Kamenz: Millionen-Investition beim Entsorger Nehlsen

Kamenz/Radeberg. Die grün-weißen Entsorgungsfahrzeuge der Firma Nehlsen sind im Raum Kamenz und Radeberg überall unterwegs. Doch hier vollzieht sich derzeit ein großer Umbruch: In den Kamenzer Standort wird kräftig investiert. Parallel dazu wird der in Radeberg zum 1. Oktober komplett geschlossen - mit allen Sparten von der Kanalreinigung, über die Müllentsorgung und Grünanlagenpflege bis zum Wertstoffhof.
Den Standort Radeberg habe man aufgegeben, da er für ein Entsorgungsunternehmen ungünstig gelegen und mitten in einem Wohngebiet angesiedelt sei, erklärt Pressesprecherin Nele Sophie Cichon aus der Unternehmenszentrale in Bremen. Die Niederlassung an der Pillnitzer Straße sei nicht mehr entwicklungs- beziehungsweise ausbaufähig gewesen. Der Rückzug von Nehlsen aus Radeberg sei schon länger geplant, heißt es aus der Radeberger Stadtverwaltung.
Kamenzer Standort jetzt mehr als doppelt so groß
Ganz anders sieht es für Kamenz aus. Auf das Areal dort konzentriert sich jetzt das Engagement des Entsorgers in der Region. Man nutze die Möglichkeit, die bestehenden Anlagen an der Neschwitzer Straße am Rande der Stadt auszubauen. Der Standort ist bereits auf mehr als die doppelte Größe gewachsen.
„Dadurch werden Arbeitsplätze in der Region Kamenz geschaffen“, erklärt Sprecherin Nele Sophie Cichon. Dass helfe auch beim Strukturwandel in der Lausitz durch den Braunkohleausstieg. Auch alle bisher in Radeberg Beschäftigten, so versichert Nehlsen Sachsen, seien weiterhin bei dem Entsorger beschäftigt, entweder in Kamenz oder in anderen Betriebsstandorten, teilt Nele Sophie Cichon mit. Rund 100 Mitarbeiter sind derzeit in Kamenz tätig.
Die Nehlsen Sachsen GmbH konzentriere sich jetzt in Ostsachsen auf zwei Hauptstandorte: im Raum Meißen auf Niederau und im Raum Bautzen auf die Stadt Kamenz. Hier investiert der Entsorger nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Euro inklusive Geld aus der Kasse des Freistaates, der das Projekt fördert.
Nehlsen muss mindestens fünf neue Arbeitsplätze schaffen
Damit sind allerdings Auflagen verbunden. So ist das Unternehmen verpflichtet, mindestens fünf neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das werde eingehalten durch neue Kraftfahrer, aber auch Maschinisten und in der Instandhaltung, versichert das Unternehmen. Aus Radeberg ziehe außerdem die gesamte Leitung der Betriebsstätte nach Kamenz, die nun hier ihren Sitz hat.
Rund 20.000 Quadratmeter Land hat Nehlsen von einem Fischereigelände in der Nachbarschaft zugekauft, somit verfüge man jetzt über ein Betriebsgelände von fast 50.000 Quadratmetern. Auf der gewonnenen Fläche hat Nehlsen bereits ein neues Sozial- und Verwaltungsgebäude errichtet.
Zur Investition gehören auch ein Parkplatz und ein neuer Wertstoffhof. Der steht sowohl Privatkunden, als auch für Gewerbe und Kommunen offen.
Restarbeiten am Sozial- und Verwaltungsgebäude, sowie am Parkplatz sollen bis Ende Oktober fertig sein. Der neue Wertstoffhof werde später fertig gestellt. Plan sei es, teilt Nehlsen mit, dass dieses Jahr die Ausbauarbeiten erledigt werden.
Auch die Kundenströme könnten durch getrennte Ein- und Ausfahrtswege nun besser gelenkt werden. Dafür wurde eine weitere Zufahrt aktiviert. Elektroaltgeräte können in Kamenz kostenlos im Wertstoffhof von Nehlsen, aber auch wie bisher bei der Firma GlauCon an der Macherstraße abgegeben werden.
Mehr Verkehr durch mehr Müllfahrzeuge
Mit dem Ausbau des Nehlsen-Standortes steigt nach Angaben der Sprecherin auch die Anzahl der in Kamenz stationierten Müllfahrzeuge, ebenso die Menge an Abfall, der hier umgeschlagen, gelagert und behandelt wird. Um die 30.000 Tonnen Abfall sollen künftig pro Jahr umgeschlagen werden.
Das hat auch Auswirkungen auf den Verkehr im Umfeld. Der Ortschaftsrat hat deshalb nach Angaben der Stadt darauf Wert gelegt, dass der Lkw-Verkehr ausschließlich über die Staatsstraße 94, also die Umgehungsstraße, rollt und nicht über die Neschwitzer Straße mit den Wohngrundstücken. Das sei auch so geregelt worden.
Mit dem Aus des Standortes in Radeberg endet dort auch der Service für die Bürger in Form des Wertstoffhofes. Zuletzt konnten dort ohnehin nur noch Elektroaltgeräte abgegeben werden. Den Wegfall bedauern auch Kunden aus dem Rödertal. Sie wüssten nun zum Beispiel nicht mehr, wohin mit ihren elektrischen Altgeräten.
So geht es in Radeberg mit dem Wertstoffhof weiter
Aus dem Landratsamt heißt es dazu, dass der Landkreis auf die Schließung des Standortes in Radeberg grundsätzlich keinen Einfluss habe, weil es eine Entscheidung des Unternehmens sei. Es werde aber weiterhin eine Lösung für die Annahme von Elektroaltgeräten durch Nehlsen geben, nur etwa 300 Meter entfernt.
Das bestätigt der Entsorger: „Die bisherige Annahme wird weiterhin in Radeberg sein." Elektrische Altgeräte könnten die Bürger ab Oktober auf dem Gelände der Zumpe Entsorgungs-und Verwertungs GmbH, Oststraße 1E, abgeben.
Das Landratsamt teilt außerdem mit, dass die Firma Zumpe selbst die Aufgabe des Wertstoffhofes übernehmen und Abfälle von Sperrmüll bis Grünschnitt entgegennehmen wird.
Das ehemalige Areal in Radeberg hat der Entsorger Nehlsen bereits verkauft. Zur weiteren Entwicklung auf dem Gelände könne man dort nichts sagen.
Dieser Artikel wurde am 29. September um 9.45 Uhr ergänzt.