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„Jasper“ jagt den Feuerteufel

Serie der Datschen-Brände in Löbau reißt nicht ab. Ein Polizeihund verfolgt eine heiße Spur.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Es ist schon wieder passiert. In der Nacht zum Mittwoch brannte in Löbau erneut eine Gartenlaube nieder. Dieses mal war die Laubensparte „An der Hohle“ an der Straße Neue Sorge betroffen. Bei einer Kontrollfahrt im Umfeld der Kleingartenanlage hatten Streifenbeamte gegen 1.45 Uhr Brandgeruch wahrgenommen. Das teilt die Polizei mit. Die alarmierte Feuerwehr konnte nicht verhindern, dass die Datsche völlig zerstört wurde.

Am Mittwochvormittag steht Kleingärtner Dieter Totzauer vor den verkohlten Überresten seiner Datsche. „Seit 52 Jahren bin ich jetzt hier“, sagt er. Kartoffeln, Erdbeeren und Himbeeren hat er hier seit Jahren angebaut und für seine Frau Annerose ein paar Blumen gezüchtet. „Ich habe die Datsche selbst gebaut“, sagt der 79-Jährige. Jetzt ist alles Asche. Noch bis Dienstagabend um 21.30 Uhr war er in seiner Datsche. Das Ehepaar wohnt nur wenige Schritte entfernt von der Kleingartenanlage, in Löbau Süd. Dort in der Ahornallee hatte Dieter Totzauer lange Jahre eine Eisdiele betrieben.

Einen technischen Defekt schließt Totzauer als Brandursache aus. „Ich habe gestern wie immer alle Stecker abgezogen und den Wasserhaupthahn abgedreht, als ich gegangen bin“, sagt er. „Das hat der Brandsachverständige von der Polizei auch so bestätigt“, erzählt der Rentner. Gegen 2.50 Uhr am Mittwochmorgen sei er daheim mal aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen. „Da habe ich Rauch gerochen. Ich habe meine Frau noch scherzhaft gefragt, ob ich mal nachschauen soll, wo‘s brennt“, erzählt Totzauer. Wenige Stunden später informierte ihn dann der Vorsitzende des Kleingartenvereins, dass sein kleines Paradies zerstört sei.

Die Kriminalpolizei ermittelt nun. Die Beamten gehen dabei insbesondere dem Verdacht einer Serien-Brandstiftung nach. Und ein Kommissar auf vier Pfoten erhärtete am Mittwochmorgen diese Vermutung. Spürhund „Jasper“ machte sich von der Brandruine aus auf die Fährte des Feuerteufels. Der Polizeihundeführer ließ den Belgischen Schäferhund-Rüden nur eine Sekunde lang an einer Geruchsprobe vom Brandort schnuppern. Schon spurtete „Jasper“ los. Er zog seinen Hundeführer an einer zehn Meter langen Schleppleine förmlich hinter sich her.

Die Spur nahm verschlungene Wege. Erst hechtete der Spürhund durch andere Datschengrundstücke. Dann querte er einen kleinen Steg über den Katzbach zur benachbarten Kleingartenanlage. Weiter ging‘s die Martin-Luther-Straße hinunter. Dort führt ein schmaler Trampelpfad an einer Hecke entlang zurück zur Straße Neue Sorge. Kurz vor der Lauben-Siedlung zweigt hier ein kurzer Fußweg zum etwas höher gelegenen Wohngebiet Löbau-Süd ab. Die Fährte führte „Jasper“ weiter über die Rumburger Straße zur Kleingartenanlage „Gustav Wenzel“. Dort waren in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Datschen abgebrannt. Die Polizei geht dabei in allen Fällen von Brandstiftung und einem möglichen Serientäter aus. Dass Spürhund „Jasper“ eine Fährte von einem Brandort zu einem vorherigen verfolgt, könnte ein Hinweis darauf sein, dass in allen Fällen der gleiche Feuerteufel am Werk war.

Die Kleingärtner hoffen auf einen schnellen Erfolg der Polizei. Sie haben Angst um ihre Häuschen. „Wenn die Polizei den nicht bald fängt, haben wir keine Gärten mehr“, sagt ein Kleingärtner der Sparte „An der Hohle“. „Das ist jetzt der achte Brand. Bei uns der erste“, sagt der Mann. Viele Datschen-Besitzer trafen sich am Mittwochvormittag an der Brandruine von Gartenkollege Dieter Totzauer. Interessiert beobachten sie die Ermittlungsarbeit der Polizei. Und sie beraten, wie man sich schützen kann. Aber eine Kleingartenanlage ist keine Hochsicherheits-Zone. „Wie soll man das verhindern? Wir können das hier ja nicht dauernd bewachen. Irgendwann muss man ja auch mal ins Bett“, sagt einer.

Vereins-Vorsitzender Andreas Hartmann erwägt dennoch, technisch aufzurüsten. „Eine Möglichkeit wäre eine Überwachungskamera mit Nachtsicht-Funktion“, sagt er. Da müsse man im Verein aber die Finanzierung klären. Und die müsse natürlich auch so angebracht werden, dass sie einerseits einen möglichst großen Raum erfassen kann und gleichzeitig sicher vor Diebstahl oder Zerstörung ist.