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Kaffee, Kuchen und Werkzeug

Beim ersten Repair-Café in Gruna wird defekten Geräten wieder Leben eingehaucht. Den Machern geht es aber um mehr.

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© Sven Ellger

Von Alexander Buchmann

Die Tische in zwei Räumen des Streetwork-Büros „Sofa9“ in der Rosenbergstraße sind mächtig voll. Zerlegte Elektrogeräte und dazugehöriges Werkzeug stehen ebenso darauf wie Kaffeetassen und Kuchenteller. Drum herum stehen und sitzen unterschiedlichste Leute: ältere Damen, Männer in ihren Dreißigern und auch kleine Kinder. Gemeinsam haben sie die Idee: Sie wollen ihre kaputten Geräte nicht einfach entsorgen und durch neue ersetzen, sondern versuchen sie zu reparieren. Repair-Café nennt sich das Konzept, das es in anderen Stadtteilen schon seit geraumer Zeit gibt. Nun auch in Gruna.

„Hier lernen die Leute, die Dinge selbst zu reparieren“, erklärt Tanja Wolf von der Interessengemeinschaft „in Gruna leben“. Unterstützt werden sie dabei von ehrenamtlichen Reparateuren, die zumeist auch beruflich mit Elektrotechnik beschäftigt sind. „Wir wollen dabei keine Konkurrenz für das Reparaturgewerbe sein“, stellt Wolf klar. Es gehe vielmehr um Hilfe zur Selbsthilfe. Und so versuchen sich die Grunaer am Zerlegen ihrer mitgebrachten Stereoanlagen, Wasserkocher und Bohrmaschinen. Gerda Stender hat beispielsweise eine kleine Kaffeemaschine dabei, die mal funktioniert und mal nicht. „Zum Wegwerfen ist die aber noch zu schön und außerdem habe ich die geschenkt bekommen“, sagt die Rentnerin. Manchmal ist den Besuchern auch schon mit Erklärungen geholfen – wie im Fall einer älteren Dame, die größere Probleme bei der Bedienung ihres Handys hat.

Neben dem Schonen von Ressourcen spielt für die Organisatoren der soziale Aspekt eine entscheidende Rolle. „Wir wollen die Nachbarschaft aktivieren und den Zusammenhalt stärken“, sagt Wolf. Das hat auch bereits gut funktioniert. So sind zwei Frauen nur vorbeigekommen, um selbst gebackenen Kuchen vorbeizubringen. Einfach so. Eine andere habe einen Strauß Blumen dabei gehabt.

Wenn sich ein Gerät reparieren lässt, dafür aber ein Ersatzteil nötig ist, bieten die Reparateure ebenfalls ihre Hilfe an. „Entweder beschaffen die Leute das Teil selbst, fragen nach, woher man es bekommen kann, oder von einem der Experten wird eine Sammelbestellung gemacht“, sagt Bernd Meischner. Er ist einer der ehrenamtlichen Helfer. Ist das Teil da, werde es eingebaut und der Besitzer des Geräts müsse lediglich den Teilepreis bezahlen. In jedem Fall müsse das Gerät aber mit nach Hause genommen werden. Wenn von vornherein klar ist, dass die Reparatur kompliziert werden könnte, rät Tanja Wolf dazu, vorher eine Mail zu schreiben und den Fall zu schildern.

Denn es ist keineswegs so, dass nur alte und günstige Dinge mitgebracht werden. „Das ist bunt gemischt. Vom Wasserkocher für zehn Euro bis zur Hifi-Anlage für tausend Euro ist alles dabei. Wir hatten sogar schon Leute da, die sich selbst einen 3-D-Drucker gebaut haben“, erzählt Experte Thomas Wolfgramm. Notebooks sind ebenfalls häufig ein Fall für die Helfer in den Dresdner Repair-Cafés. Diese gibt es nämlich jeden ersten Donnerstag im Monat in der Dürerstraße 89 in der Johannstadt, jeden dritten Donnerstag in der Bürgerstraße 68 in Pieschen und jeden vierten Dienstag im Jagdweg 1–3 in der Wilsdruffer Vorstadt/Seevorstadt-West. Und seit voriger Woche auch jeden vierten Donnerstag in Gruna. Dort konnten bei der Premiere acht von 15 Geräten repariert werden.

Mehr unter repaircafe.fueralle.org