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SZ + Kamenz

Emotional, stimmgewaltig und ein Vorbild: Lea begeistert auf dem Kamenzer Hutberg

Über 4000 Fans pilgerten am 2. August 2024 zu Lea auf die Hutbergbühne. Ihr Idol lieferte von Anfang an ab und bedient Sehnsüchte und Herzschmerz auf schönste Art.

Von Ina Förster
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Die deutsche Sängerin und Songschreiberin Lea machte auf ihrer Sommertour 2024 auch auf der Kamenzer Hutbergbühne Halt. Und begeisterte weit über 4.000 Fans - mit wunderschöner Ausstrahlung und toller Fan-Nähe.
Die deutsche Sängerin und Songschreiberin Lea machte auf ihrer Sommertour 2024 auch auf der Kamenzer Hutbergbühne Halt. Und begeisterte weit über 4.000 Fans - mit wunderschöner Ausstrahlung und toller Fan-Nähe. © Matthias Schumann

Kamenz. Freitagabend, 2. August 2024. Der ausdauernde Regen der letzten zwölf Stunden geht, Lea kommt. Und wie! Punkt 20 Uhr steht die Sängerin und Songschreiberin auf den Brettern der Kamenzer Hutbergbühne und macht das, was sie am besten kann. Singen. Mit ihren Fans kommunizieren. Gute Botschaften verbreiten!

Vor dem Bühnengraben drängen sich seit fast zwei Stunden die jüngsten Zuschauer. Sie haben selbst gemalte Pappschilder dabei. "Lass mich mit Dir singen!" oder "Lea, bitte sing mit mir!" steht darauf. Es sind Mädchen, die ihr Idol feiern. Sie wissen, dass Lea zu fast jedem Konzert einen Fan auf die Bühne holt, der mit ihr einen Lieblingssong performen darf. Wer wird es diesmal sein?

Vor allem junge Fans lieben Lea

Blond und langhaarig sind die meisten von ihnen, angezogen wie ihr großes Vorbild. Und sie sind textsicher, bis an diesem langen Konzertabend in Kamenz der letzte Ton verklingen wird. Ihre Eltern stehen etwas weiter hinten, wippen im Takt der Songs, bewegen ebenfalls ihre Lippen. "Bei uns spielt Leas letzte CD jeden Tag hoch und runter. Da kennt man automatisch alles. Und ehrlich? Ich find sie auch echt gut", sagt Mama Marina Becker aus Dresden.

Die Tickets für das Lea-Open Air lagen schon Weihnachten 2023 unter dem Tannenbaum, verrät sie. Ihre Tochter Mia fieberte diesem Augustabend monatelang entgegen. Auch ihre Freundinnen sind mit am Start in Kamenz, haben ihre Mütter so lange "bequatscht", bis sie ihnen ebenfalls Karten kauften. Bislang waren sie noch nie hier. "Der Aufstieg war ganz schön anstrengend, ist aber cool die ganze Atmosphäre", sind sie sich einig.

Marielle aus Pulsnitz auf ihrem ersten Lea-Konzert und wollte gerne mit ihr singen. Dafür ist die Sängerin berühmt. Sie holt bei jedem Konzert jemanden auf die Bühne.
Marielle aus Pulsnitz auf ihrem ersten Lea-Konzert und wollte gerne mit ihr singen. Dafür ist die Sängerin berühmt. Sie holt bei jedem Konzert jemanden auf die Bühne. © Matthias Schumann
Eingefleischte Fans: Greta und Elly aus Bautzen sowie Jolie und Jasmin aus Kamenz (v.l.) waren nicht zum ersten Mal auf einem Konzert ihres Idols. Auch sie wollten ihr so nah wie möglich sein.
Eingefleischte Fans: Greta und Elly aus Bautzen sowie Jolie und Jasmin aus Kamenz (v.l.) waren nicht zum ersten Mal auf einem Konzert ihres Idols. Auch sie wollten ihr so nah wie möglich sein. © Matthias Schumann
Lea-Fans sind oft sehr jung und lieben ihr sängerisches Vorbild heiß und innig. Die meisten kamen auch nach Kamenz gut vorbereitet.
Lea-Fans sind oft sehr jung und lieben ihr sängerisches Vorbild heiß und innig. Die meisten kamen auch nach Kamenz gut vorbereitet. © Matthias Schumann
Die eisenharten Fans harrten schon lange vor Konzertbeginn ganz vorn an der Bühne aus.
Die eisenharten Fans harrten schon lange vor Konzertbeginn ganz vorn an der Bühne aus. © Matthias Schumann
Lea auf Sommertour auf der Hutbergbühne Kamenz - das bedeutete auch ganz nah dran sein am Publikum und ein Bad in der Menge. Ihre Musiker Hannes und Leon unterstützten sie auf der kleinen Bühne mitten unter den Fans.
Lea auf Sommertour auf der Hutbergbühne Kamenz - das bedeutete auch ganz nah dran sein am Publikum und ein Bad in der Menge. Ihre Musiker Hannes und Leon unterstützten sie auf der kleinen Bühne mitten unter den Fans. © Ina Förster / Frei für DDV Bau
Natürlich durften auch die vielen Handylichter nicht fehlen bei den ruhigeren Balladen. Lea gefiel's!
Natürlich durften auch die vielen Handylichter nicht fehlen bei den ruhigeren Balladen. Lea gefiel's! © Ina Förster / Frei für DDV Bau
Über 4000 Zuschauer ließen sich das Open Air mit der deutschen Sängerin und Songschreiberin nicht entgehen.
Über 4000 Zuschauer ließen sich das Open Air mit der deutschen Sängerin und Songschreiberin nicht entgehen. © Ina Förster / Frei für DDV Bau

"Und ich liebe Lea einfach, alles ist toll an ihr - wie sie mit den Leuten spricht. Was sie singt, diese besondere Stimme", sagt auch Anna. Die 13-Jährige hat sich gerade noch schnell ein Lea-T-Shirt am Merchandising-Stand neben der Bühne besorgt. Mal schauen, wann sie es wieder ausziehen wird. Aber jetzt heißt es erstmal, das Konzert genießen.

