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Der Ticker am Hauptbahnhof

1969 war an „Push-Mitteilungen“ noch lange nicht zu denken. Dennoch informierte die SZ schon aktuell – auf einer Laufschriftanlage am Hauptbahnhof.

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Dresden, Hauptbahnhof, Leuchtschrift
Fassade am Leninplatz mit der elektronischen Zeitung. Ende der siebziger Jahre.
Dresden, Hauptbahnhof, Leuchtschrift Fassade am Leninplatz mit der elektronischen Zeitung. Ende der siebziger Jahre. © Repro: Buch "150 Jahre Bahnhof in der Altstadt"


Ab dem 19. Mai 1969 müssen die Dresdner nicht mehr auf die aktuelle Ausgabe der Sächsischen Zeitung warten, um zu erfahren, was auf der Welt passiert. An diesem Tag werden erstmals Schlagzeilen über die Lichtzeitung an der Nordseite des Hauptbahnhofs geschickt. So wird am Mittag des 13. Oktober der Start der sowjetischen Raumschiffe Sojus 6 und 7 vermeldet.

Entwickelt hat die Laufschriftanlage ein bulgarischer Elektroniker. Sie besteht aus 2 160 Glühlampen. Die Meldungen werden im Haus der Presse geschrieben. Dort sortiert ein Redakteur die über den Fernschreiber hereinkommenden Schlagzeilen zunächst und erstellt anschließend eine Kurzfassung. Über einen Schreibautomaten wird alles auf Lochstreifen codiert, sodass die Nachrichten maschinenlesbar sind. Im Hauptbahnhof wird der Lochstreifen eingelesen, die Schlagzeilen werden decodiert. Täglich zwischen 15 und 21.45 Uhr ist die SZ damit im Stadtzentrum mit aktuellen Meldungen präsent. In Betrieb gehen sollte die Lichtzeitung schon im April 1969.

1987 wird die Anlage rekonstruiert. "Dazu sind aufwendige Reparaturarbeiten an der Stahlkonstruktion sowie Entrostungs- und Anstricharbeiten notwendig geworden", heißt es in der gedruckten Ausgabe vom 19. August. Die Deutsche Reichsbahn nutze diesen Zeitraum, um neben der Lichtzeitung eine Digitaluhr anzubringen, heißt es weiter. Die Arbeiten dauern bis Ende November. Dabei wird die Lichtzeitung auch vom Lochbandsystem auf moderne Elektronik umgestellt. Kurz bevor die Lichtzeitung Anfang 1990 eingestellt wird, sucht die SZ noch Unternehmen, die über die Laufschrift werben wollen. (SZ/sr)