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500 Simson rollen nach Lichtenberg

Wegen Corona gibt es seit Monaten kaum Treffen für Fans der DDR-Mopeds. Junge Leute aus der Nähe von Pulsnitz nehmen das nicht länger hin.

Von Heike Garten
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Sie freuen sich schon auf das Simson-Treffen am 28. August in Lichtenberg bei Pulsnitz: Lucas, Florian, Nils (v. l.). Sie haben die Vorbereitungen fest im Griff.
Sie freuen sich schon auf das Simson-Treffen am 28. August in Lichtenberg bei Pulsnitz: Lucas, Florian, Nils (v. l.). Sie haben die Vorbereitungen fest im Griff. © privat

Lichtenberg. Sie gehören zum alltäglichen Straßenbild und scheinen immer mehr zu werden: Mopeds der Marke Simson. Die legendären Fahrzeuge des ehemaligen DDR-Herstellers erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, seien es nun S 50, S 51 oder Schwalbe. In vielen Orten haben sich Fans der Simme - wie die Fahrzeuge von ihren Liebhabern gern genannt werden - zusammengefunden, um an den Mopeds zu schrauben, zu tüfteln oder gemeinsame Ausfahrten zu unternehmen.

Auch in Lichtenberg nahe Pulsnitz gibt es so eine Simson-Gemeinschaft, die sich Moped Crew vom Osten (MCVO) nennt. Die jungen Leute planen erstmals ein Simson-Treffen, das am Sonnabend, dem 28. August, zwischen 11 und 19 Uhr auf dem Sportplatzgelände in Lichtenberg stattfinden soll. Einer der Initiatoren des Treffens ist Nils Schöne, der schon seit vier Jahre eine Simme sein Eigen nennt.

Er und seine Freunde waren in der Vergangenheit oft bei Treffen anderer Simson-Gemeinschaften. „Doch aufgrund von Corona war in der letzten Zeit einfach nichts mehr los in dieser Richtung. Selbst eines der größten Simson-Treffen in Bautzen fällt aus“, erzählt der 17-Jährige. „Da haben wir uns gedacht, dass wir so etwas in die Wege leiten“, erklärt Lucas aus Bretnig, der ebenfalls zur MCVO gehört. Vor etwa zwei Monaten fassten sie den Entschluss, das erste Simson-Treffen in Lichtenberg zu starten.

40 Leute helfen bei der Vorbereitung

Seitdem sind die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Bei der MCVO machen zwischen 20 bis 25 Simson-Fahrer mit, bei den Vorbereitungen und beim Treffen selbst helfen etwa 40 Leute.

So galt es, ein Sicherheits- und Hygienekonzept zu erstellen, das Gelände am Sportplatz für die einzelnen Bereiche aufzuteilen, Wettbewerbe, Stände und Versorgung zu organisieren und natürlich auch alle notwendigen Genehmigungen einzuholen. Gerade in der Corona-Zeit sei es wichtig, für alles gewappnet zu sein. „So müssten zum Beispiel ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 10 an fünf aufeinanderfolgenden Tagen Einlasskontrollen erfolgen und die Kontaktdaten der Teilnehmer wie auch der Besucher aufgenommen werden“, sagt Kay Schöne, der Vater von Nils.

Doch das sei alles organisiert, ebenso wie die Personen für den Einlass, für die Wegweisung an der Straße zum Sportplatz oder die Betreuung der einzelnen Stände. Nils hält einen detaillierten Plan hoch, zeigt, dass die jungen Leute alles fest im Griff haben. Auch mit dem Bürgermeister von Lichtenberg, Christian Mögel (CDU), wurde gesprochen, der selbst mit einem Motorrad vorbeischauen will.

Fahrer kommen auch aus Tschechien

Zum Simson-Treffen auf dem Sportplatz werden etwa 500 Moped-Fahrer aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und aus Tschechien erwartet. „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, und jeder ist froh, wenn es so ein Treffen gibt. Entsprechend haben wir auch Einladungen rausgeschickt“, so der 17-jährige Lucas. An diesem Tag wird sich dann auch alles um das Kult-Moped drehen. So ist ein Show & Shine-Wettbewerb geplant. „Alle Mopeds können mitmachen, und die Teilnehmer bewerten, welches ihnen am besten gefällt“, erklärt Nils. Für die besten Fahrzeuge gibt es dann Preise.

Spannend dürfte auch der sogenannte Reifen-Teufel werden, bei dem das Vorderrad eines Mopeds in einem Gestell eingespannt wird, und der Fahrer dann das Hinterrad so lange durchdrehen lässt, bis der Reifen qualmt oder kaputt geht. Natürlich wird eine extra Simme dafür verwendet. Kein Mopedfahrer würde seine liebevoll gepflegte Maschine für so einen Wettbewerb hergeben. „Wir haben auch einen extra VIP-Bereich und dafür Leute eingeladen, die in der Szene einen besonderen Stand haben“, nennt Lucas eine Besonderheit des Tages.

An einem Stand gibt es Ersatzteile

Aber vor allem geht es darum, dass sich die Simson-Freunde treffen, fachsimpeln können und sich gegenseitig Tipps geben. Auch ein Stand mit Mopedteilen wird aufgebaut, an dem vielleicht ein Fahrer ein dringend gesuchtes Ersatzteil für sein Fahrzeug bekommt. Schließlich gehört das Schrauben und Basteln genauso mit zu dem Hobby wie das Fahren selbst.

500 Simmen auf dem Sportplatz - das sorgt bei Anwohnern der Straße der Jugend in Lichtenberg für Bedenken. Sie sehen sich eventuell mit Lärm, Qualm oder Verkehrsbehinderungen konfrontiert. Doch die jungen Leuten vom MCVO bitten um Nachsicht. So schreiben sie auf einem Plakat: „Die Organisatoren des MCVO bitten die Anwohner um Verständnis, falls es an diesem Tag zu Einschränkungen auf der Zufahrt zum Sportplatz kommt.“ Und es sei ja bewusst nur dieser eine Tag bis 19 Uhr gewählt. Schließlich müssen die Moped-Fahrer auch wieder nach Hause kommen. Für Besucher des Simson-Treffens ist der Eintritt frei.