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Pulsnitzer Schützenhaus braut jetzt eigenes Bier

Schützenhaus-Wirt Dirk Busch hat die Corona-Zwangspause zum Experimentieren genutzt. Nun gibt's das Ergebnis zu kosten.

Von Ina Förster
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Dirk Busch, Juniorchef im Pulsnitzer Schützenhaus, hat sich seinen Traum erfüllt: Er braut jetzt sein eigenes Bier. Ab sofort läuft das "Original Pulsnitzer Schützenbier" aus dem Hahn in die Gläser.
Dirk Busch, Juniorchef im Pulsnitzer Schützenhaus, hat sich seinen Traum erfüllt: Er braut jetzt sein eigenes Bier. Ab sofort läuft das "Original Pulsnitzer Schützenbier" aus dem Hahn in die Gläser. © Matthias Schumann

Pulsnitz. Ein Gasthaus war es schon lange. Zum Brauhaus ist es nun erst geworden - das Pulsnitzer Schützenhaus startet mit einer Besonderheit durch. Juniorchef Dirk Busch braut seit Kurzem eigenes Bier. "Es ist eins nach böhmischer Vollbierart geworden, angesiedelt zwischen Pilsner und deutschem Export", sagt Busch. Der Gerstensaft läuft bereits gefällig aus dem Hahn.

Und er schmeckt - die ersten Vorkoster hätten das bestätigt. Und ein Braumeister habe das "Original Pulsnitzer Schützenbier" wohlwollend abgenommen, sagt Dirk Busch. "Daran war uns viel gelegen. So einen Fachmann braucht es, um eventuelle Braufehler zu vermeiden", erklärt der 46-Jährige. Die Feuer- oder besser Bierprobe ist also bestanden.

Corona brachte einen tiefgreifenden Einschnitt

Schon seit etwa zwei Jahren geisterte bei Familie Busch die Idee durch den Kopf, eigenes Bier herzustellen. "Durch Corona haben wir das Ganze verworfen, es waren plötzlich leider andere Dinge wichtig", sagt der Juniorchef. "Nicht im Entferntesten hätten wir uns vorher träumen lassen, dass ein Virus einen derartig tiefgreifenden Einschnitt in unseren Geschäftsbetrieb verursachen kann."

Doch er und sein Vater Gerd Busch, der die Geschäfte führt, wurden eines Besseren belehrt. "Wir hatten gerade einen umfangreichen Küchenumbau hinter uns und waren dabei, weiter insbesondere in den Pensionsbereich zu investieren. Ein Blick in die Reservierungsbücher versprach uns ein hoffnungsvolles Jahr 2020", blickt Dirk Busch zurück.

Der erste Lockdown im März setzte dann allen Hoffnungen ein abruptes Ende. "Corona war für uns ein plötzliches Abbremsen aus voller Fahrt in den kompletten Stand." Innerhalb kürzester Zeit änderte sich der betriebliche Fokus von Zukunftsplanung auf Sicherstellung des Fortbestandes. Eine Erfahrung, mit der Familie Busch in den Anfangszeiten des Betriebes fast täglich konfrontiert war. "Nach einer positiven 23-jährigen Entwicklung schien sich aber urplötzlich das Rad zurückzudrehen", sagen die Buschs.

Zwei 50-Liter-Brauanlagen im Gewölbekeller

Ein erfolgreicher Neustart ist deswegen jetzt um so wichtiger. In den letzten Monaten habe man mit angezogener Handbremse arbeiten müssen. Nun endlich stehen wieder Reservierungen im Buch. Das mache Mut. Und dem Wegfall der Corona-Regeln ab 3. April sehe man freudig entgegen.

Während der Zeit der Einschränkungen blieb allerdings mehr Zeit zum Tüfteln. "Die Idee mit dem Bier nahm 2021 wieder Fahrt auf, als ein guter Freund ein Hobby-Braupaket geschenkt bekam. Das war die Initialzündung für mich. Zuerst habe ich mit einer 30-Liter-Anlage begonnen zu experimentieren", erzählt der Wirt. Mittlerweile stehen zwei 50-Liter-Anlagen im uralten Gewölbekeller unter der Gaststube. Eine Schau-Brauanlage in der Gaststätte ist vorerst aber nicht geplant.

Bier lagert sechs Wochen, ehe es ins Glas kommt

Bierbrauen habe viel mit Mathematik und Hintergrundwissen zu tun. Wenn beispielsweise ein metallischer Geschmack auftauche oder eine gewisse "Gemüsenote", dann sei unsauber gearbeitet worden. Dies sollte nicht passieren. "Es macht riesigen Spaß, weil es eben so eine vielschichtige Arbeit ist", sagt Dirk Busch.

Im Keller jedenfalls sei genügend Platz. "Wir starten dennoch klein, tasten uns langsam an die Materie und schenken vorerst nur Fassbier aus." Etwa 100 Liter Bier fließen momentan monatlich aus den Braukesseln. Die Option für mehr steht. Die Gärkapazität im Keller sei schon einmal auf 300 Liter erweitert worden. Sechs Wochen lagert das Pulsnitzer Schützenhausbier nämlich, ehe es ins Glas kommt.

"Wir haben es den Wünschen und Geschmacksvorstellungen unserer Stammgäste angepasst", erklärt Busch. Mit milder Hopfennote und kräftigem Malzkörper. Gearbeitet wird mit Saazer Hopfen. Diese bekannte Sorte aus Tschechien wird weltweit zum Bierbrauen verwendet. Sie gibt unter anderem dem Pilsner Urquell seinen Geschmack.

Hier wurde investiert: Foyer, Saalgarderobe, Toiletten

So starten die Schützenhaus-Wirte nun optimistisch und mit einem Highlight ins Frühjahr. Gastwirte seien eben keine Typen, die den Kopf in den Sand stecken. "In unserer Branche kennt man sich mit Krise und Krisenbewältigung leider gut aus. Und so wie viele unserer Kolleginnen und Kollegen haben wir versucht, das Beste aus der schwierigen Corona-Zeit zu machen. Umso mehr hat es uns gefreut, wie viele unserer Gäste mit uns gefühlt, gelitten und gehofft haben", sagt Dirk Busch.

Und das Bier ist nicht das einzige Neue im Pulsnitzer Schützenhaus: Aus dem ehemals dunklen Foyer wurde ein freundlicher Eingangsbereich - mit historischem Gastro-Rückblick. Weiterhin wurde die alte Saalgarderobe zum gemütlichen Heimatzimmer umgebaut. Auch die etwas in die Jahre gekommenen Toiletten im Foyer wurden modernisiert. Und das „Grüne Zimmer“ hat nun einen eigenen Außenbereich, den die Gäste unabhängig vom Betrieb im Lindengarten nutzen können.

"Wir hoffen und erwarten, dass Wissenschaft und Politik einen Weg finden, wie wir als Gesellschaft künftig mit Corona umgehen, ohne dass jedes Mal ein Teil der Gesellschaft um seine Existenz bangen muss", wünschen sich Gerd und Dirk Busch.