Kamenz. Löscheinsatz per Video? Das geht natürlich nicht. Dazu müssen die Feuerwehrleute auch in Corona-Zeiten als Mannschaft ausrücken. Ansonsten gelten wie überall strenge Kontakt-Beschränkungen. „Damit wir uns nicht untereinander infizieren und die Einsatzbereitschaft gefährden. Ein infizierter Kamerad reicht“, sagt Felix Menschner, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr im Kamenzer Ortsteil Brauna.
Ausbildung im Depot an der Technik ist derzeit also nicht erlaubt. Aber die Feuerwehren können auch auf digitalem Weg einiges möglich machen, damit die Mannschaft für den Löscheinsatz fit bleibt.
Darüber haben sich jedenfalls die innovativen Braunaer Feuerwehrleute Gedanken gemacht. Mit ihren Ideen fürs digitale Zeitalter sorgten sie schon vor zwei Jahren für Aufsehen. So fällt in ihrem kleinen Feuerwehrhaus sofort der große Flachbildschirm an der Wand auf. Es ist ein Computer, über den die Feuerwehrleute mit einer Spezialsoftware ihre Einsätze managen - und jetzt noch viel mehr.
Gerätetraining per Videokonferenz
Denn die Truppe will trotz Kontakt-Verbot an der Technik auf dem aktuellen Stand sein. „Im Einsatz muss jeder Handgriff wie im Schlaf sitzen. Im Ernstfall geht es um Menschenleben. Auch das eigene. Da muss hundertprozentig Verlass auf den Anderen sein“, sagt Felix Menschner.
Um das zu ermöglichen, tüftelten die Feuerwehrleute - und treffen sich nun virtuell im Gerätehaus. Auf dem Bildschirm ploppen ihre Gesichter auf – alle daheim vor ihrer Webcam. Wehrleiter Menschner steht mit der Smartphone-Kamera am Feuerwehrfahrzeug. Im Dialog mit den Kameraden bringt er es ihnen live bis ins kleinste Detail nach Hause.
Gerätekunde ist angesagt. „Wir waren im Oktober das letzte Mal gemeinsam im Gerätehaus.“ Trotzdem müsse jeder Kamerad ganz genau wissen, wo sich welches Gerät oder Werkzeug befindet. Schließlich geht es im Einsatz um Sekunden. Der Wehrleiter schwenkt die Handykamera: „Alle sehen live, was ich filme. Ich spreche jeden Kameraden an.“ So, als würden sie um das Fahrzeug herum stehen.
Mitglieder begeistern sich für technische Innovationen
Es geht jetzt um den Geräteraum 1 im Feuerwehrfahrzeug und eine geheimnisvolle blaue Kiste: „Was siehst du dort zuerst?", fragt der Wehrleiter Leon. Er überlegt: „Den Trennschleifer.“ Ein Treffer. Weitere detaillierte Fragen folgen. Die Mannschaft merkt, es lohnt sich, da und dort das Wissen und Handgriffe aufzufrischen. „Alle freuen sich auch, einander immer mal wieder zu sehen, wir haben am Rande viel Spaß. Denn der Kontakt fehlt. Er ist aber wichtig für den Zusammenhalt.“
Die Braunaer Wehr ist eine junge Truppe mit einem Altersdurchschnitt von 31 Jahren bei 28 Mitgliedern. Als die Wehr vor drei Jahren wegen mangelnder Einsatzbereitschaft am Tag nicht ausrücken konnte, da schrillten die Alarmglocken: „Wir sind von Haus zu Haus gezogen, habe uns in drei Ortsteilen vorgestellt“, berichtet Menschner. Mit Erfolg.
Videotraining ersetzt den direkten Kontakt nicht
So kommt es auch, dass sich die Mitglieder für technische Innovationen begeistern und tüfteln - vor allem Vize-Jugendwart Tony Haase. Mehrere Wochen lang testeten die Feuerwehrleute Software und die Technik, bis das Ergebnis passte. So sei beispielsweise der Datenschutz ein heikler Punkt. Außerdem sollten mindestens 20 Leute gleichzeitig teilnehmen können und die Technik für viele unterschiedliche Geräte kompatibel sein, erklärt Tony Haase.
Die Feuerwehren von Schwepnitz, Straßgräbchen und Kamenz-Stadt zum Beispiel hätten inzwischen auch mit Online-Technik nachgezogen. Den Treff in der Truppe könne die Video-Runde aber nicht komplett ersetzen. Auf den ersten gemeinsamen Dienst nach den Corona-Beschränkungen freuen sich daher alle besonders.
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