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Kamenz: Bestattung unter Waldbäumen

Seit einigen Monaten gibt es in Kamenz einen Friedwald. 80 Menschen fanden hier bisher die letzte Ruhestätte. Friedförster laden am Sonnabend zum Rundgang ein.

Von Reiner Hanke
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Seit dem vorigen Herbst hat Kamenz einen Bestattungswald. Am Sonnabend sind mit Anmeldung Führungen möglich.
Seit dem vorigen Herbst hat Kamenz einen Bestattungswald. Am Sonnabend sind mit Anmeldung Führungen möglich. © René Plaul

Kamenz. Im vorigen Herbst eröffnete im Kamenzer Ortsteil Brauna ein Bestattungswald am Vogelberg. Etwa 38 Hektar Forst sind hier für Beerdigungen in den kommenden 99 Jahren reserviert.

Im vergangenen Jahr waren noch keine Bestattungen angemeldet. Inzwischen habe es seit der Eröffnung Ende Oktober knapp 80 Beisetzungen gegeben, erklärt Franziska Bittel vom Betreiber des Friedwaldes, der Friedwald GmbH mit Sitz im hessischen Griesheim. Die meisten Anmeldungen kämen aus Kamenz, aber nicht ausschließlich.

Fast 300 Menschen hätten sich insgesamt bisher für einen Baum oder Platz am Vogelberg entschieden: "Man kann also sagen, dass der Bestattungswald gut angenommen wird", so Franziska Bittel.

Friedwald-Förster laden zu Führung ein

Am kommenden Sonnabend, 14 Uhr laden Friedwald-Förster zu einer kostenlosen Waldführung ein. Vorgesehen ist ein gemeinsamer Spaziergang durch den Bestattungswald. Dabei wird das Konzept der Bestattung in der Natur erklärt: über die Auswahl des passenden Baumes bis hin zur Gestaltung von Beisetzungen. Die Tour dauert etwa eine Stunde. Es sei Gelegenheit, Fragen zum Friedwald zu stellen und die Schönheiten des Waldes zu entdecken.

Eine Besonderheit im Friedwald Kamenz ist der kunstvoll gestaltete Andachtsplatz mit einer Schutzhütte, zahlreichen Sitzgelegenheiten und einer Holzstatue, welche die Ringparabel aus „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing aufgreift. Am Andachtsplatz können beispielsweise Trauerfeiern stattfinden.

Grabschmuck liefert die Natur

In dem Bestattungswald wird die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen unter Bäumen beigesetzt. Eine kleine Namenstafel am Baum kann auf die Grabstätte aufmerksam machen. Den Grabschmuck übernimmt die Natur immer jahreszeitlich passend mit Blumen, Farnen, Moosen, Pilzen, buntem Laub oder auch Schnee im Winter.

Initiator des Kamenzer Friedwaldes war André Ransch vom privaten Familienforstbetrieb Vogelberg. Das kleine Unternehmen kümmert sich zugleich um die Pflege des Areals. Schon vor 20 Jahren hatte er den Gedanken für den Friedhof im Wald entwickelt, berichtete er zur Eröffnung. Es sei ein langer, auch bürokratischer Weg gewesen.

Träger des Fried-Waldes ist die Stadt. In Kamenz hatte es in den Jahren zuvor viel Für und Wider zu diesem Projekt gegeben. Letztlich hatte sich eine Stadtratsmehrheit für das Projekt entschieden.

Die Friedwald GmbH betreibt deutschlandweit 75 Standorte mit Friedhöfen in der Natur.

Treffpunkt ist am Sonnabend die Infotafel am Friedwald-Parkplatz am Lückersdorfer Weg in Brauna. Der Veranstalter weist darauf hin, dass die Zahl der Teilnehmer für die Waldführung begrenzt ist. Eine Anmeldung unter www.friedwald.de/kamenz oder 06155 848-100 ist erforderlich.