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Kamenzer Malhexe wagt Neuanfang in Bautzen

Das Haus, in dem sich das Atelier von Birgit Modler befand, wird verkauft. Die Künstlerin hat aber noch mehr Gründe, kreativ und privat neu durchzustarten.

Von Ina Förster
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"Malhexe" Birgit Modler löst aktuell ihr Atelier in Kamenz auf. Und verlässt die Stadt nach 15 Jahren Kreativarbeit in Richtung Bautzen. Auch dort will sie als Künstlerin arbeiten.
"Malhexe" Birgit Modler löst aktuell ihr Atelier in Kamenz auf. Und verlässt die Stadt nach 15 Jahren Kreativarbeit in Richtung Bautzen. Auch dort will sie als Künstlerin arbeiten. © Matthias Schumann

Kamenz/Bautzen. Im Atelier an der Kamenzer Zwingerstraße herrscht Chaos. Genau wie in Birgit Modlers Kopf. Schon geraume Zeit weiß sie von dem Umzug. Und dass sie das Haus bis Ende April beräumt haben muss. Zum Schluss wird es dennoch hektisch. Die als Malhexe in Kamenz bekannte Künstlerin verlässt die Stadt. Die letzten Wochen vor Ort sind gezählt, die meisten Sachen schon zusammen gepackt. "Jedenfalls das, was ich mitnehmen kann", sagt sie.

Es werden nur wenige Dinge sein, die ihr am Herzen liegen. Darunter viele ihrer großformatigen Bilder. Und ein paar Deko- und Möbelstücke. Vieles andere möchte sie in den nächsten Wochen verkaufen oder verschenken. Und einiges wird sicherlich auch auf dem Sperrmüll landen.

Hier an der Zwingerstraße in Kamenz war Platz für vieles. Wo sie hinzieht, wartet bedeutend weniger auf sie. Doch das alte Haus in der Innenstadt wird nun endgültig verkauft. "Für mich war das finanziell nicht zu stemmen. Vor ein paar Jahren hatte ich einen Funken Hoffnung. Aber es sollte ein schöner Traum bleiben", erzählt sie. Nun geht Birgit Modler zumindest ohne Frust. Denn es warten neue Herausforderungen auf sie.

Schon zwei Jahre zwischen zwei Städten gependelt

"Mein neues Zuhause in der Bautzener Altstadt ist noch in der Bauphase. Das machte es etwas schwierig ", erklärt sie. Bereits in den letzten zwei Jahren saß sie aber zwischen den Stühlen. Pendelte sie zwischen Bautzen und Kamenz hin und her. Zwischen Atelier und neuer Liebe. Alten Verbindungen daheim und Plänen dort.

Nun wagt sie den nächsten Schritt und bricht alle Brücken ab. Bis auf ein paar kreative. "Ich habe aktuelle Projekte laufen, zum Beispiel im Kinderheim Kleeblatt. Da werde ich auch künftig jeden Donnerstag am Start sein. Und ich komme natürlich auch gern nach Kamenz, wenn man mich für Kindergeburtstage oder Projekte buchen möchte", so Birgit Modler. Auch in Neschwitz ist sie regelmäßig in einer Kita zu Gange. Im Schloss startet dieser Tage eine Ausstellung mit ihren Bildern.

Das alte Haus an der Zwingerstraße in Kamenz wird von den Besitzern verkauft. Bis Ende April müssen die Utensilien der Künstlerin beräumt sein.
Das alte Haus an der Zwingerstraße in Kamenz wird von den Besitzern verkauft. Bis Ende April müssen die Utensilien der Künstlerin beräumt sein. © Ina Förster
Hier befand sich noch vor ein paar Jahren das Herzstück des kleinen Künstler-Cafés.
Hier befand sich noch vor ein paar Jahren das Herzstück des kleinen Künstler-Cafés. © Ina Förster
Kunst, wohin man schaut. Die "Malhexe" ist auch auf großflächige Wandgestaltung spezialisiert.
Kunst, wohin man schaut. Die "Malhexe" ist auch auf großflächige Wandgestaltung spezialisiert. © Ina Förster
Birgit Modler an ihrem alten Klavier. Das zieht mit nach Bautzen um.
Birgit Modler an ihrem alten Klavier. Das zieht mit nach Bautzen um. © Ina Förster
Das Atelier war mit Upcycling-Deko und -möbeln ausgestattet. Vieles kann Birgit Modler nicht mitnehmen.
Das Atelier war mit Upcycling-Deko und -möbeln ausgestattet. Vieles kann Birgit Modler nicht mitnehmen. © Ina Förster

In Bautzen möchte sie nun ihre Zelte aufschlagen. Hier wartet auch ein Atelier auf sie - gleich neben der "Billardgarage" an der Steinstraße, deren Chef ihr Freund ist. "Dort konnte ich mich schon künstlerisch austoben mit der Wandbemalung. Auch eine Dauerausstellung habe ich vor Ort", sagt sie. Künftig will sie von hier aus die Bautzener für sich begeistern. "Ich bin gespannt auf neue Projekte, die sich hoffentlich bald anbieten."

Und vielleicht kann sie dort auch wieder ein bisschen zur Ruhe kommen. "Ich sehne mich nach einem Platz, wo ich in Ruhe malen kann", meint sie. Und streicht mit der Hand über das alte Klavier, das sie auch auf jeden Fall mitnehmen wird.

Künstler-Café konnte wegen Corona nicht öffnen

Die letzten Jahre setzten ihr zu. Vieles, das geplant war, gelangte gar nicht in die Umsetzungsphase. Manches, das sich im Aufbau befand, hatte kaum Chancen. "Corona machte alles zunichte. Ich hatte von heute auf morgen durch die Lockdowns und Kontaktbeschränkungen keine Aufträge, konnte Projekte in Kitas, Schulen oder bei Feiern nicht umsetzen. Und das Café musste zu bleiben", so Birgit Modler.

Dabei hatte die Kamenzerin Pläne. Nun liegt der Staub der letzten zwei Jahre auf einem Stapel Bilder, den Upcycling-Möbeln, über alten Leuchtern, verdorrten Trockensträußen und maritimen Beiwerk. Eine morbid-schöne Kulisse. "In den nächsten Wochen kann man gern noch bei mir reinschauen. Ich verkaufe vieles zum kleinen Preis", so Birgit Modler. Manchmal muss man Ballast abwerfen, um neu zu starten. "Und einen bunten Schmetterling wie mich hält eh nix auf!"

www.malhexe-kamenz.com