Kaiser verunglückte mit dem Zug in Löbau
Wenn der Kaiser höchstpersönlich in ein Eisenbahnunglück verwickelt ist, kann man sicher sein, dass das in der Öffentlichkeit gebührende Aufmerksamkeit findet.
So geschehen am 12. September 1896 auf dem Bahnhof Löbau. Kaiser Wilhelm II. mit Gefolge war gerade mit einem Sonderzug auf der Heimfahrt von einem Kaisermanöver, das vom 7. bis 12. September in Görlitz stattgefunden hatte. Bei einem Zwischenaufenthalt in Löbau wurde der Kaiserzug auf das Ebersbacher Gleis rangiert, um den Passagieren das Einsteigen zu erleichtern.
Kurz vor 12 Uhr passierte es: Der planmäßige Schnellzug Dresden–Görlitz erhielt ordnungsgemäß Einfahrt in den Löbauer Bahnhof und – rammte die zweite Lok des Sonderzuges.
Die Unglücksursache war bald herausgefunden: Ein übereifriger Oberbeamter hatte unbefugt den auf dem Nebengleis stehenden Sonderzug vorrücken lassen, sodass beide Lokomotiven des Kaiserzuges in den Schienenweg des einfahrenden Schnellzuges gerieten.
Zum Glück blieben die Folgen des Unfalls glimpflich. Es gab kaum Verletzte. Die zweite Sonderzug-Lok wurde allerdings vollkommen zerstört. Schon nach einer halben Stunde, so Augenzeugenberichte, sollen der Kaiser und seine Begleitung die Weiterfahrt angetreten haben. Während des Manövers logierten Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria im Görlitzer Ständehaus. Sie hatten illustre Gesellschaft. Mehrere ausländische Monarchen weilten in der Neißestadt, darunter Zar Nikolaus II. mit seiner Gattin.
Insgesamt hielten sich zu der Zeit Truppen in Stärke von 11 000 Mann in Görlitz auf, dazu waren 1 600 Pferde unterzubringen. Geübt wurden militärische Handlungen in der Umgebung bis hin nach Bautzen. (dD/rs)