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Integration spielend erleben

In den Vereinsräumen des Döbelner SC ist jetzt eine Ausstellung zu sehen. Es geht um Diskriminierung und Integration beim Fußball.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Döbeln. Etwa 20 Kinder und Jugendliche, die als Zuwanderer nach Deutschland gekommen sind, spielen beim Döbelner SC (DSC) Fußball. „Hier erleben die jungen Fußballer eine spielerische Integration auf beiden Seiten“, sagte Thomas Kolbe, Mitglied der Abteilungsleitung Fußball des DSC. Er eröffnete gemeinsam mit Bernd Zöllner vom Treibhausverein und Peter Köpper von der Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball (IFV) die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0 – Fußball zwischen Ressentiment und Integration“ im Vereinsraum der DSC im Heinz-Gruner-Sportpark. Diese zeigt, welche Probleme es beim Fußball geben kann und welche Lösungsansätze es zur Beseitigung gibt. Schließlich kann Fußball überall auf der Welt gespielt werden – ohne die Sprache zu beherrschen.

Gemeinsamer Einsatz für den Sieg

Dass Fußball verbindet, erleben die Kinder und Jugendlichen beim DSC. Denn auch die in Deutschland Geborenen lernen so den Umgang mit Menschen aus anderen Ländern auf eine unkomplizierte Art. Kolbe spricht von einer wechselseitigen Integration. „Sie kämpfen gemeinsam um den Sieg und müssen auch gemeinsam Niederlagen einstecken, wobei das Letztere schwieriger ist“, so Thomas Kolbe. Was beim Fußballspielen passiere, sei eine natürliche Sache und nicht von außen aufgesetzt. Kolbe sagte aber auch, dass nicht immer alles gut sei. Die auftretenden Probleme haben viele Facetten. Davor dürfe man nicht die Augen verschließen. Als Beispiel nannte er den Schnitt ab dem 18. Geburtstag. Dann erhalten die Jugendlichen einen anderen Status. „Als Verein begleiten wir diesen Prozess. Für uns hört der Fußball und die Vereinsarbeit nicht nach dem Spiel oder dem Training auf“, so der Mann vom DSC. Es habe sich unbewusst ein Netzwerk entwickelt, in dem Betreuer, Behörden, der Treibhausverein und der Sportverein ungezwungen zusammenarbeiten. „Es geht schließlich um junge Menschen“, so Kolbe. Besonders der technische Leiter des DSC Karl-Heinz Schmieder engagiere sich für die Zuwanderer.

Ein Somalier als Schiedsrichter

Als positives Beispiel nannte Kolbe Abdullahi Ahmed Ali aus Somalia. Er ist Schiedsrichter in der Kreisliga und Fußballspieler. „Der junge Mann spricht gut Deutsch. Er hatte bereits eine Qualifikation als Schiedsrichter, als er nach Deutschland kam, und hat diese hier noch einmal wiederholt. Nun pfeift er in der Kreisliga. „Es ist auch für einen deutschen Schiedsrichter nicht einfach, zum Beispiel in Wurzen im Einsatz zu sein. Doch der junge Mann meistert seine Aufgabe gut und habe nach eigenen Angaben noch keine negativen Erfahrungen gemacht“, sagte Kolbe. Da Abdullahi Ahmed Ali schon 18 Jahre alt ist, habe sich der Verein Gedanken gemacht, wie der junge Mann Arbeit bekommen könnte. Gemeinsam mit dem Landratsamt, der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Betreuerin vom DRK habe man eine Lösung gefunden. Jetzt bereitet sich Abdullahi Ahmed Ali auf die Berufsausbildung in einem Kurs vor. Für einen Praktikumsplatz wurde ein Vertrag mit einem Unternehmen in der Region geschlossen, sodass der Somalier dann in die Berufsausbildung starten kann.

Integration ist schwieriger Prozess

Die Integration sei ein schwieriger Prozess über Jahre hinweg und eine große Herausforderung. „Wir können und wollen den Prozess anstoßen und begleiten“, so Kolbe. Er ist nicht nur Mitglied der Abteilungsleitung Fußball des DSC, sondern auch Präsident der IHK Mittelsachsen. Als solcher sieht er in der Integration eine große Chance für Unternehmen zur Gewinnung künftiger Arbeitskräfte. „Wir müssen über jeden froh sein, der uns als Arbeitnehmer zur Verfügung steht“, so Kolbe.