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Kabelveredler geht neue Wege

Die französische Ionisos-Gruppe hat mit dem Werk in Salzenforst viel vor. Eines steht schon fest: Das Unternehmen soll größer werden.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Mit einem neuen Namen ist es so eine Sache. Nicht nur, weil die alten Visitenkarten ausgedient haben, die Schriftzüge am Firmengebäude ausgewechselt werden müssen. Ein neuer Name ist ein Zeichen für Veränderung, ein Stück neue Identität. Geschäftsführer Henry Mitschak sitzt gelassen im modernen Beratungsraum. Ihm ist es egal, ob seine Firma in Salzenforst nun Leoni oder Ionisos heißt, er nennt das Werk ohnehin lieber sein „Baby“. Ohne Umschweife erzählt er vom Eigentümerwechsel im Herbst 2016, von den Anstrengungen die hinter ihm, den neuen Wegen die vor ihm und seinem Team liegen.

Der Kabelveredler aus Salzenforst wird sich verändern. Die Frage ist nur wie. Bislang bestand das Kerngeschäft des Unternehmens darin, Kunststoffrohre und Kabelmantel mithilfe einer speziellen Bestrahlung zu bearbeiten. Beschleunigte Elektronen gehen dabei durch den Kunststoff und verändern ihn. Das bewirkt, dass dieser widerstandsfähiger ist und nicht mehr so schnell spröde wird. Das Geschäft läuft gut. So gut, dass die Firma im vergangenen Jahr die rollende Woche einführen musste, um die vielen Kundenwünsche erfüllen zu können. Da liegt es nahe, die Halle und damit das Geschäftsfeld der technischen Bestrahlung weiter auszubauen.

Entscheidung vertagt

Es gibt allerdings noch einen zweiten Weg. Die französische Ionisos-Gruppe, die mit Bautzen ihren ersten Standort in Deutschland erworben hat, würde gern ein weiteres Geschäftsfeld nach Salzenforst holen und dort bald Produkte der Medizintechnik sterilisieren lassen. Im vergangenen Jahr sah es so aus, als hätte sich das Unternehmen schon für diese Variante entschieden. Mit der Stadt Bautzen verhandelte Ionisos bereits über den Kauf einer angrenzenden Gewerbefläche. Doch kurz vor Unterzeichnung der Kaufverträge vertagte das Unternehmen die Entscheidung.

Das hatte vor allem mit der Medizintechnikfirma Yellow Tec zu tun, die sich im Gewerbepark Salzenforst direkt neben dem Kabelveredler ansiedeln und mit ihm kooperieren wollte. Ionisos hätte die Sterilisation für das Unternehmen übernommen, eine Win-win-Situation. Doch weil Yellow Tec auf dem avancierten Grundstück nicht genügend Wasser fand, zog die Firma im vergangenen Jahr ihre Pläne zurück. „Für uns ergibt sich damit eine völlig andere Situation“, erklärt Mitschak.

Das Beste daraus machen

Die Ionisos-Gruppe will nun erst einmal abwarten, ob die Medizintechnikfirma vielleicht einen anderen Standort in der Oberlausitz findet und ob dann eine Kooperation noch möglich ist. „Man muss wissen, dass Investitionen im zweistelligen Millionenbereich notwendig wären. Das sollte schon gut überlegt sein“, erklärt Mitschak.

Egal, welchen Weg das Werk in Bautzen geht, Henry Mitschak wird versuchen, das Beste daraus zu machen. Wer sich mit ihm unterhält, merkt schnell, wie ehrgeizig er ist. Aufgewachsen ist Mitschak in Leipzig, zum Studium ging es nach Magdeburg, danach in den Westen Deutschlands. „Zehn Jahre habe ich mich dort hochgearbeitet“, sagt er stolz. Als dann die Anfrage kam, ein Unternehmen in Bautzen auf die grüne Wiese zu setzen, überlegte er zwei Monate lang, bevor er sich dafür entschied. „Eine Firma aufbauen, das ist wie zwei Doktorarbeiten schreiben“, meint er.

2008 wurde der Grundstein gelegt, 2009 ging das Unternehmen an den Markt. Damals gehörten noch 28 Mitarbeiter zum Team, heute sind es 40. Viele sind Mechatroniker oder haben einen Beruf im elektromechanischen Bereich gelernt. Und von ihnen erwartet der Chef einiges. Einen Sinn für Ordnung zum Beispiel, außerdem einen Führerschein. Im Idealfall wohnen seine Angestellten nicht mehr als 30 Minuten Fahrzeit vom Werk entfernt. Sie müssen mit dem Schichtsystem klar kommen und menschlich sollte es auch passen.

Firma ist Dienstleister

Aber kann man in Zeiten des Fachkräftemangels noch so wählerisch sein? „Ja, das müssen wir“, sagt Mitschak und erklärt das so: Die Kabelveredler sind Dienstleister. „Der Kunde vertraut uns sein Produkt an“, sagt der Chef. Da dürfe nichts schief gehen.

Um nach dem Rechten zu sehen, muss der Chef nicht weit laufen. In der großen Halle, nur eine Treppe vom Büro des Chefs entfernt, wird eine Kabeltrommel abgespult. Der Strang verschwindet hinter einem Betonkasten, dem sogenannten Bestrahler. Auf Computerbildschirmen können die Mitarbeiter beobachten, was im Inneren passiert. Zwar handelt es sich nicht um radioaktive Strahlung, dennoch darf niemand in den Betonkasten hinein. Die Sicherheit geht vor, meint Mitschak, scherzt ein wenig mit den Mitarbeitern und beendet dann seinen Kontrollgang.

Aus Polen, Tschechien und Deutschland kommen die Kunden, die ihre Kabeltrommeln nach Salzenforst bringen. Schon viele Jahre sind sie der Firma treu. Vor allem deshalb, weil die Qualität stimmt, meint der Chef. Das soll auch in Zukunft so bleiben.