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Das plant die Kamenzer City-Initiative

Onlineplattform, Würstchenmarkt, Kundenkarte: Ein neues Team an der Spitze des Händlervereins will vieles anpacken - auch wenn derzeit fast alle Läden zu sind.

Von Reiner Hanke
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Armin Burkhardt übernimmt in schwieriger Zeit den Vorsitz im Verein Kamenzer Cityinitiative.
Armin Burkhardt übernimmt in schwieriger Zeit den Vorsitz im Verein Kamenzer Cityinitiative. © René Plaul

Kamenz. Romantische Einkaufsnächte mit Kunst und Kultur. Bummel-Sonntage von Geschäft zu Geschäft und Würstchenmarkt. Die Kamenzer Händlervereinigung Cityinitiative sorgt gemeinsam mit Partnern für Leben in der Kleinstadt, um den Handel zu pushen und den Bürgern etwas zu bieten. Denn der Einzelhandel hatte es schon vor Corona nicht leicht. Mitten in den Lockdown fällt nun ein Umbruch im Handelsverein.

Die Hälfte der acht Vorstandsmitglieder hat den Rückzug angetreten. Mit Augenoptikermeister Thomas Koch geht auch der Vorsitzende. Es habe berufliche Gründe. Seine Innung habe ihn in ihre Aufgaben stark eingebunden. Neue staatliche Auflagen seien zu erfüllen und er als Fachmann viel bei Innungsmitgliedern unterwegs. Die Aufgabe als Vorsitzender der Cityinitiative sei nicht mehr zu stemmen, begründet Koch seinen Rückzug.

Neuer Vorsitzender sieht sich nur als Übergangslösung

Vor über 15 Jahren ging die Kamenzer Cityinitiative aus dem Gewerbeverein hervor. Der löste sich damals auf. Armin Burkhardt, damals SZ-Regionalverlagsleiter in Kamenz, war Mitbegründer der Cityinitiative. Nun steht diese vor einem Umbruch, und Burkhardt – eigentlich im Ruhestand - wird noch einmal in die Bresche springen. Er rückt jetzt an die Spitze.

Zudem sollen drei Neue nun frischen Wind in den Vorstand bringen: Fleischermeister Enrico Minkwitz, Fotografin Henriette Braun und Ronny Mildner von der Stiftung „Pro Gemeinsinn“, die sich im Kamenzer Zentrum angesiedelt hat. Bei der Vorstandswahl erhielt das neue Gremium jetzt das mehrheitliche Vertrauen der Mitglieder.

Er sehe sich als Übergangsvorsitzenden, betont Armin Burkhardt. Vielleicht für ein Jahr, dann sollten Jüngere nachrücken. Er selbst sei nicht die Zukunft, schätzt Burkhardt ein. Er wolle eher seinen möglichen Nachfolger an die Aufgaben heranführen und dann die Geschäfte übergeben. Er betont auch, dass die Ex-Vorstände dem Verein treubleiben. Es seien gesundheitliche Probleme wie bei Elektronik-Fachmann Michael Fischer oder die Fülle der beruflichen Aufgaben, die sie zu ihrem Schritt bewegt hätten.

Fokus der Initiative liegt mehr auf Veranstaltungen

Dirk Hinniger, Chef des "H & H" Möbelhauses an der Auenstraße und bisher Vorstand, gibt auch zu bedenken, dass sich die Schwerpunkte verschoben hätten: vom Einzelhandel in der gesamten Stadt mehr auf den Bereich um den Markt, den Leerstand dort und den wachsenden Veranstaltungscharakter der Einkaufstage.

Er sehe das alles positiv, so Hinniger, unterstütze den Verein weiter, sei aber nicht der richtige Mann dafür im Vorstand. Denn damit steige der Aufwand unangemessen hoch, und er frage sich, ob das noch die Aufgabe eines Händlers sei. Dirk Hinniger mit dem Möbelhaus bleibe aber gerade für das Verkaufsgebiet um die Hohe Straße eine wichtige Stütze, ist sich Armin Burkhardt sicher.

Auch Thomas Koch zählt sich eher zum wirtschaftlichen Flügel, der den Schwerpunkt beim Handel sieht. Der Zeitpunkt für den Wechsel, um sich neu zu finden, sei jetzt aber günstig, findet Koch, da ohnehin derzeit alle Händleraktionen wegen Corona auf Eis liegen und wenig Organisationsstress sei.

Kundenkarte für Kamenzer Einzelhandel im Gespräch

Es sei trotzdem einiges gemeinsam mit dem Citymanagement der Stadt auf den Weg zu bringen, so Armin Burkhardt. Ganz vorn stehe derzeit „Click und Collect“, also die Möglichkeit, Waren zu bestellen und im Geschäft abzuholen. Außerdem müsse der Web-Auftritt der Cityinitiative ausgebaut werden. Auf der sollen die Geschäfte ihr Sortiment vorstellen können. Ziel ist eine gemeinsame digitale Plattform. Um den Online-Handel in Fahrt zu bringen, seien freilich auch noch technische Voraussetzungen zu schaffen. Eine Kundenkarte für den Einzelhandel in Kamenz ist ebenfalls im Gespräch.

Richtig sei, dass der Vorstand zuletzt bei den Einkaufssonntagen und -nächten mehr auf die Festschiene setzte, um den Besuchern ein attraktives Einkaufserlebnis zu bieten, um Familien und die Jugend anzulocken. "Die Geschäfte sind und bleiben aber als Träger des Vereins die Basis." Der Verkauf sei natürlich ein wichtiger Teil des Konzepts, immer in der Hoffnung, den Einzelhandel in der Stadt anzukurbeln und zu erhalten, erklärt der Vereinsvorsitzende.

Er ist froh darüber, dass es angesichts der Corona-Einschränkungen bisher kaum eine Ansage von Geschäftsleuten gegeben habe, die aufgeben wollen. „Alle versuchen, durchzuhalten“, sagt Burkhardt. So sei im Verein auch der Vorschlag für das erweiterte Parken auf dem Kamenzer Markt ein Thema gewesen. Wohlgemerkt, zeitlich begrenzt bis August. Eine Mehrheit in der Cityinitiative hätte diese kleine Anschubhilfe nach dem Lockdown begrüßt. Eine Mehrheit im Stadtrat hatte das aber abgelehnt.

Was wird aus dem Würstchenmarkt?

Die Planung kommender Aktionen sei derzeit allerdings schwierig, wegen der unklaren Aussagen für die Zukunft des Handels und von Veranstaltungen. Dazu gehören die vier Einkaufssonntage. Der erste wäre im März mit dem Würstchenmarkt als Publikumsrenner. Doch der muss wohl ausfallen.

Fleischermeister Enrico Minkwitz, Mitglied des Kamenzer Fleischervereins und nun auch im Vorstand der Cityinitiative, will das aber nicht einfach so hinnehmen. Er regt an, den Markt zu verschieben. Der für September geplante Einkaufssonntag wäre seiner Meinung nach ein gutes Datum.

Das ist der neue Vorstand der Kamenzer Cityinitiative: Armin Burkhardt (Vorsitzender); Sylvia Stephan (Stellvertreterin/Geschäftsinhaberin); Carola Büttner (Optikermeisterin); Henriette Braun (Fotografin); Ronny Mildner (Stiftung "Pro Gemeinsinn"); Enrico Minkwitz (Fleischermeister); Doreen-Charlotte Hantschke (Wirtschaftsreferentin der Stadt)

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