Kamenz. Gegen 17 Uhr stiegen am Mittwoch Hunderte Luftballons in den Kamenzer Himmel - vom Markt, vom Schulplatz, beim Kamenzer Polizeisportverein PSV, beim Kinderschutzbund auf dem Jahnsportplatz, am Sport- und Freizeitzentrum Tomogara und am Gesundheitszentrum MyGym.
„Weil wir solidarisch miteinander sind und zusammenstehen“, sagt Mario Steinmetz, Chef des Vereins und Tanz-Projektes „Kamenz can Dance“. Er war mit rund 120 Mädchen und Jungen auf den Schulplatz gekommen. Dort legten die Kinder und jungen Leute so richtig zur Musik los. Seit über einem halben Jahr konnten sie so nicht mehr zusammen tanzen, und die Freude war ihnen anzusehen. Passanten schauten interessiert zu.
„Wir brauchen einen Fahrplan, eine Strategie, wie wir wieder öffnen können“, fordert Mario Steinmetz. Die Tanzschuhe gehören an die Füße, so die Botschaft: „Wir wollen sie nicht an den Nagel hängen.“
Trockenschwimmen macht auf Dauer keinen Spaß
Flotte Musik auch auf dem Markt: Wann hatte es das zuletzt gegeben? Ist es ein Jahr oder länger her? Der Ostsächsische Schwimmverein (OSSV) hatte die Lautsprecher aufgebaut. Er ließ auch den Schwimmernachwuchs zu Wort kommen. Der vermisst besonders das Wasser, denn Trockenschwimmen macht auf Dauer keinen Spaß. Die Kinder wollen endlich wieder mit den Kumpels trainieren. Ihnen fehlen die Wettkämpfe und der Erfolg. Und den Übungsleitern fehlen gleichermaßen ihre Schützlinge.
Für einen Schwimmverein ohne eigene Halle sei es eine besonders schwierige Situation, sagt die Vorsitzende Diana Karbe. Deshalb die Bitte, die Schwimmhallen wieder zu öffnen. Dabei gehe es den Sportlern um die Fitness, die Gesundheit des Nachwuchses und überhaupt die Möglichkeit, schwimmen zu lernen: "Die Kinder sollen doch keine Couch-Potatoes werden", so Diana Karbe. Es müsse doch eine Lösung zu finden sein, mit Hygienekonzepten den Schwimmsport wieder zu ermöglichen. Dass sie ihm in der schwierigen Zeit die Treue halten, dafür sei der Verein seinen Mitgliedern sehr dankbar.
Das sagt der Kamenzer OB zu der Aktion
Er finde die Aktionen richtig, sagt der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos). Es sei gut, dass sich die Leute zu Wort melden und auf ihre Lage aufmerksam machen. Und es sei gut, dass sich alle an die Corona-Spiel-Regeln hielten – mit Mundschutz und Abstand. Schließlich, so Dantz, handele es sich um ein gefährliches Virus, das für die Pandemie verantwortlich sei, und letztlich würden ja alle gesund bleiben wollen. So galt auch auf dem Schulplatz – Tanz mit Abstand und Maske. Es sollte gemeinsam mit der Politik nach Wegen gesucht werden, wie es vorwärtsgehen und die Freude am Sport wieder gelebt werden kann, so Dantz.
Insgesamt hatten die Vereine über 300 Sportler zu den übers Stadtgebiet verteilten Demonstrationen angemeldet und damit eine erlaubte Form für die Gemeinschaftsaktion gefunden, die den Corona-Regeln entspricht.
PSV-Vorsitzender Andreas Seifert sagt: „Wir wollen zeigen, dass wir da sind. Wenn die Kinder gemeinsam in die Schule gehen können, dann können sie am Nachmittag auch gemeinsam trainieren“, findet er. Natürlich könne man auch allein trainieren, das Training in der Gruppe unter Anleitung habe aber einen viel größeren Effekt. Zumindest auf der Außenanlage sollte doch der Sport wieder möglich sein, sagt Andreas Seifert.
Der OB nimmt dann noch ein Geschenk von den Tänzern entgegen: Ein symbolisches Paar Schuhe am Nagel - verbunden mit dem festen Versprechen, sie eben nicht dorthin hängen zu wollen. Sie sollen im Rathaus einen würdigen Platz bekommen.

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