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Nach Feuer beim Sportverein: Baustart im September

Im Mai hatte ein Brand im Sportzentrum des Thonberger SC einen riesigen Schaden hinterlassen. Wochenlang wurden die Räume gereinigt. So geht es jetzt weiter.

Von Reiner Hanke
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Nach dem schlimmen Brand im Mai beim SC Thonberg in Kamenz konnten Präsident Steffen Kratzer und die Mitglieder zumindest die Pokale noch retten und wieder aufpolieren.
Nach dem schlimmen Brand im Mai beim SC Thonberg in Kamenz konnten Präsident Steffen Kratzer und die Mitglieder zumindest die Pokale noch retten und wieder aufpolieren. © Anne Hasselbach

Kamenz. Der beißende Brandgeruch liegt noch immer ganz leicht in der Luft. Aber in den Räumen des Thonberger SC 1931 in Kamenz hat sich seit Anfang Mai einiges verändert. Damals wütete dort ein Feuer. Der Schaden beschränkte sich nicht nur auf den Ballraum, wo der Brand ausgebrochen war. Alle Räume, Wände, Decken, Böden samt Inventar bedeckte danach eine dicke Rußschicht „Alles war schwarz“, erinnert sich Vereinspräsident Steffen Kratzer drei Monate nach dem Unglück.

Eine Spezialfirma für die Sanierung von Brandschäden sei wochenlang im Einsatz gewesen, berichtet Vizepräsident und Platzwart Raik Zschuppan. Die Böden wurden mit einer Reinigungsmaschine und Chemikalien geschrubbt. Jetzt glänzen sie wieder. Die Wände wurden mit Wasser aus dem Hochdruckreiniger abgestrahlt. Der Brand habe Gifte freigesetzt, die rausmüssen, teilt die Stadtverwaltung mit.

Teilweise hätten die Mitarbeiter der Spezialfirma sogar den Putz abgeklopft und Zwischendecken herausgerissen. Unter Vollschutz hätten sie gearbeitet und auch das ganze ruinierte Inventar in zig Containern entsorgt. 40 Seiten umfasst die Liste mit dem gesamten Verlust, sagt der Vereinschef: vom Besteck über die Möbel bis zum Beamer und Getränkeautomaten.

Pokale und Urkunden gerettet

Im Gegensatz zu dem katastrophalen Zustand direkt nach dem Brand sehe es jetzt schon wieder hoffnungsvoller aus. Bei dem furchtbaren Anblick hatten damals Vereinsmitgliedern die Tränen in den Augen gestanden. Der Präsident stand fassungslos vor einem Haufen Trümmern von Einbauten, verkohlten Fußbällen und Sportausstattung. „Die Brandsanierer haben das wirklich gut hingekriegt“, schätzt Raik Zschuppan jetzt ein.

Das Kompliment haben aber auch die Vereinsmitglieder selbst verdient – sie starteten ebenfalls eine Reinigungsaktion. Denn sie hatten die Sorge, dass ein großer Teil von Zeugnissen der Vereinsgeschichte unwiederbringlich verloren sein könnte. Wie über alles andere hatte sich auch über die Trophäen ein schwarzer Rußfilm gelegt. Gerade die Urkunden und Pokale habe der Verein aber in einem Kraftakt noch retten können.

Um die geschwärzten Trophäen zu putzen, bauten die Vereinsmitglieder eine Waschstraße auf – mit Biertischgarnituren und Zementbottichen. „Unter Vollkörperschutz haben wir die Trophäen zuerst überall aus den Räumen geborgen und das Gröbste mit dem Staubsauger entfernt“, berichtet Steffen Kratzer. In den Bottichen wurden die Pokale dann gewaschen und zum Schluss auf Hochglanz poliert.

Bei der Urkundengalerie war es nicht ganz so einfach. Die habe man entstaubt und dann laminiert, den Brandgeruch quasi konserviert. „Den hätten wir aus dem Papier nicht rausbekommen“, sagt Kratzer.

Defekte Verteilerdose hatte den Brand ausgelöst

Auslöser für den Brand sei nach neusten Erkenntnissen doch nicht ein defekter Kompressor gewesen, wie anfangs vermutet wurde, berichtet Steffen Kratzer. Vielmehr habe eine defekte Verteilerdose im Ballraum geschmort und letztlich den Brand verursacht.

Die Schadenssumme am Gebäude und dem Inventar liegt nach Aussagen der Stadt und Angaben des Sachverständigen der Versicherung bei 380.000 Euro.

Bälle haben die Sportler dank vieler Spenden schon wieder genug. Er könne es selbst kaum glauben, so Präsident Steffen Kratzer, wie viele Menschen ein Herz für den kleinen Verein mit seinen rund 230 Mitgliedern gezeigt hätten. Wie sich die Notsituation so herumsprechen konnte? „Wir sind ja nur ein Dorfverein“, so Kratzer.

In diesem Umkleideraum sind Brandspuren nicht zu übersehen. Den Rest müssen die Maler erledigen.
In diesem Umkleideraum sind Brandspuren nicht zu übersehen. Den Rest müssen die Maler erledigen. © Anne Hasselbach

Insgesamt sei von über 400 Spendern ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen, viele aus der Region und von befreundeten Vereinen. Aber auch bis aus Rostock oder Magdeburg seien Überweisungen gekommen: "Manchmal wissen wir gar nicht, warum Menschen eine Beziehung zum Thonberger SC haben.“ Auf alle Fälle will sich der Präsident ganz herzlich bei allen bedanken.

Sportanlage erst nächstes Jahr wieder nutzbar

Nachdem die Brandsanierer nun abgezogen und die Pokale geflimmert sind, ist es manchem Vereinsmitglied fast zu ruhig geworden. Denn der Verein muss zum Sporttreiben weiterhin ausweichen. Zwar wollte die Stadt als Eigentümerin der Anlage ursprünglich fünf Container als Interimslösung aufstellen, damit der Sportbetrieb schnell wieder beginnen kann. Aber die Versicherung habe die Übernahme der Kosten abgelehnt.

Also müsse es bis zur Wiedereröffnung bei der Kooperation mit befreundeten städtischen Vereinen wie SV Einheit oder SV Aufbau Deutschbaselitz bleiben. Dort absolvieren die Thonberger derzeit zum Beispiel ihr Training. Auf dem eigenen Rasen sei der Sport nicht möglich, solange keine Umkleidekabinen und Sanitäranlagen zur Verfügung stehen. Wann der Ball wieder rollen kann, sei noch ungewiss.

Aus dem Rathaus heißt es, Angebote von Handwerkern - vom Elektriker über Maler bis zu weiteren Gewerken - für die Sanierung der Räume seien inzwischen da. Die Stadt sei bei der Auswertung der Angebote.

Im September, so die Prognose, könnten die Arbeiten losgehen. Anfang des neuen Jahres, vielleicht gegen Ende des ersten Quartals, sollte die Wiedereröffnung der Sportanlage möglich sein, schätzt die Baubehörde ein. Bis dahin sollte sich auch der letzte Brandgeruch verzogen haben.