dresden gekommen, erzählt Karoline Bünker, die zu den Organisatoren gehört.

„Wir wurden angesprochen, ob wir für die jungen Flüchtlinge in den Ferien etwas Berufsorientierendes organisieren könnten.“ Rundgänge in Unternehmen, so sei man sich schnell einig gewesen, treffen auch bei deutschen Schülern nur bedingt auf Interesse. „Und auch unsere Mitglieder fanden das nicht so toll.“ So entstand schließlich die Idee, ein Projekt zu schaffen, das gegenseitiges Kennenlernen ermöglicht und zugleich Kreativität und handwerkliche Fähigkeiten fördert.

Und so trafen sich am Montag Wirtschaftsjunioren und zehn junge Flüchtlinge in der Werkstatt von Lutz Leuthold in Weixdorf, um in drei Teams Seifenkisten zu planen und zu bauen. Bis zum Mittwoch wurde dort gewerkelt – auch am Feiertag. Am heutigen Donnerstag sind die so entstandenen Gefährte dann bei einem kleinen Rennen ab 12 Uhr an der Saloppe in Dresden in Aktion zu erleben.

„Im Vordergrund steht für die Jugendlichen natürlich der Spaß“, sagt Karoline Bünker.

„Mit ein bisschen Ingenieurwesen und Improvisationstalent sollen sie ihre eigenen Seifenkisten herstellen.“ Diese sollen nicht nur funktionieren, sondern möglichst auch noch schön aussehen. Dazu gehöre auch, dass etwas mal nicht so klappt, wie gedacht und nach einem neuen Weg gesucht werden muss. „Fast von allein lernen die Jugendlichen so auch, sich in der Gruppe zu organisieren und gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten“, ergänzt Karoline Bünker.

Und damit spricht sie einen weiteren Punkt an, den die Organisatoren mit dem Projekt verbinden. „Es geht auch darum, dass Kontakte entstehen, die dann eigenständig weitergeführt werden.“ Beispielsweise, wenn es darum geht, dass die jungen Leute Möglichkeiten für Praktika oder gar Jobangebote bekommen. „Einer der Teilnehmer überlegt, eventuell hier in der Werkstatt ein Praktikum zu machen.“

Über solche Verbindungen freut man sich auch in der Produktionsschule. Die Moritzburgerin Silva Garves, die den jungen Flüchtlinge zweimal wöchentlich Unterricht in Deutsch und Biologie gibt sagt: „Ab November sucht die Produktionsschule nach Praktikumsplätzen. Da ist das Projekt eine gute Möglichkeit.

„Der Erfolg des ersten ,Dresden Derbys‘ im Vorjahr spricht für sich und hat mittlerweile auch die letzten Skeptiker überzeugt“ freut sich Mitorganisatorin Karoline Bünker. Die zweite Veranstaltung setzt das nun fort.