Dunst hängt wetterbedingt über dem Hutberg-Areal. Aber die Sonne lässt sich noch kurz blicken. Die weit über 4000 Gäste sind gut gerüstet für diesen Abend. Petrus scheint auch Lea-Fan zu sein. Nur ein paar nette Federwölkchen schippern über die Bühne.

Es ist das einzige Open Air, das hier 2024 in großer Bühnenvariante gefahren wird. Der Veranstalter, die Bernd Aust Kulturmanagement GmbH aus Dresden, ist zufrieden mit den gut gefüllten Rängen. "Ihr ahnt gar nicht, wie schön das von hier unten aussieht", ruft Lea gerade ihrem Publikum zu. Und doch will sie noch näher heran, lässt sich schon nach wenigen Liedern von der Security zur Mini-Bühne mitten im Zuschauerraum begleiten.

Lea mag es mittendrin zwischen den Fans

Auch dort steht ein Klavier, auf dem sie gleich ihren wunderbaren Song "Elefant" performen wird. Ein Lied, das sie für ihre Eltern geschrieben hat, denen sie viel zu verdanken habe, meint sie. Spätestens hier haben viele der angereisten Muttis und Vatis ein Tränchen im Knopfloch.

"Du hast mir gezeigt, dass das Leben nicht schwarz-weiß ist. Dass es nicht nur richtig oder falsch gibt", heißt es darin. Wichtige Botschaften sind das. Auch die späteren an diesem Abend. Dass man sich lieben und akzeptieren solle, wie man ist. Dass alles vergleichen auf Social Media krankmache und sinnlos sei. Weil doch jeder ein einzigartiger, strahlender Mensch sei.

Und dann kommt der Moment, wo Lea in die Riesenrunde ruft: "Wer mag heute mit mir singen?" Und die Hände nach oben gehen. Dutzendfach winken die Mutigen. Diesmal ist die kleine Frida aus Dresden die Auserwählte, die wenig später über die Absperrung gehoben wird. Und neben Lea am Klavier Platz nimmt. Sie hat sich den Song "1000 Mal" ausgesucht - eine kleine Herausforderung für die Sängerin. Es sei immer ein Überraschungsmoment, was gewünscht wird, sagt sie. Doch wie immer geht der Plan auf. Gänsehautmomente, die nicht nur Frida vergessen wird...

Doch was macht die Faszination der Sängerin aus? Ihre Authentizität? Ihre unglaubliche Präsenz bei Liveauftritten? Die tiefgründigen Texte? Ein bisschen von allem wahrscheinlich. Ihr erstes Musikvideo veröffentlichte die heute 32-Jährige bereits mit 15. Längst ist sie auch in TV-Formaten wie "Sing meinen Song – Das Tauschkonzert" nicht mehr wegzudenken. Ihr nachdenklich-eindringlicher Song "Leiser" wurde wohl zu ihrem absoluten Markenzeichen und verschaffte ihr 2020 die erste Goldene Schallplatte.

Natürlich darf auch dieses Lied in Kamenz nicht fehlen. Die Open-Air-Bühne wirkt in diesem Moment wie ein Kessel, aus dem die Töne zart und doch gewaltig gen Himmel flirren. Auf Lea-Konzerte gehen Menschen, die zuhören wollen. Übrigens auch viele ältere. Pärchen, die Händchen halten. Gestandene Frauen mit Leuchtkränzchen im Haar, die zusammen einfach eine gute Zeit haben. Großeltern mit ihren Enkeln.

Es ist fast still während vieler Songs. Und erst am Ende brandet tosender Applaus auf. Nach dem melancholischen Debutalbum "Vakuum" hat Lea spätestens mit ihrer zweiten CD "Zwischen meinen Zeilen" zu ihrem eigenen Sound gefunden. Irgendwo zwischen Indie und Pop. Und mitten im Leben.

Lea holt all diese Menschen hier ab mit ihrer Art, den Texten, die auch ihnen aus der Seele zu sprechen scheinen. Dabei können viele der jungen Fans wahrscheinlich noch gar nicht am eigenen Leib erfahren haben, wie krass sich richtiger Liebeskummer anfühlt. Aber sie bekommen eine Ahnung. Das macht Gänsehaut und Lust auf alles, was noch kommt, hat man fast den Eindruck. Und es geht ja auch nicht nur um Liebe, sondern um alles, was Zwischenmenschlichkeit und Empathie ausmacht.

"Von der Schönheit und Zerbrechlichkeit der Dinge" wird das nächste Album der Künstlerin titeln, das am 4. Oktober 2024 erscheint. Fast könnte man meinen, Lea spreche von sich selbst. Denn auch sie wirkt auf der großen Bühne zerbrechlich, aber auch wunderschön. Ihre Stärke sind die leisen Songs, die wehmütigen Texte von zerbrochenen Beziehungen, aber auch von Hoffnung, dass es immer weiter geht. Von Freundschaft und Weltenschmerz, der gemeinsam einfach leichter zu ertragen ist...