Der Meister gibt den Ton an, aber muss nicht bis ins kleinste Detail kopiert werden. Gitarren sind Pflicht, aber sollten nicht mit Zungen oder Zähnen bearbeitet werden und erst recht nicht in Flammen aufgehen. Derartiges Spektakel bleibt Jimi Hendrix überlassen, dem jung verstorbenen Guru, der bis heute eine vitale Legende ist. Ein Meister, von dem es viele Plagiate gibt. Genau 7.473 kamen 2012 auf dem Breslauer Markt zusammen, um die Hymne „Hey Joe“ zu spielen. Die Tausenden Gitarristen haben mit ihrem Massenauftritt einen Weltrekord aufgestellt. Dieses Jahr will nun auch Dresden mitspielen und wenigstens einen Bruchteil des Hendrix-Fiebers verbreiten, das in der polnischen Partnerstadt schon seit Jahren grassiert.
Am 1. Mai wird von „Hey Joe“ eine sächsische Version erklingen, ein Monumentalwerk, an dem so viele Gitarristen wie möglich mitarbeiten sollen. Veranstalter des 1. „Thanks Jimi Festivals“ ist die Scheune Akademie. Leiterin Anika Jankowski hat ein vages Ziel: „Wenn 250 Leute kämen, wäre das schon toll.“ An Jimi Hendrix muss sich keiner messen, es genügt, das Fragment von „Hey Joe“ zu beherrschen. „Das sind vier Grund-Akkorde, die kann sich jeder selbst beibringen.“ Für das obligatorische Gitarren-Solo und anderen Zierrat sind die Musiker Sascha Aust und Lord Bishop gebucht, die ab 16 Uhr auf einer Bühne vor der Scheune stehen – als Leithammel für die hoffentlich große Herde.
Augen- und Ohrenkontakt mit Breslau ist per Leinwand vorhanden, denn zeitgleich wird auf dem hiesigen Markt der nächste Rekordversuch angestimmt. Dass sich Dresden in diesen einklinkt, ist von oberster Stelle abgesegnet. Der polnische Bürgermeister hatte seine Dresdner Amtskollegin um Unterstützung gebeten. Helma Orosz griff zwar nicht selbst zur Klampfe, aber delegierte das Vorhaben an die Scheune-Akademie. Ob die Dresdner Töne beim Rekordversuch überhaupt mitgezählt werden, ist allerdings noch nicht geklärt. Dafür ein anderes Detail: Luft-Gitarristen machen zwar keinen Krach, sind aber trotzdem herzlich willkommen. (doh)