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Japanische Kampfkunst auf Sächsisch

Ein Freitaler Verein pflegt die Tradition des Shotokan-Karate. Im März kommt Besuch aus Japan.

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Marco Herrmann trägt einen schwarzen Gürtel, den 3. Dan, und ist der Vorsitzende des Freitaler Shotokan-Karatevereins.
Marco Herrmann trägt einen schwarzen Gürtel, den 3. Dan, und ist der Vorsitzende des Freitaler Shotokan-Karatevereins. © Karl Ludwig Oberthür

Erschöpft sieht Marco Herrmann noch lange nicht aus. Ein bisschen Ruhe aber darf gerne sein. Gerade hat er eine Dreiviertelstunde lang die Minis trainiert. Die Vier- bis Sechsjährigen hüpfen in ihren weiten, weißen Anzügen nun in Richtung Umkleide. „So richtig Karate machen wir mit den Kleinen noch nicht, aber Koordinations- und Orientierungsübungen sind als Grundlagentraining schon dabei“, erklärt er. Nun trainieren die Größeren und das sieht schon ganz anders aus.

Nicht nur, dass sie gelbe, orange oder grüne Gürtel tragen. Zu kurzen Befehlen – alles auf japanisch – machen sie wie im Gleichtakt fließende, schnelle Bewegungen. „Die erste Säule“, sagt Herrmann, der als Meister einen schwarzen Gürtel – den 3. Dan – trägt.

Der 35-Jährige ist Vorsitzender des Shotokan-Karatevereins Freital. Ein wunderbarer Sport sei das, schwärmt Marco Herrmann. „Man kann für sich selber trainieren, muss sich nicht ständig mit anderen vergleichen und messen. Es geht auch nicht um Sieg oder Niederlage, sondern die Verbesserung der eigenen Technik.“ Dazu braucht man Koordination, Kraft, Schnelligkeit. Was für Karate spricht: Der Körper wird gleichmäßig belastet, der Sport gilt als wenig verletzungsanfällig. Herrmann: „Karate kann man auch als Rentner noch machen.“ Und man muss nicht zwingend als Kind einsteigen, um die Kampfkunst zu erlernen. „Wir haben hier Männer und Frauen, die zunächst wegen ihrer Kinder zu uns gekommen sind und heute selbst mittrainieren“, berichtet der Vereinsvorsitzende.

Die Vereinsgründung erfolgte offiziell nach der Wende. Doch schon 1984 betrieben einige Freitaler den Kampfsport – im Verborgenen. Denn während der Judosport in der DDR gefördert wurde, galt Karate als suspekt und wurde von den Behörden argwöhnisch beobachtet. Heute trainieren in Freital knapp 90 Mitglieder in altersgemischten Gruppen.

Shotokan-Karate ist die weltweit meistbetriebene Stilrichtung der japanischen Kampfkunst. Sie gilt als sehr traditionell. Trainiert wird im Frontalunterricht, die Sportler unterliegen einem hierarchischen System, Disziplin in der Gruppe ist enorm wichtig. Um Shotokan-Karate zu erlernen, bedarf es dreier Säulen. Ein Teil sind die Grundtechniken, also Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen, Drehungen, Fußtritte, Faustschläge. Ein zweiter Teil sind die Katas genannten Schattenkämpfe, die Verbindung einzelner Grundelemente zu komplexen Bewegungsabläufen. Insgesamt gibt es 27 unterschiedliche Katas im Shotokan. Die dritte Säule besteht aus der Partnerübung, dem Vertiefen der Katas mit einem Gegenüber als Gegner. Schritt für Schritt können die Schüler mit ihrer Weiterentwicklung auch die nächsthöheren Gürtel erlangen – die es gibt, wenn eine entsprechende Prüfung bestanden wurde.

Aus dem Wettkampfsport halten sich die Freitaler weitestgehend heraus. Sie nehmen lieber an Lehrgängen teil. Das sind Wochenendtreffen, zu denen Vereine in ganz Deutschland einladen. Dort trainiert man miteinander, um sich zu verbessern. Ein solches Treffen findet am 16./17. März 2019 in Freital statt. Eingeladen ist Sensei André Bertel. Der renommierte Meister lebt in Japan und kommt in der Regel nur zu einem Lehrgang pro Jahr in Deutschland. 185 Karatesportler aus 15 Ländern haben sich bereits angemeldet.