Kamenz. Was sollte nicht schon alles auf dem Areal des alten Kamenzer Krankenhauses entstehen: Vom Kunstmuseum für Georg Baselitz bis hin zur Alters-Residenz spannten sich die Ideen in den vergangenen Jahren. Nun stehen die Zeichen eindeutig auf Neubeginn. Ende September wurde der Stadt die konkrete Zukunft des Objektes präsentiert. Die Oberlausitz-Kliniken wollen hier ein Betreutes Wohnen etablieren. Doch bis dahin muss noch einiges passieren.
Besitzer des Areals ist die Bautzener Firma Hentschke Bau. Diese erwarb es samt denkmalgeschütztem Barmherzigkeitsstift als Herzstück bereits im März vergangen Jahres. Für eine Summe von 312.000 Euro verkaufte die Stadt das Grundstück in der Altstadt. Damit endete nach fast 20 Jahren die Ungewissheit über die Zukunft einer der wichtigsten Immobilien der Lessingstadt. Bis zum Jahr 2000 war hier das Malteser-Krankenhaus untergebracht. Dieses zog jedoch an den Stadtrand nach Wiesa.
Investor kauft weiteres Flurstück
Die Firma Hentschke Bau, ein Unternehmen mit mehr als 160-jähriger Tradition, wird für die Sanierung und den Neubau fünfeinhalb bis sechs Millionen Euro in die Hand nehmen. So der aktuelle Stand. Von den ursprünglich 4,5 Millionen ist man bereits abgerückt. Im letzten Stadtrat war die Investition noch einmal Thema, denn der Bauherr benötigt ein zusätzliches Grundstück.
Zum Hintergrund: Aus Denkmalschutzgründen ist der Vorderbereich, also der Gebäudeteil, der in Richtung Schienen zeigt, schutzwürdig und darf nicht verändert werden. Damit trotzdem eine entsprechende Zufahrt zum Hinterhof - zum Beispiel auch für Rettungsfahrzeuge - gewährleistet werden kann, brauchte man eine weitere kleine Teilfläche. Das Ganze spielt sich im Rahmen des Bebauungsplanes ab. Für 468 Quadratmeter zahlt Hentschke Bau nun nochmal knapp 10.880 Euro an die Stadt. Der Veräußerung der Zusatzflächen wurde einstimmig stattgegeben. Schließlich sind alle Fraktionen froh, dass es vorwärts geht.
50 Wohnungen sollen entstehen
Insgesamt an die 50 Wohnungen werden auf dem Gelände entstehen, aber auch Gemeinschaftsräume. Der denkmalgeschützte Altbau wird erhalten. Ein Neubau mit drei Etagen kommt hinzu.
"Eigentlich sollte es im Dezember-Stadtrat eine genauere Projekt-Vorstellung geben, aber das müssen wir in das erste Quartal 2021 schieben", sagte Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos). Die Sitzung am 16. Dezember ging Corona-bedingt mit abgespeckter Tagesordnung über die Bühne.
Die Oberlausitz-Kliniken mit Sitz in Bautzen agieren in Kamenz mit ihrer Tochtergesellschaft Westlausitz Pflegeheim und Kurzzeitpflege Gesellschaft. In Kamenz ist man bereits mit dem Pflegedienst "Am Herrental" präsent. Selbiger wird von der Pulsnitzer Straße mit in das neue Objekt einziehen. Auch eine Arztpraxis soll als Ergänzung hinzu kommen. Hier werden die Fühler gerade in alle Richtungen ausgestreckt.
Suche nach verlässlichem Partner war schwierig
Damit bauen die Oberlausitz-Kliniken ihr Engagement vor Ort aus. "Das betreute Wohnen ist ein Bindeglied zwischen den eigenen vier Wänden und der stationären Pflege", so Rogowski. Bereits jetzt das Unternehmen etwa 1.200 Plätze in der Seniorenpflege.
"Noch in diesem Jahr soll der Bauantrag bei der Stadt gestellt werden", so Pressesprecher Thomas Käppler. Ursprünglich wollte Hentschke Bau viel weiter sein. Doch die Suche nach einem verlässlichen Partner und künftigen Betreiber gestaltete sich schwieriger als gedacht.
Umso erfreulicher, dass nun alles in trockenen Tüchern ist. "Der Um- und Ausbau kann 2021 starten", so Käppler. Im zweiten Quartal 2023 könnten voraussichtlich dann die ersten Bewohner einziehen. Einen Kauf der fertigen Immobilie schließen die Oberlausitz- Kliniken nicht aus.
Historische Vorderfront wird erhalten
Was für die meisten Kamenzer wichtig ist: Die Wiese hinter dem Stift wird zu einem Park umgestaltet, der nicht nur für die künftigen Bewohner, sondern für alle Bürger offen sein wird - mit einer Verbindung zum Bönisch-Mausoleum. Gottfried Bönisch hatte 1826 die Kamenzer Einrichtung als erstes sächsisches Krankenhaus eröffnet. Der Freigeist galt als Vorreiter und Pionier. Für den Bau des Barmherzigkeitsstifts hatte er weltweit Spenden gesammelt.
Bei der Sanierung sind deshalb umfangreiche denkmalpflegerische Auflagen zu erfüllen. Die betreffen unter anderem die Vorderfront mit der Inschrift "Seyd barmherzig", das Eingangsportal und die Außenanlagen. Innen steht eine historische Treppenanlage im Fokus. Die Stadt selbst hatte in der Vergangenheit Abriss- und Erschließungsarbeiten auf dem Gelände sowie Dach- und Schwammsanierung im Stift durchführen lassen, um das Areal zu sichern.
Mehr Nachrichten aus Bautzen lesen Sie hier.