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Eine für alle

Die Sächsische Zeitung wird heute 75. Gefeiert wird mit einer immer größer werdenden Familie. Und einen Geburtstagswunsch gibt es auch.

Von Uwe Vetterick
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31 Minuten liest ein Abonnent heute im Schnitt in der Zeitung. Etwa 27 Nachrichten, Berichte, Reportagen. Ein Spitzenwert unter deutschen Regionalzeitungen.
31 Minuten liest ein Abonnent heute im Schnitt in der Zeitung. Etwa 27 Nachrichten, Berichte, Reportagen. Ein Spitzenwert unter deutschen Regionalzeitungen. © Zeichnung: Peter M. Hoffmann

Kennen Sie das? Ein besonderer Geburtstag. Die ganze, große Familie sitzt um den Tisch. Es gibt Kuchen, Kaffee, Kerzen. Dann diese schönen Gespräche. Mal lustig, mal ernst. Dutzende gern erzählter Kaffeetafel-Geschichten. Was war nicht alles los in der Familie, bei den Großeltern, den Eltern, als sie noch jung, noch klein waren. Und was wird noch aus der Familie, aus den Kindern, wenn sie größer, wenn sie älter sind.

Nehmen wir einmal an, heute ist so ein besonderer Geburtstag. Die SZ wird 75. Gut, den Kaffee müssen Sie sich an dieser Stelle selbst einschenken. Der Kuchen? Ist vielleicht diese pralle Ausgabe, die gerade vor Ihnen liegt. Die Kerzen? Auf die verzichten wir heute mal wegen Papier, offenem Feuer und so. Aber auf die Gespräche, auf die Gedanken, auf die Erinnerungen verzichten wir nicht. Die großen und kleinen Geschichten, was war. Als die SZ noch Bezirksorgan war. Mit viel Opportunismus in den Zeilen und zuweilen Opposition dazwischen. Dann die wilden Wendejahre. Alles neu. Für die SZ, ihre Leser, auch die Redakteure. Die Menschen gierten nach Neuem ebenso wie nach Orientierung. Die SZ lieferte. Die Zeitung boomte. Seitenzahl, Auflage stiegen. Vier, fünf Jahre.

Danach wurde es schwierig. Der Hartz-IV-Bruch. Manche konnten sich die Zeitung einfach nicht mehr leisten. Und im Stillen wuchs eine mächtige Konkurrenz heran. Das Internet. Die Auflage sank. Erst langsam, dann schneller. Schauten vor fünf Jahren Tag für Tag noch 490.000 Menschen in die SZ, sind es heute noch 415.000. Vor allem Ältere. Menschen mit Zeit. Die das Lesen genießen.

Spitzenwert unter den Regionalzeitungen

31 Minuten liest ein Abonnent heute im Schnitt in der Zeitung. Etwa 27 Nachrichten, Berichte, Reportagen. Das ist ein Spitzenwert unter deutschen Regionalzeitungen, wie Branchen-Messungen zeigen. Wir sind stolz auf diese neugierige Treue unserer Zeitungsleser.

Und nicht nur auf sie. Tatsächlich feiern wir nämlich noch einen Geburtstag in der Familie. Dazu noch einen besonderen. Unser Newsportal Sächsische.de wird 25. Es ist groß geworden. 150.000 Menschen schauen täglich auf ihrem Handy auf Sächsische.de rein, 3,9 Millionen im Monat. Dazu folgen 284.000 der SZ auf Facebook, Twitter, Instagram. Nie hat die SZ mehr neue Leser gewonnen als in den vergangenen Jahren. Vor allem Jüngere. Die SZ bleibt eine für alle.

Zurück an den Familientisch. Irgendwann kommt bei jeder Feier der Moment, an dem das große Gespräch am Tisch zerfällt in viele kleine. Es rücken die zusammen, die Besonderes zu besprechen haben. Dynamo, die Politik, das Geld und die Wirtschaft. Da geht es im Kleinen nicht anders zu als im Großen. Unsere Gesellschaft zerfasert in Interessengruppen. Daran ist nichts Schlechtes. Nur etwas Schwieriges, gerade für ein Massenmedium wie die SZ. Wie wird man den anspruchsvollen Bedürfnissen der Interessierten gerecht, ohne die Nichtinteressierten zu langweilen?

Gern hart, aber fair

Vielleicht so: In der SZ-Familie wächst neben Sächsischer Zeitung, neben Sächsische.de eine neue Generation von Angeboten: Newsletter extra für politisch Interessierte, für Dynamo-Fans, für Kulturliebhaber. Eine sächsische Wirtschaftszeitung. Podcasts zu Corona (schon über 50.000-mal gehört) oder zur Bob-WM in Altenberg. Fragen Sie mal Alexa nach Sächsische.de. Wir starten immer neue, besondere Angebote für besondere Leser. Wir arbeiten an einer Zukunft, in der die SZ nicht nur eine für alle ist – sondern auch eine für jeden wird.

Zuletzt, gibt es so etwas wie einen Geburtstagswunsch? – Ja.

Vielleicht ist es Ihnen auch aufgefallen. In diesen Tagen wird der Ton leidenschaftlicher, manchmal heftig. Corona, Migration, Frauenquote, Klimastreik, Gendern. Wir verhandeln miteinander gerade streitbare Themen. Manchmal selbst auf Familienfeiern. In jedem Fall aber bei der SZ. An den meisten Familientischen ist dabei kein Platz für Verschwörungserzählungen, sexistische Sprüche, rassistische Ressentiments. Aber es ist sicher Platz für ein offenes Wort. In ein offenes Ohr. Genauso soll es auch in und mit der SZ sein. Gern hart, aber fair. Für alle, auch für uns Redakteure.

In dieser Ausgabe hat die SZ-Redaktion deshalb etwas Neues gewagt. Einen Perspektivwechsel. Wir stellen uns den Fragen derer, über die wir sonst schreiben. Und den Fragen derer, für die wir sonst schreiben. Der Chefredakteur also den Fragen der Leser, der Sportreporter denen des Dynamo-Coachs, der Wirtschaftsredakteur denen des Konsum-Vorstands, der Lokalreporter denen der Bürgermeisterin, der Kulturredakteur denen des Comedian, die Politikchefin denen des Ministerpräsidenten. Das Ergebnis? Lesen Sie am besten selbst! Aber so viel kann man schon verraten: Es ging deutlich zu und doch freundlich. Eben so wie in den meisten Familien. Vielleicht ist die SZ am Ende einfach eine wie wir.