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Ist das Moritzburger Kollwitz-Haus in Gefahr?

Der Kulturraum streicht das Geld für die Museumspädagogik. Auch bei der Förderung für den Betrieb des Hauses wird gekürzt. Die Folgen sind noch nicht klar.

Von Sven Görner
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Sabine Hänisch, die Leiterin des Moritzburger Käthe-Kollwitz-Hauses, neben der bekannten Lithografie von Käthe Kollwitz aus dem Jahr 1942 „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“. Ob es auch künftig zwei Mal im Jahr Sonderschauen geben wird, ist derzei
Sabine Hänisch, die Leiterin des Moritzburger Käthe-Kollwitz-Hauses, neben der bekannten Lithografie von Käthe Kollwitz aus dem Jahr 1942 „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“. Ob es auch künftig zwei Mal im Jahr Sonderschauen geben wird, ist derzei © Archiv: Arvid Müller

Moritzburg. Gerade ist im Moritzburger Käthe-Kollwitz-Haus die Sonderausstellung anlässlich des 80. Todestages von Ernst Barlach zu Ende gegangen. Wann es die nächste Sonderschau gibt, ist derzeit noch ungewiss. „Unter den gegebenen Umständen können wir für 2019 eigentlich gar nicht planen“, sagt Sabine Hänisch, die Leiterin des Hauses.

Hintergrund sind die dem Haus im nächsten Jahr drohenden Kürzungen der Fördermittel des Kulturraums Meißen-Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Lange bekam die 1995 im Sterbehaus der Käthe Kollwitz eröffnete Gedenkstätte jährlich 45 000 Euro und weitere 6 000 bis 7 000 Euro für die museumspädagogische Arbeit. Bereits in diesem Jahr waren es 5 000 Euro weniger für das Haus gewesen. Das konnte gerade noch so abgefangen werden, weil durch die Einnahmen im 25. Jubiläumsjahr des Kollwitz-Hauses noch ein kleines Polster da war.

„Nun sollen es im nächsten Jahr nur noch 28 300 Euro sein und das Geld für die museumspädagogischen Angebote ganz wegfallen“, sagt Sabine Hänisch. Unterm Strich würden so über 18 000 Euro im Vergleich zum aktuellen Jahr fehlen und sogar 23 000 Euro des eigentlich benötigten Zuschusses. Das geht an die Substanz.

Grund für die Kürzungen ist ein in der zuständigen Fachgruppe des Kulturraums erarbeitetes Statistikblatt, auf dessen Basis Punkte an die einzelnen Einrichtungen vergeben werden, deren Anzahl sich schließlich auf die Höhe der Zuwendungen auswirkt. Die Vergabe der Fördergelder soll nachvollziehbar sein und möglichst objektiv erfolgen. Doch wie soll das funktionieren, wenn die meisten Kriterien zwar auf viele Häuser zutreffen, aber eben nicht auf alle?

So hat die Moritzburger Einrichtung als Gedenkort im Gegensatz zu den geförderten Museen mittlerer Größe keine eigene Sammlung. Die Ausstellung besteht zu 90 Prozent aus Leihgaben des Kölner Kollwitz-Museums und der Kollwitz-Sammlung von Schloss Moritzburg. Das Kollwitz-Haus kann daher auch bei der Größe des Depots und dem Umfang der Sicherheitsanlagen nicht mithalten. Weitere Kriterien sind Ausgaben für Anschaffungen, Restaurierungen, die Herstellung von Katalogen. Und letztlich gibt es auch Punkte fürs Personal – für eine festangestellte Leiterin, für wissenschaftliche und pädagogische Mitarbeiter.

Die Stiftung als Träger des Kollwitz-Hauses war seinerzeit unter der Maßgabe gegründet worden, mit einem sparsamen Haushalt eine erfolgreiche Arbeit zu leisten, was bisher auch gelungen ist. Obwohl Sabine Hänisch und ihre Mitarbeiterin in Teilzeit arbeiten und viele Aufgaben in Personalunion erledigen. Genau das fällt der Moritzburger Einrichtung bei den neuen Kriterien nun auf die Füße.

Im Beirat der Stiftung wurde inzwischen über die existenzbedrohende Situation beraten. Neben den Fördergeldern des Kulturraums kommen auch von zwei Trägern der Stiftung regelmäßige Zuwendungen – 23 000 Euro von der Kreissparkasse Köln und 20 000 Euro von der Gemeinde Moritzburg. Diese hat damit schon bisher mehr gezahlt als den sogenannten Sitzgemeinde-Anteil in Höhe von 16 000 Euro, der Voraussetzung für das Kulturraumgeld ist. Dazu kamen noch 2 700 Euro für die Museumspädagogik.

Auch der Verwaltungsrat des Moritzburger Gemeinderats hat sich daher mit der aktuellen Situation beschäftigt. Allerdings hinter verschlossenen Türen. Über Details kann der 1. Stellvertreter des Bürgermeisters und CDU-Fraktionschef Volker John daher nicht sprechen. „Es besteht aber Einigkeit, dass wir hinter dem Haus stehen und versuchen werden, eine Lösung zur Sicherung seiner Existenz zu finden.“ Und noch etwas bekräftigt Volker John: „Wir werden keine Einrichtung gegen die andere ausspielen, denn wir brauchen alle hier in Moritzburg.“ Der CDU-Mann meint damit die seit Jahren geführte Diskussion über die Höhe der Zuwendungen der Gemeinde für das Moritzburg-Festival.

Im Vorjahr war zunächst sogar deren Kürzung zugunsten des Kollwitz-Hauses beschlossen worden. Allerdings wurde der Beschluss wieder aufgehoben und neu abgestimmt. Mit dem Ergebnis, alles so zu belassen, wie es ist. Das Festival bekommt damit 20 000 Euro, 2 000 Euro der Kunstsommer sowie 5 000 Euro das aller zwei Jahre stattfindende internationale Bildhauersymposium.

In einem scheinen sich sowohl Stiftungsbeirat als auch Gemeinderäte einig zu sein. Auch wenn man die Existenz des Hauses sichern will, soll der Kulturraum nicht aus seiner Verantwortung entlassen werden.