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Jugendliche wollen mit Kreativem punkten

Viele junge Leute begeistern sich dafür. Sie wollen das besondere Extra.

Von Sylvia Jentzsch
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Saskia Ulrich (2. von links) ist stolz auf ihren ersten selbstgenähten Mantel. Der entstand im Atelier von Silke Vité (links), wo sie mit ihrer Freundin Anne-Marie Helm einen Nähkurs besucht.
Saskia Ulrich (2. von links) ist stolz auf ihren ersten selbstgenähten Mantel. Der entstand im Atelier von Silke Vité (links), wo sie mit ihrer Freundin Anne-Marie Helm einen Nähkurs besucht. © Dietmar Thomas

Hartha. Ein großer Wunsch von Saskia Ulrich (15) ist es, selbst Kleidungsstücke nähen zu können. „Sie sind einfach schöner und individueller“, sagt die Gymnasiastin. Nähen konnte sie schon, aber nur mit der Hand. Das habe sie in der Grundschule gelernt. Jetzt wollte sie mehr. Ihre Freundin Anne-Marie Helm, habe sie auf den Nähkurs im Atelier von Silke Vité aufmerksam gemacht. Das große Ziel von Saskia Ulrich war es, am Ende einen Mantel genäht zu haben. Das hat sie mit Bravour gemeistert, bestätigt Silke Vité . Zwischendurch nähte sich Saskia Ulrich noch eine bequeme Hose. Und sie will noch besser werden.

Den Omas zu Ehren

Gute Voraussetzungen, künftig öfter etwas eigenes herzustellen, hat Anne-Marie Helm. Sie hat eine Nähmaschine von ihren Großmüttern geschenkt bekommen. „Ihnen zu Ehren und auch weil es mit Spaß macht, möchte ich an der Nähmaschine kreativ sein“, so die 15-Jährige. Sie stellten während des Kurses einen Tellerrock her, so wie sie ihn in einem Film gesehen hat. Nun sollen noch die passende Weste und später ein Kleid entstehen. Ich habe da schon eine ausgefallene Idee“, sagte Anne-Marie Helm. Sie hat für ihre Oma für Weihnachten eine Kissenhülle genäht. Die Mutter von Saskia Ulrich konnte sich über ein genähtes Schaf freuen.

Seit vier Jahren bietet Silke Vité vom Schneideratelier an der Dresdener Straße in Hartha Nähkurse an. „Die Nachfrage wird immer größer. Die Leute wollen individuelle Kleidungsstücke herstellen, den Stolz spüren, etwas geschaffen zu haben“, sagt Vité. Es gehe weniger um die Möglichkeit, etwas reparieren oder ändern zu können, sondern darum, etwas Persönliches zu schaffen, ob für sich selbst oder als Geschenk.

Geld könne beim Nähen auch nicht oder kaum gespart werden. Denn wer sich die Mühe macht, ein Kleidungsstück herzustellen, der verwendet auch einen hochwertigen Stoff. Und der sei nicht preiswert. „Doch darum geht es den Teilnehmern der Kurse überhaupt nicht. Sie dürfen auch selbst festlegen, was sie herstellen wollen. Oft kommen die Teilnehmer mit konkreten Vorstellung. Anfänger beginnen meist mit dem Nähen eines Stoffbeutels, um ein Gefühl für gerade Nähte zu bekommen, so Silke Vité. Auch die Anfertigung von Platzdeckchen oder Deko werde gewünscht. Doch am meisten wollen die Kursteilnehmer ein Kleidungsstück herstellen. „Auch wenn die Wünsche manchmal sehr hochgesteckt sind, verzweifelt ist noch niemand. Schließlich helfe ich auch mit und gebe Tipps. Manchmal ist das aber gar nicht notwendig, weil sich die Kursteilnehmer untereinander unterstützen.“ Wichtig sei ihnen nicht nur das Nähen, sondern das Zusammensein in der Gruppe. Das ist zum einen Motivation und macht zum anderen Spaß. Auch Freundschaften sind schon so entstanden“, sagte Silke Vité.

Auch Männer wollen nähen

Manchmal würden auch Männer den Kurs besuchen. In der Hauptsache sind es aber Jugendliche, junge Mütter oder Frauen, die den Berufsalltag hinter sich gelassen haben. „Sie wollen entweder das Nähen lernen oder noch mehr dazulernen“, so die Schneiderin. Positiv sei, dass sie die Kurse nach dem Umbau nun in den unteren Räumen im Atelier anbieten kann. Dadurch sei es möglich, wenn etwa ein Reißverschluss oder ein Druckknopf fehle, diese gleich zur Hand zu haben. Bisher waren die Nähkurse ausgelagert. Doch das ist Geschichte. Weil im Atelier mehr Platz ist, hat sich auch das Angebot an Stoffen vergrößert und die Präsentation verbessert.

Kursangebote für jedes Alter

Ein Kurs dauert sechs Wochen. Die Teilnehmer treffen sich einmal wöchentlich für zweieinhalb Stunden. Vormittags kommen meist die Senioren und Mütter. Die Jüngste, die bei Silke Vité das Nähen gelernt hat, ist zehn Jahre alt. Die ältesten meist über das Rentenalter hinaus. Den Jüngeren falle vor allem das Bügeln schwer. Doch das müsse beim Nähen sein. Dadurch werde es einfacher.

Doreen Parthun ist Mutter von zwei Kindern und besucht als Anfängerin einen der Nähkurse. Dafür hat sie sich auch extra eine Nähmaschine angeschafft.

Stolz zeigt Doreen Parthun auf die Mütze ihres Kindes, die sie selbst genäht hat. Vor allem in der Winterzeit, in der sie oft daheim sei, würde sie gern nähen. „Etwas Selbstgemachtes ist individueller und schöner“, so Doreen Parthun. Außerdem habe sie Spaß dabei. „Was meine Kinder tragen, hat nicht jeder“, sagt die Mutter. Seit sie Kleidungsstücke selbst herstelle, achte sie auch mehr den Wert der Kleidung aus dem Laden. Sie wisse nun, wie viel Arbeit notwendig sei, um zum Beispiel eine Mütze herzustellen. Doreen Parthun näht aber nicht nur für die Kinder, sondern auch für sich selbst. Das ist ihr wichtig.