Von Jens Hoyer
Döbeln. Bequem parken an der Breitscheidstraße – diese alte Gewohnheit kann seit Sonntag teuer werden. Gegenüber von Sparkasse und Volksbank ist nämlich eine zusätzliche Bushaltestelle eingerichtet worden. Dort gilt ab sofort Parkverbot. Gleich am Montag hatte das Ordnungsamt ohne Schonzeit die ersten Strafzettel verteilt. Die Markierungen für die Parkplätze sind zwar noch nicht entfernt. „Aber Markierungen sind keine Verkehrszeichen“, sagte Ordnungsamtschef Jürgen Müller. Entscheidend sei das neue Haltestellenschild. Aber auch am Dienstag hatten viele Autofahrer das noch nicht mitbekommen. Die Bushaltestelle war praktisch rund um die Uhr zugeparkt.
Aber das war nicht die einzige Irritation, die der Fahrplanwechsel in Döbeln ausgelöste. Regiobus hatte nicht nur neue Fahrzeuge für die Stadtbuslinien in Betrieb genommen, sondern auch das System geändert. Der Busbahnhof ist jetzt Anfangs- und Endpunkt für alle Linien. Und die Auswirkungen verunsichern die Fahrgäste, besonders, wenn sie schon älter sind. „Ich war in der Standkasse und habe gefragt, wo denn steht, wie wir zum Hauptbahnhof kommen.
Das steht an den Aushängen nicht mehr dran“, erzählte Kathrin Kretzschmar, die am Busbahnhof wartete. Tatsächlich sind die Aushänge an den neuen roten Säulen der Bushaltestellen im Stadtgebiet alles andere als informativ. Als Ziel ist immer der Busbahnhof angegeben, was erst einmal nicht falsch ist, aber den Fahrgast auch nicht weiterbringt. Ohne Fahrplan hat man da keine Chance, ein Ziel zu erreichen. Selbst am Busbahnhof zeigen die Aushänge als Ziel nur den Busbahnhof an – das versteht man nicht.
An den Haltestellen war das am Dienstag Gesprächsstoff. „Der Fahrplan ist dieses Jahr komisch. Ich sehe hier nicht mehr durch. Für ältere Leute ist das schwierig, da kann man ganz schön suchen“, sagte eine ältere Dame, die in einer Gruppe mit anderen Fahrgästen diskutiert. Eine andere Frau hatte sich die Abfahrtzeiten auf Karten notiert und wird dafür bewundert, „Da habe ich bis in die Nacht dran gesessen“, erzählt sie stolz.
Rita Lehmann, die an der Dresdner Straße wohnt, hatte sich beim DA gemeldet, um ihrem Ärger Luft zu machen. Auch sie hatte einige Probleme, die neuen Fahrpläne zu durchschauen. Eine Haltestelle, die sie benutzte – nämlich die am Dresdner Platz – wird vom Stadtverkehr gar nicht mehr angefahren. Die Busse halten nur noch am Krankenhaus.
Mario Schinnerl, der bei Regiobus für die Fahrplanung verantwortlich ist, hatte schon einige Anfragen bekommen. „Es hält sich aber in Grenzen“, meint er. Es gebe bei Fahrplanumstellungen oft Verwirrung. „Manche Leute sind dann erst einmal konfus, aber das gibt sich.“ Nach seiner Meinung werden die Leute schnell die Vorteile des neuen Systems schätzen lernen. Es sei jetzt einfacher, auf dem Busbahnhof ohne lange Wartezeiten in andere Linien umzusteigen. Der Hauptbahnhof werde jetzt alle halbe Stunde angefahren.
Noch ein Vorteil: Der Bus fährt nach einer Stunde wieder den Haltepunkt an, an dem der Fahrgast zugestiegen ist. Eine Stunde, so lange gilt ein Ticket im Stadtverkehr. Wer nur mal eine schnelle Besorgung in der Stadt machen will, hat dafür eine reichliche halbe Stunde Gelegenheit, und kann dann wieder in den Bus steigen, ohne ein neues Ticket zu brauchen. „Wenn sich das bewährt, haben wir ein Konzept für Döbeln, das längere Zeit bestehen kann“, sagte Schinnerl. Bei den Aushängen könnte es noch Änderungen geben. Möglicherweise werden dann die sogenannten Überhaltestellen wie Hauptbahnhof oder Marktkauf angeben. „Wir werden uns das anschauen. Nach zwei Tagen kann man dazu noch keine Aussagen treffen.“
Die neue Bushaltestelle in der Breitscheidstraße hatte Regiobus eingerichtet, weil die Entfernung zwischen Ritterstraße und Pferdebahnmuseum ziemlich groß ist . Die Haltestelle Dresdner Straße wurde nur wenig genutzt, sagte Schinnerl. Dort halten aber nach wie vor die überörtlichen Busse, die auch zu Marktkauf fahren. „Es gibt keine Möglichkeit, an der Wappenhenschstraße zu halten. Vielleicht könnte man dort eine Haltestelle einrichten.“