Von Bernd Goldammer
Es ist Heilige Nacht in Großerkmannsdorf. Hier hat der Begriff einen besonderen Klang. Ein Weihnachtsstück der Jungen Gemeinde hat neue Traditionen geschaffen. Im Dorfmittelpunkt sind kaum noch Parkplätze zu bekommen. Schon seit 21 Uhr sind auf der abendlichen Dorfstraße viele fröhliche Menschen unterwegs. Alte und junge. Regen und Wind können die Weihnachtsfreude nicht trüben. Ihr Weg führt in die Kirche. Denn dort beginnt um 22 Uhr die Christvesper mit dem „etwas anderen Krippenspiel“.

Da wollen nicht nur die Großerkmannsdorfer dabei sein. Die meisten Leute sind zeitig losgegangen. Eine halbe Stunde vor Beginn sollte man da sein, falls man noch einen guten Sitzplatz in der Kirche mit mehreren Rängen haben möchte. Seit vielen Jahren ist das so. Hier treffen sich nicht nur die Einwohner des Ortes. Auch aus Radeberg und anderen Orten des Kirchspieles sind Besucher hier. Zwar ahnt noch niemand, was hier zu erwarten sein wird. Doch alle wissen: Es wird wieder etwas ganz Besonderes sein. Denn verantwortlich ist die „Junge Gemeinde“ des Ortes. Zum zehnten Mal hat Christian Amlang das Buch zu dieser Aufführung geschrieben. Dieser Abend ist aber auch ein Treff der ehemaligen Mitglieder der „Jungen Gemeinde“. Die Wiedersehensfreude ist mit Händen zu greifen. Hier treffen sich Freunde. Schon an dieser Stelle wird dem aufmerksamen Beobachter klar, dass die alljährlichen Aufführungen auch etwas mit den Beteiligten gemacht haben. Das hat Bestand. Für Tobias Klotzsche, den neuen Gemeindepädagogen, ist die zehnte „Amlang Inszenierung“ eine Premiere. Er ist hier zum ersten Mal beteiligt.
Umgekippte Stühle und leere Pizza-Packungen
Wieder ist der Altarraum zur Theaterbühne geworden. Es wird viel zu lachen geben, das hatte sich irgendwie herumgesprochen. Hinter den Kulissen wird noch geschraubt und verkabelt. Dann folgt die Begrüßung, das Spiel in der Heiligen Nacht beginnt. Und was sieht der Zuschauer als Erstes? Umgekippte Stühle um leere Pizza-Packungen und leere Cola-Flaschen, die herumliegen. Diesmal spielt das Stück nicht irgendwo in der Fremde. Diesmal ist das Domizil der „Jungen Gemeinde“ Großerkmannsdorf, die gute alte Villa Gertrud, zum Mittelpunkt der theatralischen Handlung geworden. Gerade ist Aufräumen angesagt worden. Das kam so überraschend, dass die Jugendlichen ihre Mütter nicht mehr zu Hilfe rufen konnten. Plötzlich hatten sie Besen in die Hand gedrückt bekommen. Doch wohin mit all dem Abfall? Hier wird nichts unter den Teppich gekehrt. Die wackeren Männer kippen lieber gleich das gemütliche Sofa an. Schwupp und weg ist der Dreck. Schließlich geht es zu diesem Zeitpunkt um Größeres. Es ist Herbst und in der Villa ist Wegsuche angesagt.
Das neue alternative Krippenspiel muss her. Doch wie orientiert man sich nach neun erfolgreichen Aufführungen? Wie aus heiterem Himmel erfährt Joseph (Julius Müller) von seiner Freundin Maria (Lisa Bürger), dass die Verhütungsmethoden doch nicht funktioniert haben? Der werdende Vater ist mit der Situation überfordert. In all diesem Stress entfaltet sich das Spiel. Komödiantische Talente sind gefragt. In der „Jungen Gemeinde“ scheint es davon viele zu geben. Lachsalven aus dem Publikum lassen sie zur Hochform auflaufen. Gemeindepädagoge Tobias Klotzsche spielt nun sich selbst. Probenleiter ist seine Rolle in der er verzweifeln muss. In diesem Jahr sind die Charaktere etwas anspruchsvoller gezeichnet. Nichts für schwache Nerven. Immer wieder tauchen die ehemaligen Mitglieder der „Jungen Gemeinde“ auf.
Markus Frömmel zum Beispiel als Businessmann. Der frühere Gemeindepädagoge Jan Witza kommt als Yoga-Trainer auf die Bühne und Oliver Jetsch als graue Beleuchtereminenz. Von allen Kirchrängen kommt lang anhaltender Beifall.
Wer das alternative Krippenspiel am Heiligen Abend nicht miterleben konnte, dem sei gesagt. Die traditionelle Wiederholung gibt es am Sonntag, dem 8. Januar, um 18 Uhr in der Großerkmannsdorfer Kirche.