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Jeder Tag ein Vatertag

Ein Drittel der Väter bleibt für den Nachwuchs daheim. Das liegt auch am neuen Elterngeld.

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© Sven Ellger

Von Nora Domschke

Herrlich, so ein Familiennachmittag in der Woche. Ab 15.30 Uhr gehören Anja und Marco Weithäuser nur noch ihren beiden Mädchen. Die zweijährige Helena und ihre kleine Schwester Marie genießen es, wenn sich die Welt ihrer Eltern nur um sie dreht. Und das, obwohl beide arbeiten. Dank der Regelungen beim neuen Elterngeld plus verbringt die Plauener Familie viel Zeit miteinander. Vor allem für Marco Weithäuser eine tolle Sache. „Meine Rolle als Vater ist heute eine ganz andere, als ich sie von meinem eigenen Papa kenne“, sagt der 37-Jährige. Seine Frau ergänzt: „Er ist wirklich ein sehr guter Hausmann.“

So wie Familie Weithäuser nutzen mittlerweile immer mehr Eltern in Dresden die Vorzüge des Elterngeldes plus. Es gilt für Kinder, die nach dem 1. Juli 2015 geboren wurden. Dadurch ist es möglich, dass sich Mütter und Väter die Zeit mit ihren Kindern besser untereinander aufteilen können. Mit dem Teilzeitjob, der nun parallel zur Zahlung des Elterngeldes ausgeübt werden kann, hält sich auch der finanzielle Verlust in Grenzen. 2016 wurden von insgesamt 9 700 Elterngeldanträgen in Dresden 1 100 als Elterngeld plus bewilligt.

Als ihre erste Tochter Helena Ende 2014 auf die Welt kam, bezog Familie Weithäuser noch das sogenannte Basiselterngeld. Weil Marco als Ingenieur für Abwasseranlagen damals mehr verdiente, nahm er ein Jahr Elternzeit; Anja ging nach vier Monaten wieder arbeiten. Für Marco ein einschneidendes Erlebnis: „Als ich mich so intensiv um Helena kümmern konnte, ist mir bewusst geworden, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen möchte“, erzählt der 37-Jährige heute. Also kündigte er im Oktober 2014 kurzerhand seinen gut bezahlten Job und machte sich selbstständig. Im Onlineshop „Juvelato“ verkauft der Dresdner nun handgefertigten Schmuck, den er – manchmal auch mithilfe seiner Frau – in einem kleinen Büro im Felsenkellerareal herstellt. Anja hingegen genießt es, sich die Elternzeit mit ihrem Mann zu teilen. „Mir würde nach einem Jahr zu Hause die Decke auf den Kopf fallen. Das neue Elterngeld hat nicht nur finanzielle Vorteile“, sagt die 33-Jährige. Denn so bleibe sie auch beruflich auf dem Laufenden. Die studierte Physikerin arbeitet in einem kleinen Unternehmen, das Experimentierkästen für den Physikunterricht herstellt.

Dresden kann sich durchaus sehen lassen, wenn es darum geht, dass Väter Elternzeit in Anspruch nehmen. Denn die Zahl der Männer, die sich in den ersten drei Jahren nach der Geburt des Kindes zu Hause um ihren Nachwuchs kümmern, steigt kontinuierlich. Waren 2013 noch rund 26 Prozent der Antragsteller männlich, nutzte im vergangenen Jahr schon jeder dritte Vater die Möglichkeit, innerhalb der ersten drei Jahre in Elternzeit zu gehen. Insgesamt stieg die Anzahl der Männer in Elternzeit in der Zeit von 2013 bis 2016 um mehr als 20 Prozent. Beim zweiten Kind nehmen Väter die Elternzeit häufig direkt nach der Geburt, damit sich die Mutter auf das Neugeborene konzentrieren kann. Bei den 2014 geborenen Dresdner Kindern nutzten immerhin 51 Prozent der Väter die Elternzeit noch im selben Jahr. Besser waren nur die Städte Jena mit knapp 58 Prozent und Würzburg mit rund 52 Prozent. Mit einem durchschnittlichen Wert von etwa 44 Prozent liegt Sachsen dennoch deutschlandweit seit Jahren unangefochten an der Spitze, wenn es um den Anteil der Väter geht, die Elterngeld beziehen.

Monatlich bekamen die Dresdner Väter, die vor der Geburt erwerbstätig waren, 2014 im Schnitt 1 126 Euro ausgezahlt. Damit liegt die Landeshauptstadt über dem sächsischen Durchschnitt mit 1 052 Euro. Dresdner Mütter hatten mit 905 Euro deutlich weniger Geld im Monat zur Verfügung. Mit einem Jahr Elternzeit ist Marco Weithäuser einer der wenigen Männer, die sich über einen so langen Zeitraum daheim um die Kinder kümmern. In Dresden tun das lediglich drei Prozent der Väter.