„Meißner Land unter.“ So fasste die Sächsische Zeitung am Dienstag, dem 13. August 2002, die Situation im überfluteten Meißen zusammen. Noch am Montag Abend war der Pegel der Triebisch so stark angestiegen, dass sich der Fluss seinen Weg über die Neugasse bis auf den Theaterplatz bahnte. Somit war auch die Meißner Redaktion auf der Neugasse von dem Hochwasser betroffen.
Die Fotografin Claudia Hübschmann war noch am Abend in der Meißner Altstadt, um Fotos zu machen. Sie verständigte die damalige Lokalchefin Petra-Alexandra Buhl und beschrieb ihr die Situation. Da am Dienstagmorgen die Redaktionsräume auf der Neugasse nicht mehr zugänglich waren, zogen die Redakteure kurzerhand bei den Radebeuler Kollegen ein.
Die Chefredaktion in Dresden war unterdessen telefonisch nicht mehr zu erreichen. Alle Leitungen waren tot. Erst gegen Mittag erreichte Petra-Alexandra Buhl ein Anruf der Chefredaktion, und sie wurde informiert, dass das Haus der Presse mitsamt der Technik und des Archivs den Fluten zum Opfer gefallen ist. Doch bereits am Nachmittag stand fest, dass eine Notausgabe der Sächsischen Zeitung produziert werden sollte.
Die Chefredaktion war inzwischen zum Teil nach
Bautzen umgezogen. Von dort aus konnte
auch die Druckerei erreicht werden, die
nicht vom Hochwasser betroffen war. Allerdings mussten die Mitarbeiter ihre Texte
wesentlich früher fertiggestellt haben als
unter normalen Bedingungen: Bereits um
17 Uhr war Redaktionsschluss.
Am Mittwoch Morgen stieg der Elbe-Pegel unaufhörlich weiter. Nur über große Umwege konnte Meißen überhaupt erreicht werden. Für die Journalisten zahlten sich inzwischen die guten Kontakte zu den offiziellen Stellen aus. Redakteur Dieter Hanke: „Wir hatten auch viele private Telefon- und Handynummern und erreichten meist abends unsere Ansprechpartner.“
Claudia Hübschmann wohnte damals in der Altstadt und war dort mit ihrer Digitalkamera die ganze Zeit unterwegs und dokumentierte die Geschehnisse. Die Foto-Daten übergab sie Petra-Alexandra Buhl, die dank ihrer Beziehungen zur DLRG oft mit dem Boot unterwegs sein konnte. „Mit den Booten erreichte ich das Rathaus, aber ich war auch viel zu Fuß unterwegs“, erinnert sich die ehemalige Lokalchefin. Sie pendelte zwischen Rathaus, Feuerwache und Landratsamt und bekam so die neuesten Entwicklungen mit.
In Radebeul wurde am Mittwoch die Situation ebenfalls brenzlig. Es wurde erwartet, dass die dortigen Redaktionsräume überflutet werden. Ab Donnerstagmittag konnte tatsächlich in Radebeul nicht mehr gearbeitet werden. Mit zwei Computern im Gepäck zogen Petra-Alexandra Buhl und Producer Erik Gasch ins Rathaus Coswig ein. Dort stand ein Notstromaggregat bereit, das die Arbeit ermöglichte.
Die Zeitungsseiten konnten von dort zur Chefredaktion nach Bautzen gesendet werden. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung halfen mit Telefonbüchern, Papier, Essen und Kaffee.
Am Freitag waren in Meißen die Häuser auf der Neugasse bis unter das Obergeschoss vollgelaufen. Die Reporter hatten sich inzwischen an das Produzieren der Notausgaben gewöhnt, auch wenn das tägliche Erscheinen der Zeitung gefährdet blieb. Denn in der Druckerei drohte am Freitag der Strom abgeschaltet zu werden. Daher mussten die Seiten bereits bis 16 Uhr geliefert werden. Da dies klappte, konnte die Sonnabend-Ausgabe wie geplant erscheinen.
Erst am Sonntag entspannten sich mit fallendem Pegel Situation und Gemüter. Ab Montag konnte wieder in der Radebeuler Redaktion gearbeitet und das Interimsquartier im Rathaus verlassen werden. Da die Meißner Redaktion noch nicht wieder genutzt werden konnte, verteilten sich die Meißner Redakteure auf die Lokalredaktionen in Riesa, Großenhain und Radebeul.
„Wir haben dann immer telefonisch Kontakt gehalten und uns abgesprochen“, sagt Dieter Hanke. „Nach zwei Monaten konnten wir die Arbeit in Meißen wieder aufnehmen“, sagt Buhl. Das Inventar des SZ-Treffpunkts und der Computer-Knotenpunkt waren zerstört.