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Jedes vierte geprüfte Kinderprodukt ist mangelhaft

Von Babysitz bis Spielschleim: In zwei Jahren entdeckte Stiftung Warentest 79 gravierende Sicherheitsprobleme.

Von Andreas Rentsch
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Wird die Sitzeinheit falsch eingesetzt, bestehe akute Kippgefahr, warnten die Tester 2017 bei diesem Kinderwagen.
Wird die Sitzeinheit falsch eingesetzt, bestehe akute Kippgefahr, warnten die Tester 2017 bei diesem Kinderwagen. © Stiftung Warentest

Produkte für Kinder schneiden beim Thema Sicherheit oft deutlich schlechter ab als andere Konsumgüter. Das hat eine Analyse der Stiftung Warentest ergeben. Eine Auswertung aller Tests von entsprechenden Artikeln in den Jahren 2017 und 2018 habe 79 schwerwiegende Probleme bei 278 getesteten Gegenständen ergeben, sagte Stiftungsvorstand Hubertus Primus am Donnerstag bei der Vorstellung der Ergebnisse. Häufige Gründe für die Gesamtnote „Mangelhaft“ waren demnach Unfallgefahren und zu hohe Schadstoffbelastung. Abgewertet wurde aber auch wegen Sicherheitslücken bei intelligentem Spielzeug mit Internetanbindung.

Fast jedes fünfte Negativurteil hatte mit Schadstoffen zu tun. Egal ob in Laufrädern, Spielzeug, Stiften, Buggys oder Kinderwagen: Immer wieder seien bei Laborkontrollen im Labor Stoffe gefunden worden, die Krebs erzeugen oder im Verdacht stehen, dies zu tun, so Primus. Ein Beispiel dafür: Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Die Experten monierten aber auch zu viel Flammschutzmittel in Kindersitzen und -wagen, Bor in Spielschleim oder Formaldehyd in Hochstühlen. Die Kritik, manche Gesundheitsrisiken würden übertrieben dargestellt, weist Cheftester Holger Brackemann zurück. So orientiere man sich bei PAK in Kinderprodukten an Vorgaben für das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“). „Die dafür geltenden Werte sind strenger als europäische Grenzwerte.“

Auch Unfallrisiken sorgten in den vergangenen zwei Jahren oft für Schlagzeilen. So waren beispielsweise beim jüngsten Hochstuhl-Test im Sommer nur drei von 20 Exemplaren empfehlenswert. Bei manchen Prüfmustern konnten Kinder durch den Sitz nach unten rutschen und dabei mit dem Kopf hängenbleiben. Andere Stühle waren so konzipiert, dass die kleinen Insassen ohne fremde Hilfe herausklettern und sich dabei verletzen konnten.

Von kürzlich getesteten Babymatratzen erhielt jede zweite die Note „Mangelhaft“. Viele Unterlagen seien zu weich, sagt Hubertus Primus. „Wenn das Gesicht eines Babys in eine solche Matratze einsinkt, kann es ersticken. Denn es ist in den ersten Lebensmonaten nicht in der Lage, den Kopf zu heben oder zu drehen, um wieder Luft zu bekommen.“ Die EU habe das Risiko schon vor Jahren erkannt, so Primus. Doch die nun geltende Sicherheitsnorm hätten viele Hersteller bei der Entwicklung ihrer Matratzen nicht berücksichtigt.

Wie groß das Problem mit unsicheren Kinderprodukten ist, zeigt auch das EU-Schnellwarnsystem Rapex. In der für Deutschland geführten Datenbank finden sich immer wieder Spielzeuge. 2017 stellten sie mit einem Anteil von knapp 30 Prozent die größte Produktgruppe. Der bislang letzte Eintrag stammt vom 28. November – zurückgerufen wurde ein Spielbär. Eine hölzerne Kugel könne vom Kind verschluckt und berge daher ein Erstickungsrisiko, meldet ein Sonderpostenhändler aus Niedersachsen.



Unsichere Kinderprodukte aus 2017er- und 2018er-Tests

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