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Kaiserwetter zum Brunnenfest

Mit Salutschüssen und tollen Fotos wird der 100. Geburtstag des Marktbrunnens gefeiert.

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© Klaus-D. Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Es waren 50 persönliche Einladungen zur Jubiläumsfeier 100 Jahre Dianabrunnen verschickt worden. In etwa so viele Gäste kamen auch am Sonnabendnachmittag trotz heißer Temperaturen. Doch besser Kaiserwetter als Regenschauer, freuten sich die Festinitiatoren Sven Mißbach, Anke Brekow und Klaus Hammerlik. Ein Pavillon auf dem Marktplatz bot ein schattiges Plätzchen für Kaffee und Kuchen, bereitgestellt vom Museums-Förderverein. Dessen Vorstand hatte sich außerstande gesehen, das Brunnenjubiläum zu organisieren. Der Oberbürgermeister ließ seine Enttäuschung darüber nicht unerwähnt.

Die Jagdhornbläser erinnerten an die Jagdgesellschaft, die den Brunnen mit initiierte. Klaus Hammerlik (u.) und Anke Brekow erklärten seine 100-jährige Geschichte.
Die Jagdhornbläser erinnerten an die Jagdgesellschaft, die den Brunnen mit initiierte. Klaus Hammerlik (u.) und Anke Brekow erklärten seine 100-jährige Geschichte. © Klaus-D. Brühl
Die Jagdhornbläser erinnerten an die Jagdgesellschaft, die den Brunnen mit initiierte. Klaus Hammerlik (u.) und Anke Brekow erklärten seine 100-jährige Geschichte.
Die Jagdhornbläser erinnerten an die Jagdgesellschaft, die den Brunnen mit initiierte. Klaus Hammerlik (u.) und Anke Brekow erklärten seine 100-jährige Geschichte. © Klaus-D. Brühl

Historische Atmosphäre

Nun ist das Fest doch zustande gekommen, und viele schauen neugierig Richtung Dianabrunnen. Die Großenhainer Jagdhornbläser lassen jagdliche Melodien erklingen, Freischützen und Husaren zelebrieren das Salutschießen. Die Atmosphäre soll bewusst ein bisschen an damals, 1916, erinnern, als das königstreue Großenhain seinen Herrschern das Wasserspiel widmete. Doch vor 100 Jahren war Krieg, nun ist schon sieben Jahrzehnte lang Frieden. „Wir haben einen ganz großen Grund, uns zu freuen: Solange wir am Frieden festhalten, ist er da“, mahnt Stadtführer Klaus Hammerlik. Alle Anwesen wissen, dass das jetzt nicht nur ein frommer Wunsch ist.

Jagdgöttin Diana auf dem Brunnen und ihre beiden Hirsche sind indes nicht nur „ein bisschen Frieden“, sondern auch Heimat für die Großenhainer. „Heimat ist da, wo ich verstanden werde und verstehe“, zitiert CDU-Landtagsabgeordneter Sebastian Fischer einen russischen Dichter. Er bekennt, als Kind schon 1984 auf einem der Hirsche gesessen zu haben. So wie auch schon sein Vater. Und viele andere.

Beate Raddatz ließ sich vor dem Brunnen sogar auf den Arm nehmen – als Braut von ihrem Bräutigam. Dieses Hochzeitsfoto ist eines von denen, die in der Großenhain-Information über den Bildschirm flimmern. 20 Einsender hatten nach einem Aufruf ihre persönlichen Diana-Brunnen-Schnappschüsse im Rathaus eingereicht. So auch SZ-Fotograf Klaus-Dieter Brühl mit einem herrlich verschneiten Brunnenbild. Oder Steffen Peschel, der eine Aufnahme des früheren Stadtarchivars Siegried Hoffmann beisteuerte: vom Stadtfest 1985, bei dem jemand der Jagdgöttin ein Bierglas auf den Kopf gestellt hat.

Auch die kleine Ausstellung in Bilderrahmen in der Großenhain-Info und im Einwohnermeldeamt erntet viel Beachtung. Hier sind hauptsächlich Schätze aus dem Stadtarchiv und dem Museumsfundus zu sehen. Vom noch verhüllten Brunnen im Jahr 1915 über das Denkmal bei der Tausendjahrfeier 1954 bis zum Stadt- und Seefest 1965, wo Besucher sogar die Säulen nach oben bis zur Diana hinaufgeklettert sind, um das Bühnengeschehen vorm Rathaus besser sehen zu können. Interessant ist auch die Aufnahme von 1993, als der Hauptmarkt erstmalig nach der Wende neu gestaltet wurde. Der Bagger musste sich dabei sehr vorsichtig um den Brunnen herumbewegen, dokumentiert das Foto. Damit das Anschauen der Ausstellung noch ein bisschen spannender wird, gibt es ein kleines Rätsel mit drei Fragen. Dem Sieger winkt ein Preis.

Anke Brekow vom Stadtarchiv belohnt auch alle Ausstellungsteilnehmer mit einem Buchgeschenk. Wolfgang Milde aus Schwarzheide gehört zwar nicht dazu. Doch der Ex-Großenhainer darf nicht unerwähnt bleiben. Sein Hinweis bei einem Stadtrundgang an Stadtführer Klaus Hammerlik, dass zum Dianabrunnen gar nicht viel zu hören war, brachte die Forschungen in Gang. Klaus Förster, der als heutiger Dresdner und ehemaliger Stadtführer ebenfalls zum Brunnenfest gekommen ist, fand daraufhin mit dem U-Boot Deutschland den entscheidenden Anlass für die Einweihung des 1916 längst fertiggestellten Brunnens.

Grammophon spielt Husarenmarsch

„Das ist heute schon ein bedeutender Tag, sonst wären wir bei der Hitze nicht gekommen“, sagen Joachim Rothe und seine Frau. Für sein privates Archiv hat Rothe die Zeremonie ausgiebig festgehalten, so wie zahlreiche weitere Fotografen. Dieter Lehnert in Husarenuniform holt dazu noch sein Grammophon und lässt den Husarenmarsch und den Sachsenmarsch erklingen. Unter den Linden im Schatten sitzend lauschen die Besucher und lassen sich den selbst gemachten Kuchen schmecken. Ein Dank der ewig jungen Jagdgöttin ...