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Jugendwohnheim hat jetzt zehn Plätze mehr

Eigentlich sollte die Erweiterung binnen Monaten fertig sein. Es wurden zwei Jahre – in denen sich so manches geändert hat.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Eigentlich muss das Haus der Gröditzer Jugendhilfe nicht auf sich hinweisen. Auffällig ist das vierstöckige Gebäude an der B 169 schon wegen seiner Größe. Aber seit die vormals weiße Fassade kürzlich einen orangenen Anstrich bekommen hat, ist die Einrichtung mit dem Sonnen-Logo wirklich nicht mehr zu übersehen.

Neuer Glanz: So sieht das Objekt nach dem Umbau aus.
Neuer Glanz: So sieht das Objekt nach dem Umbau aus. © Eric Weser
So sah die damals leere Immobilie vor dem Umbau aus.
So sah die damals leere Immobilie vor dem Umbau aus. © Eric Weser

Die neue Farbgebung gehörte zu einem umfangreichen Bauprojekt, das jetzt im Wesentlichen abgeschlossen ist: die Erweiterung der Räumlichkeiten des Vereins Jugendhilfe Gröditz in das ehemalige Stahlwerks-Lehrlingswohnheim hinein. Dort gibt es jetzt mehrere Wohnräume inklusive eigener Nasszelle. Platz ist für insgesamt zehn junge Menschen. Außerdem gibt es Gemeinschaftszimmer mit Couch und Fernseher. Und natürlich Räume für das Betreuungspersonal.

Einrichtungs-Chef Jürgen Stankewitz ist merklich darauf stolz, was entstanden ist. Aber auch froh, dass die zweijährige Bauphase endlich vorüber, die Betriebserlaubnis durch die Behörden erteilt und der Anfang mit ersten Einzügen junger Menschen gemacht ist. – Wäre es nach Stankewitz gegangen, hätte der Bau schon Mitte 2017 fertig sein sollen. Aber es kam einiges dazwischen. Zum Beispiel Regen. Der überschwemmte im Herbst 2016 das alte Lehrlingswohnheim von oben, weil das Dach fehlte. Der Dachrückbau war im Bauprojekt vorgesehen – der Niederschlag nicht. Die Feuchtigkeit ließ im Gebäude Schimmel sprießen. Der ursprüngliche Plan, das gesamte Erdgeschoss zum Wohnbereich umzubauen, musste deshalb verworfen und eine neue Planung erstellt werden. Das kostete zusätzlich Zeit – und Geld. War anfangs die Rede von 600 000 Euro für den Umbau, sind es am Ende mehr als 900 000 Euro geworden. Zur Finanzierung der Mehrkosten hat die Gröditzer Jugendhilfe Kredite aufgenommen. Auch auf investive Rücklagen und solche zur Personalfinanzierung habe der Verein zurückgreifen müssen, sagt Jürgen Stankewitz. Nicht in Geld aufrechnen lasse sich außerdem, was über das Arbeitsprojekt des Vereins an Eigenleistungen erbracht worden sei.

So nervenaufreibendend die Bauphase gewesen sei: Jürgen Stankewitz legt sein Augenmerk jetzt auf die Vorteile. Denn durch die Umplanung ist der „vordere“ Teil des ehemaligen Lehrlingswohnheims bis ins obere Geschoss ausgebaut worden. Wenn doch mal Erweiterungsbauarbeiten im hinteren Teil des Erdgeschosses anstünden – Ideen dafür gibt es, nur die Mittel fehlen – dann wäre das für Bewohner der Einrichtung sicher annehmlicher, als wenn in der Etage darüber gebaut würde.

Was die Arbeit in den neuen Räumen angeht, geht es laut Jürgen Stankewitz vor allem darum, zu schauen, wie alles zu den Bedarfen der Jugendhilfe im Landkreis Meißen passt. Denn der neu entstandene Bereich war eigentlich für die Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern (Uma) gedacht. Kommen Umas in den Kreis, gibt es etliche Fragen zu klären: soziale, gesundheitliche, verwaltungs- und sorgerechtliche. Der Ort, wo diese „Klärung“ passiert, heißt im Fachjargon auch „Clearingstelle“. Und als Clearing- und Inobhutnahmestelle für Umas ist die bauliche Erweiterung der Gröditzer Jugendhilfe konzipiert. Da aber zuletzt kaum noch Umas in den Kreis gekommen sind, braucht es nun neue Überlegungen.

Egal, wo die Reise für das umgebaute frühere Lehrlingswohnheim hingeht: Eine gute Grundlage für ordentliche Jugendhilfe -arbeit sind die sanierten Räume wohl allemal.