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Auch Dresdens "Tatort"-Star Karin Hanczewski klagt den Iran an

In einem Video schneiden sich deutsche Schauspiel-Stars aus Solidarität mit den unterdrückten Frauen im Iran symbolisch Haare ab.

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Karin Hanczewski (r.) ist nicht nur im Dresdner „Tatort“ aktiv, sie setzt sich seit Jahren auch für mehr Frauenrechte und gegen Gewalt ein.
Karin Hanczewski (r.) ist nicht nur im Dresdner „Tatort“ aktiv, sie setzt sich seit Jahren auch für mehr Frauenrechte und gegen Gewalt ein. © MDR/W&B Television/Michael Kotsc

Rund 40 deutsche Stars aus Film, Fernsehen und Theater haben sich aus Solidarität mit den Protesten im Iran vor laufender Kamera Haare abgeschnitten. Das Video, das unter anderem die Schauspielerin Meret Becker in der Nacht zu Montag auf Instagram gepostet hat, ist gut zweieinhalb Minuten lang.

In dem Clip trennen sich unter anderem Katharina Thalbach, Meret Becker, Lina Beckmann, Ronald Zehrfeld, Jasmin Tabatabai, Nicolette Krebitz, Melika Foroutan, Daniel Zillmann und Sandra Hüller von Haarsträhnen.

Mit dabei ist auch Karin Hanczewski, die im Dresden-„Tatort“ die Kommissarin Karin Gorniak spielt. Im Text dazu steht auf Englisch: „In Solidarität mit allen Menschen, die gerade im Iran protestieren. Wir nehmen Euch wahr. Wir stehen an Eurer Seite.“

Aus Protest gegen das brutale Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte gegen regierungskritische Demonstranten hatten sich zuvor bereits rund 50 berühmte französische Schauspielerinnen und Sängerinnen Haare abgeschnitten, darunter Juliette Binoche.

Auslöser war der Totschlag an einer 22-Jährigen

Auslöser ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau fiel ins Koma und starb in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. Seit dem Tod der Frau demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie den Kopftuchzwang. Demonstrativ schnitten sich viele junge Frauen im Iran aus Protest die Haare ab. Das wurde weltweit als Symbol aufgegriffen.

Auch Melika Foroutan ist bei der deutschen Video-Aktion dabei. Sie hofft auf breite Unterstützung für die protestierenden Menschen im Iran. „Man darf nicht das Interesse verlieren. Wir müssen weiterhin in den Iran schauen“, sagte die 46-jährige Schauspielerin. Foroutan ist derzeit in der Netflix-Serie „Die Kaiserin“ zu sehen und hat ihre ersten Lebensjahre im Iran gelebt, nach der Revolution floh ihre Familie nach Deutschland. Sie lebt in Berlin.

„Große Teile meiner Familie leben noch dort"

„Aus einer so freien und sicheren Position heraus wie in Deutschland kann so eine Aktion immer auch wohlfeil wirken“, sagte Foroutan. „Mir ist klar gewesen, dass es Kritik in diese Richtung gibt und manche sagen: „Wenn ihr euch ein paar Zentimeter eurer Haare abschneidet, was soll das jetzt den Menschen im Iran bringen?“ Es gehe aber nicht um einen selbst, sondern darum, den Aufmerksamkeitskorridor zu erweitern für das, was im Iran stattfinde.

„Und es geht nicht darum, wie viele Zentimeter Haare ich mir abschneide oder ob ich mir den Kopf rasiere – so viele Opfer können wir gar nicht bringen wie die Menschen dort auf der Straße“, so Foroutan. Sie könnten aber ein Symbol der Solidarität setzen, und das werde von den Menschen vor Ort gesehen, das sei wichtig. „Große Teile meiner Familie leben noch dort. Deswegen bin ich natürlich sehr involviert“, sagte Foroutan. (dpa)