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So teuer ist der Blumenschmuck fürs Kamenzer Forstfest

Gestiegene Preise betreffen auch Kränze, Bögen und Füllhörner für die Umzüge. Was das für Gärtner, die Stadt und die Eltern der Umzugsteilnehmer bedeutet.

Von Ina Förster
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Gärtner Heiko Petasch kontrolliert täglich sein Asternfeld. Im Februar hat er die Blumen ausgesät, mit denen er nun die Kränze fürs Kamenzer Forstfest gestaltet.
Gärtner Heiko Petasch kontrolliert täglich sein Asternfeld. Im Februar hat er die Blumen ausgesät, mit denen er nun die Kränze fürs Kamenzer Forstfest gestaltet. © Archivfoto: Anne Hasselbach

Kamenz. In gut einer Woche beginnt das Forstfest. Nach zwei Jahren corona-bedingter Abstinenz freuen sich die Kamenzer auf ihr Schul- und Heimatfest. Zudem erwartet die Stadt Zehntausende Besucher. Neben Rummelplatz im Forst, Eröffnungskonzert, Bierprobe, weiteren Konzerten, Schauturnen und Höhenfeuerwerk gehören vor allem die blütenreichen Festumzüge zum traditionellen Treiben, das vom 19. bis 25. August stattfindet.

Mehr als 1.000 Mädchen und Jungen von Kamenzer Schulen haben sich für die Umzüge angemeldet. Am 22. und am 25. August werden sie unter den Augen Tausender Zuschauer durch die Altstadt strömen. In ihren Händen tragen die weiß gekleideten Kinder dann Kränze, Bögen, Lyren, Blumen-Körbchen und Füllhörner.

Diese entstehen Tage vorher in kunstvoller Arbeit - zum großen Teil in fünf Kamenzer Gärtnereien, unter anderem bei Familie Scheffler. Sie hält schon über Jahre zur Stange, auch wenn der Aufwand sich stetig erhöhte und die Blumenpreise stiegen. Andererseits gebe es immer weniger Menschen, die bei der Arbeit mittun. "Wir werden am Wochenende davor wieder 15 freiwillige Helfer sein, doch es wird schwieriger", sagt Horst Scheffler. Alters- und gesundheitsbedingt habe er deshalb in diesem Jahr nur die Hälfte an Bestellungen angenommen.

Mitunter wurden Kunden weggeschickt

Auch andere Gärtnereien verfahren so, denn sie plagen ähnliche Sorgen. Mitunter kam es deshalb vor, dass Kunden weggeschickt wurden - und das bereits am letzten Schultag vor den Sommerferien. Prekär dabei: Die meisten Schülerinnen und Schüler erfuhren erst an diesem Tag, ob und welches Forstfest-Element sie im August tragen werden. Bei einigen Gärtnern war das Bestellbuch da schon voll.

Dennoch: Alle mitlaufenden 1.170 Forstfestkinder werden am 22. und 25. August ihren Blütenschmuck in den Händen halten. "Wir mussten mehr Aufträge annehmen, als wir vornweg geplant hatten. Irgendwie wird es nun gehen", sagt Gärtner Heiko Petasch. 71 Kränze stellt er her, dazu kommen Füllhörner und Bögen. Und das alles mit seinem Team, das sich aus Freunden und Bekannten zusammensetzt. "Vielleicht kann die Stadt ja darüber nachdenken, ob man diesen Menschen nicht auch ein kostenloses Eintritts-Wochenpaket zukommen lässt wie den Rankewindern auf dem Markt", regt Petasch an.

Bereits in den letzten Jahren vor Corona wurden auswärtige Gärtner-Kollegen gefragt, ob sie nicht auch Aufträge übernehmen könnten. Aber bislang wollte wohl keiner ran, vermutlich auch wegen des Aufwand-Nutzen-Faktors. "Früher kostete ein voller Blumenkranz mit Astern und Dahlien 89 Euro. Jetzt sind es 250 Euro", sagt Horst Scheffler. Als Gewinn bleibe für die Gärtner aber trotzdem nicht viel hängen. Sie müssten mittlerweile im Einkauf 50 Cent für die Aster zahlen. Auch die Preise für Reisig, Draht und Zubehör seien enorm gestiegen.

Eltern zahlen 20 Euro pro Schmuckelement

Die Stadt Kamenz gibt jährlich eine Preisempfehlung für den Schmuck heraus, der auch im Forstfestheft abgedruckt wird. "Wir haben lange auf den Umstand hingewiesen, dass wir mit den bisherigen Summen nicht mehr kalkulieren können", sagt Horst Scheffler. Im April gab es eine gemeinsame Beratung, und man sei sich schnell einig gewesen, dass die Preise steigen müssen. So muss nun auch die Stadt tiefer in die Tasche greifen, denn außer einem Elternanteil von 20 Euro pro Element finanziert sie den Blumenschmuck.

Die Kosten für die Stadt belaufen sich in diesem Jahr geschätzt auf 28.000 Euro. "Durch die etwas geringere Teilnahme der Schüler aufgrund der Ferienzeit hält sich die Summe der Aufwendungen im Vergleich zu 2019 die Waage", sagt Stadtsprecherin Simone Rietscher.

Im nächsten Jahr, wenn das Forstfest in der Schulzeit stattfindet, werde sich die Aufwendung sicher mehr bemerkbar machen. Der Elternbeitrag pro Schmuckelement sei zuletzt 2016 erhöht worden. Auch dieses Jahr bleibe es noch bei 20 Euro.

Astern und Reisig auch aus eigener Produktion

In Sachen Blumenbeschaffung sind die meisten Gärtner alte Hasen. So ging Heiko Petasch, als klar war, dass das Forstfest 2022 stattfindet, ans Aussäen der Astern auf dem eigenen Feld. "Trotzdem kaufe ich etwa 12.000 Astern beim Großhändler dazu. Da habe ich bereits vor Monaten bestellt", sagt er.

Auch die Lebensbäume auf dem Hof dienen wie immer der Reisig-Gewinnung. "Bei dieser Dürre müssen wir allerdings zuwässern", sagt Petasch. Denn das Wetter macht eben auch Probleme. "Die meisten von uns arbeiten mit Tröpfchen-Bewässerungs-Schläuchen und Zeitschalt-Uhren bei den Astern. Anders geht es nicht. Natürlich haben wir einen enormen Wasserverbrauch diesen Sommer."

"Alles fürs Forstfest", sagt Heiko Petasch lachend. Bei ihm beginnt es bereits dieser Tage. Die ersten Blumen liegen geschnitten im Kühlhaus, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.