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Investor klagt über seelenlose Neubauten

Mit der Sanierung eines Jugendstilhauses in der Dresdner Neustadt will André Justin d’ Aron der Gleichmacherei entgegentreten.

Von Melanie Schröder
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Gegen den Neubautrend: André Justin d’ Aron hat in der Neustadt eine Jugendstilvilla saniert.
Gegen den Neubautrend: André Justin d’ Aron hat in der Neustadt eine Jugendstilvilla saniert. © Marion Doering

Für ihn ist Dresden die schönste Stadt Deutschlands. Reich an Kultur und klug an Köpfen. Viel erinnert ihn hier an seine Heimat Wien. Das Burgtheater und die Semperoper – beide von Architekt Gottfried Semper erdacht. Auch Ball- und Kaffeekultur verbinden die Städte. Und natürlich der Barock. Für André Justin d’ Aron war es daher nur eine Frage der Zeit, bis er Dresden nicht nur als Tourist genießen, sondern auch in der Stadt investieren würde. Ein erstes Haus in der Neustadt hat er nun von Grund auf sanieren lassen. Ab Februar vermietet er die Räume in der Schwepnitzer Straße 3 an eine Dresdner Künstleragentur. Und d’ Aron hält weiter Ausschau. Auf der Immobilienmesse Expo Real in München hat er sich über Objekte in Dresden informiert. Noch will er aber nicht verraten, bei welchen Bauvorhaben sein Name künftig wieder auftauchen könnte.

Öfen waren noch aus DDR-Zeiten

Sicher sei nur: Schmuckschlösser sollen es werden. So nennt der Wiener Investor den klassizistischen Jugendstilbau in der Schwepnitzer Straße. Zweieinhalb Jahre wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert, nachdem d’ Aron es im Jahr 2014 in „grauenhaftem Zustand“ gekauft hatte, wie er sagt. „Die Stuckdecken waren zugekleistert, es war keine Reliefarbeit mehr erkennbar. Die Öfen waren zudem noch aus DDR-Zeiten. Die Menschen haben hier gehaust, nicht gewohnt. In diesem großartigen Objekt.“ Mit spitzen Fingern zieht er eine historische Aufnahme des Gebäudes aus der Tasche. „Sehen Sie nur, ist das nicht herrlich. Schauen Sie doch, wie stolz diese Dame aus dem Fenster schaut. Genau diesen Charme wollten wir zurückbringen.“

Mit Liebe zum Detail hat er das Gebäude sanieren lassen. Nicht nur der Stuck wurde künstlerisch herausgearbeitet, auch Kastenschlösser an den Türen knüpfen an die Epoche des Jugendstils an. Jetzt vermietet d’ Aron für etwa 9,50 Euro kalt pro Quadratmeter. Damit liegt er im Durchschnitt. 2017 wurden laut Sozialamt für Neubauten in der Äußeren Neustadt Spitzenpreise von bis zu elf Euro pro Quadratmeter erreicht. Den Kaufbetrag für das Haus will der Wiener nicht nennen. Er verrät nur: „Ich habe unter einer Million Euro gezahlt und das Eineinhalbfache investiert. Alles abzureißen und einen Neubau zu errichten, wäre wesentlich günstiger gewesen.“ Doch das kommt für ihn nicht infrage. Er mahnt sogar, städtische Bausubstanz stärker zu erhalten. „Meine Außenperspektive auf die Stadt ist, dass zu viele seelenlose Neubauten entstehen. Die Uniformität dieser Räume – mag sie auch funktional und modern sein – erinnert mich an Wohnmaschinen. Ich nenne das eine Missachtung der Individualität, die Dresden eigentlich atmet.“

Mit Immobilien wirtschaftet d‘ Aron weltweit. Das Geschäft seiner Sonnenschein Bau- und Vermietung GmbH erstreckt sich bis nach Kanada, Costa Rica und Ungarn. Um dieses Standbein auszubauen, hat er eine politische Karriere beendet, über die er heute ungern spricht. Für die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) saß er als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses von 1999 bis 2001 im Bundesrat. Als Berater wird er noch berufen, parteiorientiert sei er aber nicht mehr. Er erklärt das Kapitel für beendet. Unter anderem in Dresden will er sich weiter ganz auf Immobilien konzentrieren.