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„Judenhass wurde weitergegeben“

Antisemitismus ist keine Frage der Generationen, meint der TV-Moderator Michel Friedman. Ein Teil des Problems sieht er bei den heutigen Eltern.

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Michel Friedman ist Publizist und TV-Moderator.
Michel Friedman ist Publizist und TV-Moderator. © Hannibal Hanschke/dpa (Archiv)

Berlin. Der Antisemitismus in Deutschland hat nach Überzeugung des Publizisten und TV-Moderators Michel Friedman an Sichtbarkeit und Aggressivität gewonnen. "Es gibt Phasen, in denen die Wölfe ihren Schafspelz anbehalten, und es gibt Phasen, in denen sie ihren Schafspelz ausziehen, und in der befinden wir uns gerade", sagte Friedman (63) der Deutschen Presse-Agentur. 

"Ich stamme aus einer Holocaust-Familie. Als ich jung war, war meine Hoffnung: Dass es in den jüngeren Generationen weniger Judenhass geben wird. Ich stelle aber fest, dass er auch in der nächsten Generation weitergegeben wurde."Es sei auch in der bürgerlichen Mitte eine Enthemmung festzustellen, was Judenhass angehe.

"Judenhass ist keine deutsche Erfindung, aber Auschwitz ist eine deutsche Erfindung. Und deswegen ist die Diskussion über Judenhass in Deutschland immer eine andere als im Rest der Welt", so der TV-Moderator, der die nächste Folge der Reportagereihe "Friedman schaut hin" beim Nachrichtensender Welt dem Thema "Antisemitismus in Deutschland" widmet. 

"Wenn man sich fragt, warum ein 14-Jähriger in der Schule plötzlich "Scheiß Jude" ruft oder "Kanake", dann muss man vielleicht den Film zurückdrehen und sich fragen, was haben die Eltern am Mittagstisch gesagt?", erklärte Friedman. "Solange der Judenhass scheinbar ein Problem der Juden ist, habe ich ein doppeltes Problem: den Judenhasser und die, die glauben, es sei ein Problem der Juden." (dpa)

Der Nachrichtensender Welt zeigt die Reportage "Antismemitismus in Deutschland" aus der Reihe "Friedman schaut hin" am Donnerstag, 25. April, um 17.15 Uhr. Anschließend bleibt sie 30 Tage lang in der Welt-Mediathek abrufbar.