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Pulsnitz: Brasilianische Pfleger sind da

Die Schloss-Klinik setzt auf neue Mitarbeiter aus Südamerika - und wünscht sich mehr Unterstützung aus der Politik.

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Carsten Tietze, Chef der Pulsnitzer Schloss-Klinik, freut sich: Die ersten Pflegekräfte aus Brasilien sind am Mittwoch angekommen.
Carsten Tietze, Chef der Pulsnitzer Schloss-Klinik, freut sich: Die ersten Pflegekräfte aus Brasilien sind am Mittwoch angekommen. © René Plaul

Pulsnitz. Ein Jahr dauerte die Vorbereitung, jetzt war es soweit: Am Mittwoch landeten die ersten brasilianischen Fachkräfte für die Vamed-Klinik Schloss Pulsnitz nach einer über 20-stündigen Reise von Sao Paulo aus in Dresden. 

Sie sind Teilnehmer eines Pilotprojektes, mit dem die Pulsnitzer Klinik etwas gegen den Fachkräftemangel im Pflegebereich tun will. Sieben der insgesamt elf Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die eine abgeschlossene Pflegeausbildung nach brasilianischem Standard haben, kamen am Mittwoch an. „Vier weitere folgen in wenigen Tagen“, so Kliniksprecher Patrick Kallweit.

Nach guten Erfahrungen bei einem ähnlichen Projekt mit vietnamesischen Pflegefachkräften führt die Fachklinik für neurologisch-neurochirurgische Rehabilitation damit das zweite Projekt durch. Dabei absolvieren die Teilnehmer eine Qualifikation zur Anpassung an hiesige medizinische Standards, um dann hier in der Pflege zu arbeiten.

Auf ausländische Fachkräfte angewiesen

Schon vor einem Jahr waren Klinikmitarbeiter zu Vorstellungsgesprächen mit Dutzenden Interessierten nach Sao Paulo gereist. Bis alle Formalitäten erledigt waren, lernten die ausgewählten Teilnehmer bereits Deutsch. Zunächst am Goethe-Institut in Sao Paulo, anschließend aufgrund corona-bedingter Ausgangssperren per Onlinedienst. "Die Projektteilnehmer können inzwischen sehr gute Fortschritte im Lernen der deutschen Sprache verzeichnen und werden hier weiterhin Deutschunterricht bekommen", so Patrick Kallweit.

Fachkräfte aus Brasilien sind nach Pulsnitz unterwegs: Ein Schnappschuss von der Reise.
Fachkräfte aus Brasilien sind nach Pulsnitz unterwegs: Ein Schnappschuss von der Reise. © privat

Die Einreise sei  ursprünglich bereits für den Sommer geplant gewesen, musste jedoch wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. „Wir sind froh, dass wir nach einem Jahr sehr intensiver Vorbereitung nun endlich die Einreise unserer neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter realisieren konnten", so Klinikchef Carsten Tietze. Er verspreche sich eine Bereicherung der Klinik in jeglicher Hinsicht. 

Der Pflegenotstand sei in den Einrichtungen überall in der Bunderepublik eklatant und werde sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen, prognostiziert Tietze: "Wir sind davon überzeugt, dass es ohne einen qualifizierten Zuzug ausländischer Fachkräfte mittelfristig kaum noch möglich sein wird, dem Bedarf in sehr pflegeintensiven Bereichen wie der Neurorehabilitation noch gerecht zu werden."

Projekt mit Vietnamesen scheiterte

Das vorhergehende Vietnam-Projekt wurde 2018 sogar mit dem sächsischen Innovationspreis Weiterbildung ausgezeichnet. Mit beiden Projekten signalisiere die Klinik, dass sie zukunftsorientierte und innovative Ansätze entwickeln könne. Bei allem Engagement brauche es aber vor allem die Unterstützung der Politik, die Voraussetzungen schaffen müsse. Daran mangele es noch, so Tietze: "Die Weiterführung unseres erfolgreichen Vietnam-Projektes ist letztlich genau daran gescheitert.“ So sei  Fachkräften die Einreise verwehrt worden. Hintergrund waren wohl die hohen Ansprüche an Sprachkenntnisse. 

Die Klinikleitung  hofft nun auf die Akzeptanz und Offenheit der Pulsnitzer. Sie könnten  einen wesentlichen Teil zur erfolgreichen Integration der brasilianischen Pflegekräfte beitragen. 

Die müssen nun erst einmal den Covid-19-Test bestehen. Der ist für Donnerstagmorgen geplant. Falls einer positiv ausfalle, sei alles für eine vorübergehende Quarantäne vorbereitet, so Patrick Kallweit. Ansonsten könnten sich die Brasilianer sofort frei bewegen. Dann beginnt auch gleich die fachliche Qualifikation über mehrere Monate, die in einer  Prüfung mündet. Parallel dazu arbeiten die Pflegekräfte weiter an ihren Sprachkenntnissen und lernen auch schon die Arbeit in der Klinik kennen. (SZ/ha)

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