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Junge Familie kauft alte Fabrik

Der frühere Uhrenbetrieb in Reinholdshain hat neue Eigentümer. Sie wollen dort wohnen und noch mehr.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Reinholdshain. Eine Familie hat sich eine Fabrik im Dippoldiswalder Ortsteil Reinholdshain gekauft. Derzeit richten sich Romy Jäger und André Heller dort ihre Wohnung ein, um mit ihrer fünf Monate alten Tochter Emma darin zu leben. Dieses Jahr wollen sie noch einen Teil des Gebäudes zum Ladengeschäft ausbauen. Dann soll das Modellbaugeschäft, das Hellers Eltern derzeit noch im Rabenauer Ortsteil Karsdorf betreiben, nach Reinholdshain umziehen. Das Gebäude dort kennen noch viele in Dippoldiswalde und Umgebung. Es war bis 1990 ein Standort des VEB Glashütter Uhrenbetriebe, und ab 1997 arbeitete hier das Fortbildungswerk Sachsen. Für die junge Familie hat der Standort in Reinholdshain drei Vorteile. Erstens steht der Generationswechsel für das Modellbaugeschäft bevor. Dafür bietet das Gebäude genug Platz. Zweitens liegt ganz in der Nähe der Modellflugplatz Reinholdshain. Dort ist André Heller schon seit Kindesbeinen regelmäßig mit seinen Eltern und pflegt sein Hobby. Drittens liegt Reinholdshain nahe an der Uhrenstadt Glashütte.

Denn der Modellbau bleibt ein Nebenberuf. André Heller ist Uhrmacher und arbeitet in Glashütte, wo er auch seine Lebensgefährtin kennengelernt hat. Beide sind 34 Jahre alt. „Das Standbein Uhrmacherei werden wir nicht aufgeben. Unsere Modellbau-Oase öffnet nach Feierabend und im Online-Handel“, sagt Heller. Er hat lange nach einem Haus gesucht, in dem die Familie wohnen und er ein Ladengeschäft mit Werkstatt einrichten kann. „Man denkt, es würde viel leerstehen. Aber was dann wirklich zum Verkauf stand, war uns immer viel zu abgelegen“, erzählt er. Bis er dann auf die ehemalige Fabrik am Rande des Gewerbegebiets Reinholdshain stieß. Das Gebäude hat gerade für seine Freundin und ihn einen besonderen Reiz. Der VEB Glashütter Uhrenbetriebe hat dort bis 1990 Uhrenteile hergestellt. „Das ist schon etwas Besonderes, dass wir im Glashütter Uhrenbetrieb arbeiten und jetzt in einem ehemaligen GUB-Gebäude leben“, sagt André Heller.

Die Fabrik wurde 1941 als feinmechanischer Betrieb errichtet, 1950 enteignet und nach der Wende an die Alteigentümer zurückgegeben. Die haben es an das Fortbildungswerk Sachsen verkauft, das es für Umschulungen und Fortbildungen nutzte. Schließlich wurde ein Bildungsträger aus dem Saarland Eigentümer, der dort aber keine eigenen Aktivitäten entwickelte. Die letzten zwei Jahre vor dem Einzug der heutigen Eigentümer stand es leer. Aber Heller musste trotzdem lange um den Kauf ringen. Anfang 2014 hat er mit den Verhandlungen begonnen, im August 2015 konnte er das Gebäude endlich übernehmen. Seitdem ist Bauen angesagt. An der Tür zur Küche steht noch „Sekretariat Bereichsleiterin“. „Wir wollten eigentlich die Türen auswechseln, haben dann aber gemerkt, dass sie aus massivem Holz sind. Da behalten wir sie natürlich“, sagt Heller dazu.

Die Küche selbst ist schon wohnlich eingerichtet, nur die Fliesen fehlen noch. „Die werde ich selbst gestalten“, sagt Romy Jäger. Sie ist gelernte Porzellanmalerin und hat dafür ihre eigene Vorstellung, auch wenn die etwas mehr Zeit erfordert. Ähnlich geht es ihrem Mann. Als Uhrmacher will er ganz genau bauen und misst lieber zweimal mehr nach, damit alles genau stimmt. „Ich denke mir meine Sachen vorher genau durch, bevor ich beginne. Das dauert seine Zeit. Aber so habe ich auch schon Handwerker auf neue Ideen gebracht“, erzählt er. Nach Arbeitsschluss bauen sie oft bis spät in den Abend. Der junge Vater weiß, dass es so weitergeht. Aber er will dieses Jahr noch den Laden eröffnen. Für die weitere Nutzung ihrer eigenen Fabrik haben die jungen Leute noch viele Pläne. Eine Werkstatt, die auch anderen Modellbauern offensteht, kann sich Heller vorstellen. Eine Schulungshalle könnte für Flugübungen unter Dach genutzt werden. „Eines steht fest: Platz haben wir genug“, sagt Heller.