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Interaktiv ins Mittelalter

Auf Mildenstein wird am 1. Juni ein weiteres saniertes Gebäude seiner Bestimmung übergeben. Die Gäste dürfen gespannt sein.

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© André Braun

Leisnig. Auf einer Burg ist es nicht anders wie daheim: In den letzten Stunden vor der Einweihung sind noch tausend Dinge zu tun. Haus-Museologin Wiebke Glöckner wuselt deshalb durch das Herrenhaus, das die Handwerker erst vor ein paar Tagen verlassen haben. Sie trägt Holzpantinen in die neue Ausstellung, steht mit Kolleginnen vor einer Vitrine und überlegt. Viel ist bis Donnerstag noch zu tun. Dann wird Christian Striefler, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten gGmbH, das rekonstruierte Herrenhaus und die neue Dauerausstellung „Hof der jungen Herrschaft“ eröffnen. Mildenstein war bis etwa 1450 kurfürstliche Kinderstube. Vor allem die acht Kinder von Kurfürst Friedrich II. und seiner Frau Margaretha von Österreich verbrachten hier viel Zeit.

Das Herrenhaus am Westrand des Hofes von Burg Mildenstein wurde zu Zeiten der Gotik unter der Herrschaft Wilhelm I. und später von seinem Neffen, Friedrich dem Streitbaren, um- und ausgebaut. Später beherbergte es Amtsstuben, zuletzt Museums- und Verwaltu
Das Herrenhaus am Westrand des Hofes von Burg Mildenstein wurde zu Zeiten der Gotik unter der Herrschaft Wilhelm I. und später von seinem Neffen, Friedrich dem Streitbaren, um- und ausgebaut. Später beherbergte es Amtsstuben, zuletzt Museums- und Verwaltu © André Braun
Franziska Frenzel-Leitermann vom Landesamt für Archäologie Dresden hat am Dienstag einige Exponate auf Mildenstein gebracht. Diese wurden im Burghof bei Grabungen in den 1990er-Jahren gefunden. Gezeigt werden Alltagsgegenstände, aber auch, womit der kurfü
Franziska Frenzel-Leitermann vom Landesamt für Archäologie Dresden hat am Dienstag einige Exponate auf Mildenstein gebracht. Diese wurden im Burghof bei Grabungen in den 1990er-Jahren gefunden. Gezeigt werden Alltagsgegenstände, aber auch, womit der kurfü © André Braun
Um ihre zart besohlten Schuhe zu schonen, sollen die acht Kinder von Friedrich dem Sanftwütigen in solchen Holzpantinen über das Pflaster gelaufen sein. Wie und ob es sich darin überhaupt gehen lässt, dürfen die Burgbesucher selbst ausprobieren. Auch Klei
Um ihre zart besohlten Schuhe zu schonen, sollen die acht Kinder von Friedrich dem Sanftwütigen in solchen Holzpantinen über das Pflaster gelaufen sein. Wie und ob es sich darin überhaupt gehen lässt, dürfen die Burgbesucher selbst ausprobieren. Auch Klei © André Braun
© André Braun

In den zwei Ausstellungsräumen setzt sich das neue Museumskonzept fort: interaktiv, multimedial, familienfreundlich. Die Besucher sind eingeladen, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. So gilt es, herauszufinden, was bei den jungen Herrschaften auf dem Tisch gestanden hat, gleich nebenan lässt ein Automat Knabbereien aus damaliger Zeit – Rosinen und Nüsse – in ein Becherchen rieseln. Auch im nächsten Raum gibt es einiges zu erleben.

Claudia Fischer, Diplom-Museologin, setzt jetzt mit Wiebke Glöckner deren Konzept um. In der Vorbereitung hat sie viel in den alten Amtsbüchern und Rechnungen geblättert. Erstaunt ist sie zum Beispiel, dass die Hofmeisterin, die damalige Erzieherin, den Kindern Badekappen genäht hat. Auch über die Anschaffung von kleinem Mobiliar gibt es Belege. „Es war also gar nicht so anders als in heutiger Zeit“, findet die Museologin. Sie freut sich, dass die Ideen jetzt Gestalt annehmen, der mittelalterliche Alltag nahezu lebendig wird.

Um das „neue“ Herrenhaus kennenzulernen, gibt es am 2. und 9. Juni ab 19 Uhr Führungen. Nur dann ist auch eine Besonderheit zu erleben: die Aufhängung der Holzbalkendecke der Tafelstube. Die Decke ist am Dachgebälk befestigt. (DA/sig)