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Was dieses Café so besonders macht

Modernes Ambiente in altem Gemäuer: So präsentiert sich das Klostercafé in Panschwitz- Kuckau. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit.

Von Heike Garten
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Willkommen im Klostercafé in Panschwitz-Kuckau: Cornelia Pitzius (vorn) bedient die Gäste. Zum Team gehören auch Verkäuferin Ute Schäfer, Manuela Zschornack von der Leitung sowie die Bäckermeister Lutz Chichowitz und Udo Ruhig (v.l.).
Willkommen im Klostercafé in Panschwitz-Kuckau: Cornelia Pitzius (vorn) bedient die Gäste. Zum Team gehören auch Verkäuferin Ute Schäfer, Manuela Zschornack von der Leitung sowie die Bäckermeister Lutz Chichowitz und Udo Ruhig (v.l.). © Anne Hasselbach

Panschwitz-Kuckau. Es duftet lecker nach frisch gebackenem Kuchen, nach Brot und Brötchen. Kunden fühlen sich gleich wohl, wenn sie die Klosterbäckerei in Panschwitz-Kuckau betreten. Denn mit einem strahlenden Lächeln empfängt Cornelia Pitzius die Kunden, genauso wie die Gäste des Klostercafés St. Michael, das durch einen schmalen Gang mit der Verkaufsstube verbunden ist.

Das Besondere daran: Conny Pitzius ist behindert, sie gehört zur Werkstatt St. Michael im Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau. Und sie ist nicht die Einzige mit einem Handicap, die in der Backstube wie auch im Verkauf und im Café arbeitet. „Aktuell sind zwei bis drei Mitarbeiter der Werkstatt im Bäckereibereich beschäftigt. Möglich wären zehn“, erklärt Manuela Zschornack, die Teamleiterin der integrativen Bäckerei. Die Arbeit in der Bäckerei wie auch im Café sei nicht leicht, nicht jeder Behinderte eigne sich dafür. So müssen die Mitarbeiter zum Beispiel einen Tisch perfekt eindecken, Kaffee und Kuchen servieren, eine Bestellung aufnehmen.

Seit Eröffnung Höhen und Tiefen durch Corona

Eine, die das alles bestens beherrscht, ist Cornelia Pitzius. Dazu kommt ihr immer strahlendes Lächeln. „Damit zieht sie die Gäste sofort auf ihre Seite“, sagt Manuela Zschornack. Aber es müsse auch viel geübt werden, zum Beispiel das Gehen mit dem Tablett in der Hand oder auch die Bedienung der modernen Kaffeemaschine. Um Letzteres zu erleichtern, erscheint anstelle der Bezeichnung auf dem Monitor ein Bild für die jeweilige Kaffeespezialität.

„Wichtig ist, dass die Menschen mit Behinderung bestimmte Kompetenzen erlernen, es handelt sich schließlich um ein Integrationsprojekt“, sagt Manuela Zschornack.

Das Klostercafé gibt es erst seit knapp zwei Jahren. „Wir haben es im Sommer 2020 das erste Mal geöffnet, also kurz nach der ersten Corona-Welle“, blickt Werkstattleiterin Karin Ziesch zurück. Aufgrund der Pandemie wurde nie richtig Eröffnung gefeiert, konnten auch immer nur sporadisch Gäste empfangen werden. In den Sommermonaten, wenn auch der Klostergarten geöffnet ist, herrschte manchmal Hochbetrieb, der kaum zu bewältigen gewesen sei. Dazwischen gab es Zeiten, wo das Café gar nicht geöffnet werden konnte.

Moderne Elemente im historischen Gewölbe

Das Café entstand im ehemaligen Ausstellungsraum des Christlich-Sozialen Bildungswerkes. Für den Umbau zog das Kloster Inneneinrichter René Freier hinzu. „Wichtig war mir, das historische Ambiente des Gewölbebaus mit modernen Elementen zu kombinieren“, erklärt er. Das Gewölbe und die Säulen sind geblieben, eine Granitwand wurde durchbrochen und das Café in verschiedene Bereiche unterteilt.

So gibt es eine Mutti-Kind-Ecke mit gemütlichen Sofas und einen Spielbereich sowie eine kleine Ecke für die ältere Generation. Dort hängen zum Beispiel Kannen und Tassen an einem Gitter. Gäste können dort an einem Zweiertisch Platz nehmen. Auch Familienfeiern sind möglich, wenn die Tische im größeren Bereich zu einer Tafel zusammengestellt werden. So feierte Äbtissin Mutter Gabriela im Klostercafé ihren 60. Geburtstag.

Hingucker im Café sind die vielen Dekoelemente, angefangen von modernen Bildern über Gläser mit Samen, einen Vogelkäfig, der an der Decke hängt, bis hin zu Kaffeebohnen in kleinen Behältern und vielen Pflanzen. Die Möbel sind in einem warmen Braunton gehalten. Bei der Ausstattung haben auch die Beschäftigten der Tischlerei und der Landschaftspflege der Behindertenwerkstatt mitgeholfen. Fast ein Jahr dauerte der Umbau des Cafés, der über das Projekt Interreg gefördert wurde.

„Hier wird Inklusion wirklich gelebt“

Das Café ist inzwischen zu einem Ort der Begegnung zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen geworden. „Hier wird Inklusion wirklich gelebt“, sagt Karin Ziesch. Die Behinderten arbeiten mit den anderen Beschäftigten, zum Beispiel einer Verkäuferin oder den beiden Bäckermeistern Udo Ruhig und Lutz Chichowitz, eng zusammen. Manchmal stehen sie in erster Reihe, wie eben im neuen Café.

Cornelia Pitzius, die selbstständig in einer Wohngruppe lebt, ist stolz auf ihre Arbeit. „Das macht wirklich viel Spaß“, sagt sie. Manche Gäste würden anfangs etwas verdutzt schauen, aber dieser Moment sei schnell vorbei- spätestens, wenn Cornelia Pitzius ihr strahlendes Lächeln aufsetzt. Auch gerade deshalb freut sie sich darauf, wenn nun im Frühling wieder mehr Gäste ins Kloster kommen – und auch einen Abstecher in das besondere Café machen.