Görlitz
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Junge Musiker lassen sich feiern

Das Görlitzer Jugendblasorchester wird 50 Jahre alt. Dazu gab es zusammen mit über 60 Ehemaligen ein Konzert.

Von Ines Eifler
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Seit seiner Gründung 1968 unternimmt das Görlitzer Jugendblasorchester immer wieder Reisen. Im Herbst 2018 besuchte es die Schweiz.
Seit seiner Gründung 1968 unternimmt das Görlitzer Jugendblasorchester immer wieder Reisen. Im Herbst 2018 besuchte es die Schweiz. © privat

Für das Görlitzer Jugendblasorchester und dessen Ehemalige ist dieses Jahr ein ganz besonderes. Noch nie wurde so viel Aufwand für ein Jubiläum betrieben. Noch nie sind so viele einst jugendliche Musiker in ihre Heimat zurückgekehrt, wie sie es für das Konzert vor einer Woche im Theater getan haben. Anlass war der 50. Jahrestag des 1968 an der Schule am Klosterplatz gegründeten Ensembles, zu dem das Jugendblasorchester viele Jahrzehnte gehörte. Im Frühsommer feierten bereits die Schauspielgruppe und die Chöre des heutigen Augustum-Annen-Gymnasiums mit Theaterstück und Konzert ihre Jubiläen. Das heutige Jugendblasorchester organisierte zum Altstadtfest im August ein Blasmusikfest anlässlich des Jubiläums. Für das große gemeinsame Konzert zusammen mit vielen Ehemaligen hat das Orchester das Jahresende gewählt.

Bereits im vorigen Winter hatte der langjährige Orchesterleiter Heinz-Jürgen Klein begonnen, Ehemalige anzusprechen, in ganz Deutschland ausfindig zu machen und zur Wiederaufnahme ihrer musikalischen Aktivitäten zu motivieren. Aus Bayern und Baden-Württemberg, aus Hessen und Niedersachsen, aus Wien, Berlin und viele anderen Orten meldeten sich zahlreiche frühere Musiker zurück: Manche mit Bedauern, sie hätten schon seit Jahren nicht mehr musiziert und besäßen gar kein eigenen Instrument. Andere mit der Bereitschaft, nun wieder zu üben, vielleicht sogar noch einmal Unterricht zu nehmen. Und viele mit Begeisterung, weil sie nie aufgehört hatten, ihr Instrument zu spielen, und sich auf das Wiedersehen freuten.

Im Frühjahr fanden die ersten Proben mit den Musikern statt, die noch oder wieder in Görlitz leben. Anfang Oktober lud Heinz-Jürgen Klein dann die über 60 Ehemaligen zu einem ganzen Probenwochenende in die Musikschule am Fischmarkt ein. Manche der Ältesten hatten schon in der Gründungszeit mitgewirkt und die erste Probe mit Heinz-Jürgen Klein erlebt, der das Orchester ab 1971 fast 30 Jahre lang leitete und damit Hunderte musikalischer Kinder und Jugendlicher prägte. Die Jüngeren hatten noch bis vor wenigen Jahren im Jugendblasorchester mitgespielt. Aber fast alle fühlten sich in die Zeit zurückversetzt, als sie jeden Freitagnachmittag in den Musiksaal des Augustumgebäudes zur Orchesterprobe kamen, um Jahreskonzerte, Wettbewerbe, Konzertreisen, Jugendweihen oder kleinere Auftritte vorzubereiten.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Seit dem Jahr 2000 gehört das Jugendblasorchester zur Musikschule am Fischmarkt, seit einigen Jahren probt es in der Bombardier-Villa in der Brunnenstraße. Leiter ist seit der Jahrtausendwende der Trompeter Uwe Flaschel, der ab Mitte der 1970er Jahre als Schüler selbst Orchestermitglied gewesen war. Nach Musikstudium und der Leitung und Entwicklung mehrerer Blasorchester in Rostock, Sebnitz und Bautzen kehrte er nach Görlitz zurück, um hier als Trompetenlehrer und Orchesterleiter zu arbeiten. Er erinnert sich noch an die Übergangszeit, als er das Orchester übernahm: an das wohlgeordnete Notenarchiv seines Vorgängers mit über 600 Musiktiteln; an den professionellen Satz an Instrumenten, den Heinz-Jürgen Klein mit dem Ensemble in den zurückliegenden Jahrzehnten angeschafft und gepflegt hatte; an die hohe Leistungsfähigkeit, die Bereitschaft und Disziplin des Orchesters; aber auch an die Schwierigkeiten, die dieser Übergang mit sich brachte.

Mit dem Wechsel des Orchesters an die Musikschule mussten die Mitglieder plötzlich höhere Beiträge zahlen. Nach der Sanierung des Gymnasiums einige Jahre später konnte das Orchester den Musiksaal nicht mehr allein nutzen, sondern brauchte einen neuen Raum. Uwe Flaschel erlebte mit, wie die Angebote für Kinder und Jugendliche immer vielfältiger wurden und sich weniger für das Erlernen eines Instrumentes und das konsequente Üben entschieden. Die Akquise interessierter Kinder sei einfacher gewesen, als das Orchester noch an der Schule zu Hause war, sagt er. Nun nutzte er vor allem die Möglichkeit, Kinder über musikalische Ganztagsangebote und Bläserklassen zu gewinnen, die Flaschel bis heute an der August-Moritz-Böttcher-, der Nikolai-, der Neißegrundschule und am Curiegymnasium anbietet. Mit Erfolg: Denn auch wenn das Orchester heute keine 60 oder 80, sondern 25 bis 30 Mitglieder hat, sind auch diese jungen Musiker hoch motiviert, gemeinsam zu musizieren. Das Repertoire wurde in den vergangenen Jahren vielfältiger, weil heute wesentlich mehr Kompositionen und musikalische Bearbeitungen für Blasorchester zugänglich sind als in den frühen Jahren des Orchesters. Heute spielen die jungen Bläser auch südamerikanische Musik, Pop oder Rap.

Davon war beim Konzert eine Menge zu hören. Nach der Pause spielte das Ehemaligenorchester dann Titel, die bereits um 1980 das Publikum begeisterten. Ebenso klassische Werke wie das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens oder Evard Griegs Morgenstimmung. Aber auch ein Stück, das extra für den 50. Jahrestag des Orchesters komponiert wurde und am 8. Dezember seine Uraufführung erlebte.

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