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Kabelveredler Leoni baut weiter aus

Im Sommer läuft die zweite Produktionsstrecke im neuen Bautzener Werk an. Das Unternehmen steckt 15 Millionen Euro inden Bau der Anlagen.

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Heiko Engel

Der riesige Betonbunker in der neuen Bautzener Leoni-Fabrik ist noch leer. Ende März kommt das Herzstück der zweiten Produktionsstrecke: Eine rund 80 Tonnen schwere Technik zur Bestrahlung von Kabeln und Kunststoffschläuchen. Ein Kran wird die Maschinen durch das Dach in den Betonkasten mit gut zwei Meter dicken Wänden heben. „Im August soll dann die zweite Anlage in Betrieb gehen“, sagt Henry Mitschak, einer der beiden Bautzener Leoni-Geschäftsführer. Die erste Bestrahlungsanlage arbeitet bereits seit einigen Wochen, gestern wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt.

Durch die Strahlung werden Kunststoffe veredelt. „Dadurch erhöht sich die Beständigkeit, die chemische Struktur wird stärker“, erklärt Mitschak beim Rundgang durch die Halle im Industriegebiet Bautzen-Salzenforst. Zur Zeit laufen Schläuche für Heizungsanlagen über die Anlage, Mitarbeiter an Bildschirmen überwachen den Ablauf. Ohne die Behandlung würde das Plastik schneller spröde, so Mitschak. Das Material bekommt durch die Bestrahlung Eigenschaften, wie sie nur vergleichsweise teure Kunststoffe aufweisen. Die dafür nötige Strahlung wird durch Hochspannung von bis zu drei Millionen Volt und riesige Mengen Strom erzeugt, Leoni-Leiter Mitschak: „Wir benötigen Energie im Gigawattbereich.“ Ein Gigawatt entspricht einer Milliarde Watt, zum Vergleich: Ein Vierpersonenhaushalt verbraucht durchschnittlich 4 000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Das Verfahren erzeuge keine Radioaktivität wie ein Kernkraftwerk, betont Mitschak. Wird der Strom abgeschaltet, höre die Strahlung auf, nichts bleibe zurück.

Den Strom hätte Leoni gerne von dem für Salzenforst zuständigen Versorger gekauft. Doch die Preisverhandlungen scheiterten. „Wir fanden zu keinem Kompromiss“, sagte Mitschak. Nur Lob erhielten hingegen die am Bau beteiligten Baufirmen und Handwerker aus der Region. Insgesamt 15 Millionen Euro investiert Leoni in sein Werk in Salzenforst. „Hervorragend klappte auch die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und der Wirtschaftsförderung Sachsen“, sagt Mitschaks Geschäftsführer-Kollege Hans Jörg Hartmann.

Das Unternehmen habe sich für Bautzen entschieden, um näher an an Kunden in Sachsen und Polen zu sein, so Hartman. Durch Verträge mit Herstellern von Heizungsschläuchen sei die Grundauslastung der Fabrik gesichert. Jetzt suche Leoni nach Neukunden. „Viele Firmen wissen gar nicht, dass sie durch uns ihre Produkte verbessern könnten“, sagt Mitschak.

Zur Zeit hat Leoni 15 Beschäftigte, sobald die zweite Anlage läuft, wird die Belegschaft auf 30 aufgestockt. Neue Mitarbeiter sollten über eine Ausbildung als Elektriker, Verfahrenstechniker oder Schlosser verfügen. „Wir suchen zwar noch Mitarbeiter. Aber die meisten Stellen“, so Mitschak, „sind bereits vergeben.“